Radreise 9. Juni 2018

Rheinradweg 4. Etappe: Von Colmar am idyllischen Rhein-Rhône-Kanal entlang nach Straßburg (85,2 km)

Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die vierte Etappe die schönste meiner Tour von Konstanz nach Karlsruhe war! Die ersten 15 Kilometer kannte ich zwar schon, aber bei der herrlichen Landschaft, kann man auch ruhig zweimal dieselbe Strecke radeln. Zunächst ging es nämlich am Canal du Colmar entlang wieder zurück zum Rhein-Rhône-Kanal. Hier bog ich anders als am Vortag aber nach Norden ab und folgte rund 70 Kilometer lang dem Kanal bis kurz vor Straßburg.

Etappe 4: Colmar - Rhein-Rhône-Kanal - Straßburg

Etappe 4: Colmar – Rhein-Rhône-Kanal – Straßburg

Ab dem Beginn des Kanalradwegs in Colmar bis zur Stadtgrenze von Straßburg hab ich genau einmal eine wenig befahrene Landstraße überqueren müssen. Ansonsten fährt man durchgängig auf eigenen Radwegen und unterquert jegliche Straßen zusammen mit dem Kanal. Diese Passagen waren immer ein bisschen eng und unübersichtlich. Aber wenn man sein Tempo verringert und die Klingel benutzt wie die Schweizer Postbusse in den Bergen ihr Horn, dann kommt auch unter den Brücken unfallfrei durch.

Die Route verlief meist direkt am Kanal entlang oder wie hier mit ein paar Metern Abstand.

Die Route verlief meist direkt am Kanal entlang oder wie hier mit ein paar Metern Abstand.

Große Teile der Strecke war die Bodenbeschaffenheit wie hier auf dem Bild zu sehen. Der korrekte Begriff dafür lautet „wassergebundene Decke“ – für mich ist es einfach ein schöner Waldweg ohne größere Schottersteine. Mit dem Trekkingrad perfekt zu fahren, mit einem Rennrad vielleicht nicht mehr ganz so toll. Die restlichen Abschnitte waren asphaltiert und in sehr gutem Zustand. Wenn doch mal irgendwo eine Baumwurzel die Asphaltdecke nach oben drückte, dann war die Stelle mit pinker Spraydose markiert und so bestens erkennbar.

Dörfer oder gar Städte durchquert man auf dieser Route überhaupt keine. Das einzige, was man entlang der Route sieht, sind Häuschen der Schleusenwärter. Manche davon sind auch umgebaut zum Imbiss. Aber am frühen Morgen an einem Wochentag hatten alle noch geschlossen. Wer will, kann aber den Weg am Kanal verlassen und nach ein paar hundert Meter findet dann auch wieder Dörfer, wo man einkaufen oder Rast machen kann.

Früher, als Schilder noch richtig toll aussahen! Zum Glück haben ein paar davon überlebt.

Früher, als Schilder noch richtig toll aussahen! Zum Glück haben ein paar davon überlebt.

Dadurch, dass meine Route 75 Kilometer nur geradeaus an Kanälen entlang ging, könnte man vielleicht auch behaupten sie sei langweilig, aber wenn man die Augen, Nase und Ohren offen hält, dann ist dieses Argument ziemlich schnell entkräftet. Ganz oft duftete es minutenlang richtig intensiv nach Bärlauch. Ich bekam da immer richtig Hunger. Jetzt beim Bloggen auch wieder!

Je weiter nördlich ich kam, je besser wurde es auch wieder mit meinem Heuschnupfen. Ich vermute mal, hier war die Vegetation einfach schon 1-2 Wochen weiter als am Hochrhein. Die schlimmste Gräserpollenphase muss im nördlichen Elsass schon vorbei gewesen sein. Jedenfalls sank mein Taschentuchverbrauch von einem kompletten Tempopäckchen pro Stunde auf vielleicht 3-4 Taschentücher am Tag.

