Radreise 5. Juni 2022

Mit dem Fahrrad durch ganz Frankreich – Tag 1 der Reise

EuroVelo 6 - mein Begleiter auf der langen Route.

Der Titel der ersten Etappe in komoot lautet „Radlantik Tag 1 – Von Heitersheim nach Gommersdorf“. Klingt ja noch nicht besonders Französisch, sagt ihr jetzt wohl. Aber zumindest der zweite Ort liegt schon im Elsass. Und ab der zweiten Etappe klingen dann auch alle Ortsnamen landestypisch. Versprochen. 😊

Aber zunächst ein kleiner Absatz vorweg. Ziel meiner vierwöchigen Tour mit dem Rad durch Frankreich sollte der Atlantik sein. So setzt sich auch mein wahnsinnig kreativ gewählter Hashtag #radlantik zusammen. Gefolgt bin ich auf meiner Tour weitgehend dem europäischen Fernradweg EuroVelo 6, der vom Atlantik bis ans 3.650 Kilometer entfernte Schwarze Meer führt.

EuroVelo 6 - mein Begleiter auf der langen Route.
EuroVelo 6 – mein Begleiter auf der langen Route.

Wenn ich es durchhalte, dann werdet ihr hier die nächsten Tage, Wochen oder vielleicht Monate für jeden der 30 Reisetage einen Blogpost mit einer Auswahl an Bildern finden. So viel schon einmal vorweg: ich habe das Meer, mein Ziel erreicht, nur ob ich beim Bloggen genauso gut durchhalten werde, wie beim Radfahren. Mal schauen.

Eine Sache noch: bevor hier irgendeiner dumm kommentiert, weil er auf einem der Fotos einen Akku am Fahrrad erkennt – hier gleich mal transparent vorweg – ich bin mit meinem E-Bike gereist. Mit allen Umwegen, zum Beispiel zu dem ein oder anderen Schloss im Loire-Tal, kam ich so auf rund 2.000 Kilometer.

Das volle Radabteil im ICE Richtung Süden. Meins hängt ganz links.
Das volle Radabteil im ICE Richtung Süden. Meins hängt ganz links.

Die Anreise in den Breisgau mit dem Zug

Los ging die Radtour jedenfalls im badischen Heitersheim, das etwa 30 Kilometer südlich von Freiburg liegt. Ich hätte auch zuhause in Wiesbaden starten können, aber das Rheintal auf dem EuroVelo 15 kannte ich ja schon von verschiedenen anderen Touren. Also wählte ich als Startort ursprünglich mal Müllheim (Baden). Bereits im Zug sitzend bemerkte ich dann aber, dass der Bahnhof keine Aufzüge besitzt und ich an einem Mittelbahnsteig ankommen werde. So stieg ich einfach einen Halt früher aus und konnte starten, ohne das schwer bepackte Rad über irgendwelche Treppen schleppen zu müssen. Die Tagesetappe verlängert sich dadurch um rund 10km, aber ich hatte für den ersten Tag ohnehin eine kurze Strecke geplant.

Meine planmäßige Ankunft am Startort sollte gegen 12 Uhr sein, aber ich wollte auf der sicheren Seite sein, falls bei der Anreise mit der Deutschen Bahn nicht alles klappt und ich vielleicht erst um 14 Uhr hätte starten können. Zunächst gings mit der S-Bahn, die am Samstagmorgen schön leer war, von Wiesbaden zum Frankfurter Hauptbahnhof. Dort erfolgte dann der Umstieg in einen gebuchten und reservierten ICE, der mich und mein Rad bis Freiburg bringen sollte. Und dann noch eine kurze Strecke in einem Regionalzug. So war der Plan.

Ein ICE, der komplett am Bahnsteig steht. Eigentlich nichts besonderes. Am Frankfurter Gleis 9 jedoch schon.
Ein ICE, der komplett am Bahnsteig steht. Eigentlich nichts besonderes. Am Frankfurter Gleis 9 jedoch schon.

