Fotografie Heimat 3. Februar 2013

Schaurig finstere Burgruine Hohenrechberg

Vielleicht war ich inspiriert durch das winterliche Schottland-Video von Jana (toller Travelblog by the Way), aber so ganz genau kann ich auch nicht sagen, warum ich ausgerechnet heute bei diesem stürmischen Schneeregen-Sauwetter den Rechberg, einen der Drei Kaiserberge, erklimmen musste.

Wahrscheinlich nur, um mir ein wenig den Sturm um die Ohren wehen zu lassen. Vom Wanderparkplatz aus sah ich jedoch, dass auf dem Berg nicht nur eine Wallfahrtskirche steht, sondern auch noch eine Burgruine aus dem 12. Jahrhundert.

In meinem Kopf sah ich schon unzählige Fotomotive. Es folgte ein kurzer Blick in den Kofferraum – das Glück war auf meiner Seite – mein Fotorucksack war noch drin! Nun nur noch kurz die Handschuhe rausgekramt und schon konnte es losgehen.

Erste Blicke durch den Wald auf die Ruine.

Erste Blicke durch den Wald auf die Ruine.

Oben angekommen war ich ziemlich beeindruckt über die Ausmaße der Burganlage. Im vorderen Teil befindet sich übrigens ein Café, das seine Türen aber erst wieder Ende März öffnet. Nun war mir nicht ganz klar, ob sich der Weg zum Eingangstor der Ruine überhaupt lohnen würde, aber ich habe mein Glück einfach versucht und mich durch das nur zwei Spalt breit offenstehende Tor in den Burghof geschlichen.

Mein „Mut“ wurde mit folgendem Anblick belohnt! Wie man auf Tafeln nachlesen konnte, war der letzte Teil der Überfahrt früher einmal eine Zugbrücke, so konnte man den Part bei Gefahr einfach hochziehen. Das große Tor war geschlossen, aber die kleine Tür rechts daneben stand offen und das „Betreten auf eigenen Gefahr“-Schild sagte mir, dass das Besucher wohl wenigstens halbwegs willkommen sein müssen!

Der Blick vom ersten Burgvorhof auf die ehemalige Zugbrücke.

Der Blick vom ersten Burgvorhof auf die ehemalige Zugbrücke.

Im Burgturm angekommen stand man vor einem Drehkreuz mit Münzeinwurfautomaten, das die Stiftung zur Erhaltung der Ruine dort aufgestellt hatte. Einem Plakat konnte man entnehmen, dass die Ruine in den Sommermonaten auch an Montagen, Dienstagen und Mittwochen geöffnet ist, aber von Winter stand da nichts. Ich ließ es wieder darauf ankommen und habe die 2 Euro in den Münzschlitz geworfen. Tatsächlich, das Drehkreuz ließ sich nun drehen.

Außer mir schien keiner da zu sein, es herrschte Totenstille, nur der Wind pfiff eisig durch die Schießscharten ins Innere. Um die finstere Stimmung ein wenig besser transportieren zu können, habe ich die Aufnahmen alle schwarz-weiß gemacht. Meiner Meinung nach wirkt die Ruine so finsterer.

Der Rundturm der Burgruine Hohenrechberg.

Der Rundturm der Burgruine Hohenrechberg.

Wie man schon am mächtigen Eingangsturm sehen konnte, sind nicht alle Teile der Burg zur Ruine verfallen. Über eine Treppe lässt sich das obere Ebene der Türme ebenfalls betreten.

Richtig beeindruckend fand ich auch die Fachwerkkonstruktion des Daches.

Richtig beeindruckend fand ich auch die Fachwerkkonstruktion des Daches.

Der Lauf der Geschichte ist schon irgendwie bitter: da hat die um 1200 erbaute Burg Hohenrechberg über 650 Jahre lang allen Kriegen, Belagerungen und Angriffen Stand gehalten und dann löscht sie ein einfaches Feuer – ausgelöst durch einen Blitzeinschlag im Januar 1865 – nahezu vollständig aus.

Im Dachgebälk des Eingangturmes.