Bei bester Sicht und nahezu keiner Wolke am Himmel: die Vogesen am Horizont.

Bei bester Sicht und nahezu keiner Wolke am Himmel: die Vogesen am Horizont.

Hatte man freie Sicht nach links, konnte man am westlichen Horizont die Vogesen vorbeiziehen sehen. In der Spitze doch immerhin 1100 bis 1300 Meter hoch. Wenn auf der linken Seite gerade alles durch Büsche und Bäume verdeckt war, dann schaute man halt nach rechts auf den Kanal und konnte teils sogar Fische im klaren Wasser erspähen. Oder ein paar alte Kähne, die wohl zu Hausbooten umgebaut wurden. Oder Schwäne beobachten. Oder Singvögel toll singen hören. Irgendwas war immer. 🙂

Im nördlichen Kanalabschnitt lagen viele alte Kähne wie dieser hier.

Im nördlichen Kanalabschnitt lagen viele alte Kähne wie dieser hier.

Bei Kilometer 45 meiner Route – ungefähr auf Höhe von Neunkirch – stieß dann ein Stichkanal vom Rhein in den bisher so idyllischen Rhein-Rhône-Kanal. Erst ab diesem Abschnitt wurde er wieder für die Schifffahrt genutzt. Der Kanal wirkte nun auch wieder etwas aufgeräumter und künstlicher, aber durch die endlosen Alleen immer noch wunderbar. Außerdem war ich natürlich sehr dankbar über den Schatten.

Eine wundervolle Kanal-Allee!

Eine wundervolle Kanal-Allee!

Weitere 10 Kilometer später kreuzte der Kanal dann noch die aus Colmar kommende Ill und kurz vor Plobsheim hab ich dann den Kanalradweg verlassen und bin der Ill durch ein Naturschutzgebiet zu ihrer Rheinmündung gefolgt. Ich hatte wohl langsam Rhein-Entzugserscheinungen. Im Mündungsdelta gleicht der Rhein jedoch mehr einem See als einem Fluss, denn auf einer Länge von fast fünf Kilometer ist er 1000 bis 1400 Meter breit!

Bei Plobsheim war der Rhein mehr See als Fluss.

Bei Plobsheim war der Rhein mehr See als Fluss.

Kurz vor dem Straßburger Hafen hieß es dann bei Kilometer 70 wieder Abschied nehmen vom Rhein. Die letzten 12 Kilometer führten mich durch Straßburger Vororte und einem kurzen Abstecher in die Innenstadt schließlich zu meinem Hotel. Gebucht hatte ich hier das Le Jean-Sébastien Bach Hotel, wundervoll gelegen direkt an der Orangerie. Auch hier hatte ich wieder per Mail angefragt, ob mein Fahrrad ein Problem darstellen würde.

Das Rad war kein Problem, aber in der Mail wurde mir das Zimmer auf einmal für 120 Euro die Nacht angeboten. Bei booking.com kostete das Zimmer derselben Kategorie zum selben Zeitpunkt genau die Hälfte! Über hoteleigene Webseite war es immerhin für 80 Euro zu bekommen. Nach der Mail hatte ich dann eine Weile gegrübelt, was ich nun mache, hab mich dann für eine Buchung entschieden. Natürlich zum Onlinepreis für 60 Euro!

Beim Check-in fragte ich dann nochmal ganz nett, wo der denn sichere Raum für Fahrräder sei. Die Antwort verwunderte mich dann doch etwas. Ich sollte das Fahrrad nämlich einfach mit auf das Zimmer nehmen. Gesagt, getan! In den Aufzug hat es gerade so reingepasst, aber im Zimmer selbst war dann wieder genug Platz.

Mein Fahrrad im Hotelzimmer. Macht sich doch prima auf dem roten Teppichboden.

Mein Fahrrad im Hotelzimmer. Macht sich doch prima auf dem roten Teppichboden.