Am Vorabend der Reise brachte mir dann mein ganzes Bahnwissen eine sehr unruhige Nacht. Ich wusste nämlich schon vorab, dass es bei meinem ICE am nächsten Tag einen Fahrzeugtausch geben wird. Alle anderen wird es gefreut haben, dass der ICE nun einen Waggon länger war, mich hat es kaum schlafen lassen. Es ist nämlich so, dass der Gleis 9 in Frankfurt meistens so angefahren wird, dass richtig lange Züge wie meiner, gar nicht komplett an den Bahnsteig passen. Und dreimal dürft ihr raten, welcher Wagen, dann nicht am Bahnsteig steht.

Richtig, der Wagen mit den Fahrradplätzen. Bei Zügen auf der Linie, die planmäßig so lang sind, sind dann Fahrradplätze dann gar nicht von oder nach Frankfurt buchbar. Bei meinem geschah es ja außerplanmäßig, ich hatte also eine Reservierung, aber keine Ahnung, ob ich auch einsteigen können würde. Notfalls hätte man vielleicht auch noch das Fahrrad durch 1-2 Wagen schieben können, aber gern gesehen ist das wohl eher nicht und schön ist auch alles andere. Zumal ich vier Taschen Gepäck hatte und alleine war.

Der Fahrdienstleiter von Frankfurt hatte aber wohl mitgedacht und den ICE Richtung Freiburg so an den Bahnsteig geleitet, dass der komplette Zug an den Bahnsteig gepasst hat. Als ich das gesehen hab, fielen mir jedenfalls schon mal zwei Steine vom Herzen. Es ist kompliziert zu erklären, aber es wird wohl nicht immer so gemacht, weil es mehr Fahrstraßen blockiert, wie die andere Einfahrtsvariante. Jedenfalls viel zu viel Wissen in meinem Kopf, das mich hat kaum schlafen lassen.

Angekommen in Heitersheim. Spontan ausgewählt, weil es ebenerdig ans Gleis ging.
Angekommen in Heitersheim. Spontan ausgewählt, weil es ebenerdig ans Gleis ging.

Das Beladen des Rades ging dann recht einfach, ich war der erste im Zug. Wobei recht einfach und schweres E-Bike in die Radhalterung an der Decke wuchten nicht so ganz zusammenpassen. Der ICE startete pünktlich und neben mir freuten sich 7 weitere entsprechend bepackte Radfahrer über den nun beginnenden Urlaub. Nur in Mannheim hatten wir dann auf einmal 10 statt 8 Räder im Zug und das darf halt nicht sein. Da hat die Zugchefin sehr genau darauf achtet. Weil die zwei Typen ohne Reservierung nicht aussteigen wollten, wurde noch die Bundespolizei geholt. Ende vom Lied. Sie stiegen doch aus, aber der ganze Zug hatte jetzt wegen zwei Idioten 14 Minuten Verspätung. Für den Umstieg in Freiburg bereitete es mir aber keine Probleme und so war der Rest der Fahrt dann auch recht entspannt.

Die ersten Kilometer auf dem Rad

Mit langer Hose und Jacke bekleidet begann der richtige Teil der Reise dann fast pünktlich im badischen Heitersheim. Gut 60 Kilometer hatte ich nun noch zu radeln bis zur ersten Unterkunft. Die ersten Meter mit schwer gepacktem Rad sind immer ein wenig gewöhnungsbedürftig.  Aber das wusste ich ja schon von meinen vorherigen Radtouren. Hinten habe ich je eine große Tasche links und rechts sowie dazwischen eine dritte auf dem Gepäckträger. Und vorne montiert habe ich nur meine kleine Fototasche am Lenker. Inkl. Wasser dürften die Taschen zusammen ca. 25 kg haben. Bereits am zweiten Tag hatte ich mich aber immer an das etwas andere Fahrgefühl gewöhnt. So war es auch diesmal.

