Auf Reise Heimat 23. Dezember 2009

Wie die Bahn versucht eine ganze Region vom Fernverkehr abzukoppeln

Ich kann mir echt nicht vorstellen, was sich die Cheffahrplan-Planer der Bahn dabei gedacht haben. Fakt ist jedenfalls, dass man seit dem neuen Fahrplan (13.12.2009) in Stuttgart praktisch abgekoppelt wurde vom Fernverkehr, wenn man weiter nach Schwäbisch Gmünd, Aalen, Crailsheim, Ansbach oder Nürnberg wollte.

Mir ist es nämlich selbst so gegangen letzten Donnerstag. Mein ICE aus Richtung Mannheim kam um 18:08 Uhr in Stuttgart Hbf Gleis 15 an. Idealerweise sollte der IC nach Crailsheim von Gleis 16 abfahren. Wer sich nicht ganz so auskennt. Gleis 15 und 16 sind in Stuttgart ein Bahnsteig, man hätte also nur 5-6 Meter laufen müssen. Da es knapp wurde mit der Umstiegszeit, hatte ich meinen Anschluss sogar noch angemeldet beim Zugpersonal. Normalerweise wird dann immer geschaut, dass die Züge warten und dadurch notfalls eben auch 2-3 Minuten später abfahren.

IC auf freier Fahrt

IC auf freier Fahrt

Nur was war bei mir geschehen? Ich stieg als zweiter aus dem ICE aus und alles was ich sah bzw. hörte war das Pfeifen für das Abfahrtssignal und das Zuklatschen der Türen am InterCity. Und schon setzte sich der IC in Bewegung. Typischer Fall von scheiße gelaufen dachte ich, denn der ICE wartete in Mannheim schließlich schon 2-3 Minuten auf Fahrgäste aus einem verspätetenen IC. Aber als ich auf die Uhr sah und dann nochmal den Fahrplan kontrollierte, stellte ich 2 Dinge fest: 1. wir kamen genau pünktlich in Stuttgart an, die Verspätung konnte wieder gut gemacht werden und 2. die Abfahrt des IC wird mit 18:07 Uhr angegeben. Super, da hatte ich also minus eine Minute Zeit zum Umsteigen. Das würde dann nicht einmal mehr Chuck Norris schaffen.

Oder anders ausgedrückt: wenn man berücktsichtig, dass die IC-Linie nur im 2 Stunden-Takt fährt, dann hatte ich umsteigefreundliche 119 Minuten Zeit zum Umsteigen. Prima liebe Bahn! Nur leider habens manche Leute manchmal ein bisschen eilig. Außerdem war der IC um 18:07 Uhr der letzte, um 20:07 Uhr fuhr keiner mehr.

Nachdem ich jetzt ja ein wenig Zeit hatte, hab ich die Fahrpläne genauer studiert. Ankunft des ICEs aus Richtung Mannheim / Frankfurt / NRW / Berlin ist immer zur Minute 08 auf Gleis 15. Und die Abfahrt des ICs nach Nürnberg ist immer zur gerade Stunde in der Minute 07 auf Gleis 16. Sprich das Spielchen wiederholt sich jetzt Tag für Tag, Woche für Woche bei jedem IC, der abfährt immer und immer wieder neu. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bahntrasse der Remsbahn bis Aalen so voll ist, dass man hier nicht zum Beispiel die ICs immer zur Minute 10 abfahren lassen könnte. Und wenn doch, dann muss man eben zuerst die Fernverkehrszüge passieren lassen und nach den müssen sich dann die Regionalbahnen und S-Bahnen richten.

Möglichweise steckt aber doch System dahinter? Vielleicht will die Bahn auf der Strecke ja garkeine Fahrgäste mehr haben. Je schlechter die Auslastung der IC-Strecke ist, desto schneller kann die Bahn sie in 1-2 oder 3 Jahren komplett streichen. Ich will ja niemand was böses unterstellen, aber in der Hinsicht würde es Sinn machen. Man müsste jetzt mal noch die Anschlüsse in Nürnberg kontrollieren und wenn man aus Aalen in Stuttgart ankommnt, ob dann auch der ICE vor der Nase wegfährt.

Ich bin an dem Abend jedenfalls nicht mehr mit dem IC heimfahren, sondern musste den Regionalexpress über Aalen nehmen. Nicht nur, dass ich 20 Minuten im Bahnhof warten musste, kam hinzu, natürlich verlängerte sich auch die Fahrzeit und Umsteigen musste man auch noch. Alles in allem war ich somit 50 Minuten später in Crailsheim als mit dem IC. Und warum? Nur weil die Fahrplan-Planer Murks gebaut haben oder die Bahn mit aller Gewalt an die Börse will und sich überall kaputt spart. Man weiß es nicht…


Dieser Artikel wurde am 23. Dezember 2009 um 16:04 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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