Nach kalter Dusche und kurzer Ruhephase wartete dann Straßburg auf mich. Durch die Orangerie bin ich erstmal zum Europaparlament ?? gelaufen. Ein Muss am Europa-Tag! Ob mein Straßburg-Besuch am 9. Mai nun geschickte Planung oder Zufall war? Wir werden es nie erfahren! Vom Parlament fuhr ich dann mit Straßenbahn Richtung Innenstadt. Besonders rund um den Place de la Republique (ehemals Kaiserplatz) warten mit dem Kaiserpalast, der Universitäts- und Nationalbibliothek sowie dem ehemaligen Elsässer Landtag einige tolle Fotomotive.

Das Straßburger Münster markiert weithin gut sichtbar das Zentrum.

Das Straßburger Münster markiert weithin gut sichtbar das Zentrum.

Vom Place de la Republique ging es dann über den Hauptbahnhof, der Haupteinkaufsstraße und ins Herz der Stadt rund um das Straßburger Münster. Hier war es zwar ziemlich touristisch, aber am frühen Abend wurde es langsam wieder ruhiger. Danach hatte ich noch einen weiteren Punkt auf der Touri-Route abgehakt. Ich bin nämlich Boot gefahren. Die 60-Minuten-Runde mit dem Batorama-Schiff einmal rund um die Innenstadt war genau das richtige für meine müden Beine am Abend.

Unser Batorama-Schiff, passt gerade noch so durch die Schleuse.

Unser Batorama-Schiff, passt gerade noch so durch die Schleuse.

Nach der Bootsfahrt hatte ich dann wieder ein bisschen Kräfte gesammelt. Ich wollte ja unbedingt noch das Viertel Petite France erkunden und auf die Barrage Vauban. Letztere ist eine Festungsbrücke aus dem 17. Jahrhundert. Von ihrer Aussichtsplattform hat man einen genialen Ausblick auf die Stadt. Das Tolle hierbei, zwischen 9:00 und 19:30 Uhr ist die Aussichtsplattform kostenlos zugänglich, über Nacht wird der Zugang verschlossen.

Straßburg mit Ponts Couverts und Münster im Hintergrund in schönstem Abendlicht.

Straßburg mit Ponts Couverts und Münster im Hintergrund in schönstem Abendlicht.

Nach diesem Aufstieg war dann wieder eine Stärkung notwendig. Ausgewählt hatte ich ein nettes Elsässer Restaurant in der Rue Finkwiller. Auf dem Rückweg zum Hotel ging in der Dämmerung dann noch durch ein größeres Villenviertel und bei ARTE vorbei. Kurz vor 22 Uhr lag ich im Bett, die fünfte Etappe mit knapp 100 Kilometern nach Karlsruhe wartete ja noch auf mich.

Die Kosten:

Unterwegs hatte ich 5 Euro in frische Erdbeeren investiert. Das 24h-Straßenbahn-Ticket hat rund 4 Euro gekostet und die Bootsfahrt nochmal 13 Euro. Dazu kam noch das leckere Abendessen mit den Getränken (35 Euro) und Hotelübernachtung mit Frühstück und Kurtaxe (62 Euro) ergibt das rund 120 Euro am vierten Tag. In Summe lande ich damit bei 424 Euro.

Meine Etappen:

Die Länge von etwa 90 Kilometern am Tag finde ich ziemlich optimal. Einerseits macht man jeden Tag ein großes Stück und andererseits ist man nach circa 5 Stunden auch am Ziel. So bleibt am Zielort auch noch etwas Zeit die Stadt zu erkunden. Und die sollte man in Basel, Colmar und Straßburg auf jeden Fall einplanen! Zu genauen Routen und natürlich vielen weiteren Bildern einfach die einzelnen Blogposts zu der jeweiligen Etappe anklicken. Insgesamt saß ich für die 482 Kilometer und etwa 24 Stunden auf dem Rad.

Nützliche Links:


Dieser Artikel wurde am 9. Juni 2018 um 14:55 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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