Leicht bewölkt auf dem Feldweg zwischen den Spargelfeldern. Im Hintergrund der Kaiserstuhl.
Leicht bewölkt auf dem Feldweg zwischen den Spargelfeldern. Im Hintergrund der Kaiserstuhl.

Die ersten Kilometer führten über örtliche Radwege und Feldwege vorbei an Spargelfeldern und Erntehelfern, die in 40 Jahre alten ehemaligen Linienbussen herangekarrt wurden. Die Vogesen westlich und den Kaiserstuhl östlich von mir durch die oberrheinische Tiefebene bis nach Neuenburg. Dort wechselte ich dann die Rheinseite und war nach etwa 20 Kilometern in Frankreich angekommen. Von Ottmarsheim ging es dann schnurstracks geradeaus durch ein Forstgebiet um so schnell wie möglich auf EuroVelo 6 zu kommen. Dieser kommt von Basel und sollte von nun an mein stetiger Begleiter Richtung Atlantik werden.

Im Französischen Staatsforst ging es fast nur geradeaus.
Im Französischen Staatsforst ging es fast nur geradeaus.

Mein Mittagessen am Waldrand auf einem tollen Rastplatz für Wanderer und Radfahrer konnte ich noch trocken zu mir nehmen. Danach zogen dann allerdings recht dunkle Wolken auf. Für die Taschen am Rad habe ich entsprechende Regenhüllen, die waren schnell aufgezogen. Meine blaue Regenjacke hatte ich ohnehin schon an, weil es am ersten Tag noch recht kühl war und für den Fahrradhelm besitze ich noch ein unglaublich sexy aussehendes Regenkondom. So war ich gewappnet und konnte weiterradeln.

Ein Selfie mit dem sexy Regenschutz über dem Helm. Aber er hält dicht und nur das zählt.
Ein Selfie mit dem sexy Regenschutz über dem Helm. Aber er hält dicht und nur das zählt.

Der ins Wasser gefallene Stadtbummel in Mülhausen

Mülhausen oder richtigerweise Mulhouse: die erste größere Stadt auf meiner Tour hätte ich eigentlich schon letzten Dezember besucht, aber aufgrund der hohen Corona-Inzidenzen habe ich den Zweitages-Tipp unter anderem ins Französische Eisenbahnmuseum ausfallen lassen. Wird aber irgendwann noch nachgeholt. Der Ministadtbummel diesmal fiel auch eher ins Wasser, denn bei strömenden Regen mit der Kamera zu hantieren macht auch nicht so viel Spaß.

Vor der Weiterfahrt zog ich noch meine Regenüberschuhe an und dann konnte die Fahrt weitergehen Richtung Gommersdorf. Die hatte ich mir kurz vor Beginn des Urlaubs extra noch gekauft. Kaum übergezogen, ließ auch der starke Regen wieder nach. Ab dem späteren Nachmittag war es dann wieder trocken. Meine Radwege in die Stadt rein und wieder raus waren übrigens außerordentlich gut ausgebaut und sehr kreuzungsarm. Da kann sich Mainz auf dem Verlauf des Rheinradweges mal eine dicke Scheibe von abschneiden.

Das Collège von Zillisheim direkt am Rhein-Rhône-Kanal, heute ist dort ein Internat untergebracht.
Das Collège von Zillisheim direkt am Rhein-Rhône-Kanal, heute ist dort ein Internat untergebracht.

Entlang vieler Kanäle Richtung Meer

Wasser von oben hatte ich zum Glück nur an zwei Tagen, aber auf Wasser geschaut habe ich jeden Tag. Im 18. Jahrhundert wurden im damals zu Deutschland gehörenden Elsass, aber auch dem restlichen Frankreich überall Kanäle für Lastkähne gebaut. Und diese gibt es heute immer noch. Aber Güter werden schon lange keine mehr darüber transportiert, dafür sind die Schleusen viel zu klein und zu zahlreich. Aber für Urlauber auf Booten, die dort füherscheinfrei entlang schippern können, hält man seit einigen Jahren alles wieder intakt. Mehr dazu aber in einem der nächsten Blogposts.