Im Dachgebälk des Eingangturmes.

War das eben alles Wikipedia-Wissen? Nein, nicht ganz. So unwillkommen wie anfangs beschrieben sind Besucher auf der Ruine doch nicht, in einem wiederhergerichteten Saal hat die Stiftung sogar ein kleines Museum mit zwei Modellen eingerichtet. So konnte man erahnen, wie groß die Gebäudeflügel waren, die bis auf die Grundmauern niederbrannten.

Überreste der Burg Hohenrechberg.

Überreste der Burg Hohenrechberg.

Hintergründe und Stammbäume der schwäbischen Adelsgeschlechter konnte man auf großen Schautafeln nachlesen. Vom Dach des Museumraumes hat man einen herrlichen Rundumblick auf das Remstal und auf die anderen beiden Kaiserberge, lasst Euch den keinesfalls entgehen! Außerdem der einzige Ort innerhalb der dicken Burgmauern mit 3G-Empfang.

Überreste der ziemlich dicken Außenmauer.

Überreste der ziemlich dicken Außenmauer.

Eigentlich wollte ich die Ruine nach dem Blick in die Weite nun wieder verlassen, doch auf dem Rückweg entdeckte ich noch das Verließ im Untergeschoss. Ruhig runtergucken. Ich musste zwar ein paar Mal meinen Kopf einziehen, aber ansonsten kam ich unbeschadet wieder raus.

Nichts für Menschen mit Klaustrophobie!

Nichts für Menschen mit Klaustrophobie!

Anschließend bin ich den restlichen Berg vollends hoch zur Wallfahrtskirche, aber mehr dazu vielleicht in einem späteren Blogbeitrag.

Sollte ich Euch nun ein wenig Lust gemacht haben, die Ruine selbst einmal zu besuchen, hier noch ein paar Infos. Wenn man nicht ganz so weit wandern will, dann startet man am besten am Wanderparkplatz in der Hohenstaufenstraße in Rechberg. Ohne den Fotostopp in der Ruine sollte man für die Rundtour (Parkplatz – Burgruine – Wallfahrtskirche – Parkplatz) etwa 1,5 Stunden einplanen.

Wer will kann aber auch schon in Straßdorf oder gar in Schwäbisch Gmünd mit der Wanderung starten. In der Stauferstadt befindet sich auch der nächste Bahnhof, der von Stuttgart aus in 40 Minuten zu erreichen ist. Busse von dort nach Straßdorf bzw. Rechberg fahren auch Sonntag mindestens stündlich.

Eigentlich hat die Burgruine noch eine Homepage, aber zumindest heute Abend will der Server nicht. Wahrscheinlich befindet er sich genau wie das Café in Winterpause.

Kleines Update:
Die Homepage funktioniert zwischenzeitlich wieder, neben Fakten zur Geschichte und zur Burgschänke (man kann dort sogar essen, nicht nur Kaffee trinken) findet man hier auf die Öffnungszeiten. Besucht werden kann die Ruine von Februar bis November täglich. Im Dezember und Januar hingegen ist die Anlage geschlossen.

Zum Abschluss empfehle noch einen Blick in die Bildergalerie, dort findet man ein schönes Luftbild sowie einen Plan mit Grundriss der Burg.


Dieser Artikel wurde am 3. Februar 2013 um 23:48 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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2 Kommentare

  • Reply Rudolf Inderst 7. Februar 2013 at 11:49:11

    Erneut ein famoser Artikel!
    Dazu meine Gedanken:

    Einst lag die Burg im Winter kalt,
    es rankten sich Legenden alt.

    Schwarz-weiß, schwarz-weiß, so schwarz, und weiß,
    ich fühle mich geängstigt,
    -nicht nur, wenn man mir das Bein ausreißt.

  • Reply Walter Reißmüller 21. März 2015 at 17:15:16

    Was nur wenige wissen: Der Boden im Torturm
    bestand zum großen Teil aus einer Falltür,als weitere Abwehrmaßnahme.
    Übrigens, das Modell der intakten Burg wurde von mir erstellt!

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