Einer der vielen kleinen Häfen am Kanal. Fahrendes Boot hab ich am ersten Tag aber noch keins gesehen.
Einer der vielen kleinen Häfen am Kanal. Fahrendes Boot hab ich am ersten Tag aber noch keins gesehen.

Die Kanäle sehen auch nicht so aus, wie man sich vielleicht ein künstliches Gewässer vorstellt. Die Natur hatte 200 Jahre Zeit und so fährt man heute entlang prächtiger Alleen und merkt kaum, dass es gar kein echter Flusslauf ist.

Mein Unterkunft in Gommersdorf. Die "Auberge Du Tisserand".
Mein Unterkunft in Gommersdorf. Die „Auberge Du Tisserand“.

Meine erste Unterkunft

Gute 40 Kilometer nach Mülhausen musste ich dann aufpassen, dass ich am Kanalradweg nicht meine „Abfahrt“ verpasse ins 2km vom Kanal abseits gelegene Gommersdorf. Hier hatte ich mir ein Zimmer für die erste Nacht gebucht. Das Gasthaus dürfte schon viele hundert Jahre ein solches sein. Überall musste ich mit meinen knapp 1,90m ein bisschen den Kopf einziehen. Aber es hatte Charme. Und der Flammkuchen war super. 😊

Mein Zimmerchen in der Gaststätte war ein bisschen niedrig, aber recht gemütlich.
Mein Zimmerchen in der Gaststätte war ein bisschen niedrig, aber recht gemütlich.

Bezahlt habe ich für die Übernachtung in der „Auberge Du Tisserand“ (Einzelzimmer mit Frühstück) 64 Euro. Der Flammkuchen beim Abendessen war günstig, nur das Bier, das hatte schon Französische Preise. Ich glaub das 0,5er-Glas hat knappe 6 Euro gekostet.

Zum Abendessen gab's natürlich Flammkuchen. Ohne Foto der große Eisbecher zum Nachtisch.
Zum Abendessen gab’s natürlich Flammkuchen. Ohne Foto der große Eisbecher zum Nachtisch.

So konnte ich mich gut gestärkt und nach einem kleinen Spaziergang nochmal runter an den Kanal und die idyllische Schleuse ins Bett legen und den Schlaf nachholen, der mir in der Nacht davor gefehlt hat.

Zum Blogpost des zweiten Tages geht es hier entlang.

Nützliche Links

Für Statistik-Fans

 Tag Nummer 1Gesamttour
Geradelte Kilometer64,8 km64,8 km
Im Sattel verbrachte Zeit3:21 Stunden3:21 Stunden
Höhenmeter bergauf180 Meter180 Meter
Höhenmeter bergab100 Meter100 Meter

Dieser Artikel wurde am 5. Juni 2022 um 17:19 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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3 Kommentare

  • Reply Michael 6. Juni 2022 at 09:22:31

    Wunderbar! Leider wirst du wohl die ganze Reise bloggen müssen – wo bekommt man schon einen Bericht über einen Eurovelo! Bitte auch praktische Sachen schreiben – Verpflegung im Gepäck und unterwegs, Toilettengänge, Akkuladen, Art der Untekunftwahl etc 😉

    • Reply mahrko 6. Juni 2022 at 09:29:48

      Vielen Dank Michael. 😎

      Ja zu einigen der Punkte habe ich mir unterwegs schon Notizen gemacht. 😉

      Wollt jetzt nur nicht alles in den ersten Artikel hauen, der war ohnehin schon recht lang geworden.

      LG

  • Reply Anonymous 6. Juni 2022 at 20:52:15

    Interessant …halte uns weiterhin auf dem laufenden, viel Spass

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