Wie wahrscheinlich fast jeder, der heute in seine Facebook-Neuigkeiten geschaut hat, bin ich heute über einen dreißigminüten Film mit dem Titel Kony 2012 gestolpert. Während dem Schauen war ich ein bisschen sprachlos und gleichzeitig verwirrt, da er unheimlich instrumentalisierend ist und es taten sich einige Fragen auf. Nicht direkt zu Joseph Kony selbst, eher zu den Hintergründen des Films.
- Wer steckt hinter dem extrem aufwendig gemachten Film?
- Wer finanziert die professionell gemachte Kampagne?
- Ist er gar Teil des US-Wahlkampfs?
Diese und noch ein paar weitere Fragen, auf die ich allesamt keine richtige Antwort hatte, schwirrten durch meinen Kopf. Daher hab ich mich auf die Suche nach weiterführenden Informationen gemacht, die ich hier im Blogeinträge sammeln will.
Nach Deutschland schwappte das ganze wohl im Laufe des heutigen Tages. Um 21.43 Uhr veröffentlichte das Hamburger Abendblatt als eines der ersten deutschen Onlinemedien einen Artikel, der die Sache grob einordnet und erste Kritik äußert.
Während ich hier gerade tippe hat Jonny Haeusler von spreeblick.com einen Blogartikel online gestellt. Er hat sich ebenfalls viele Fragen gestellt und viele Zahlen recherchiert bzw. aus dem Englischen übersetzt. Dafür auch meine Leseempfehlung!
Und wer des Englischen halbwegs mächtig ist, der darf auch mal auf visiblechildren.tumblr.com unten im ersten Post anfangen zu lesen.
Der Artikel wird ergänzt, sobald ich über den nächsten lesenswerten Artikel stolpere. Die Updates werd ich dann entsprechend kennzeichnen und mit Timestamps versehen.
Update I vom 08.03.2012, 17:20 Uhr:
Eike Kühl von ZEITonline hat sich dem Thema im Netzfilmblog nun auch angenommen. Die Macher der Kampagne reagierten inzwischen auch auf die lauterwerdende Kritik und legten ihre Spendenausgaben offen. Außerdem habe ich gerade die Abrufzahlen gecheckt, es ist echt der Hammer: YouTube: fast 38 Millionen Abrufe, Vimeo 12,6 Millionen Abrufe binnen 2 Tagen.
Weitere kritische Stimmen zititiert SPIEGELonline. Es wird zum Beispiel der ugandische Journalist Angelo Izama mit seiner Aussage „Das Muster Gut gegen Böse, wobei Gut offensichtlich weiß oder westlich und Böse schwarz oder afrikanisch ist, erinnert an die schlimmsten Zeiten der Kolonialära“ zitiert. Am Ende des Spiegel-Artikels findet man noch mehr Kritikpunkte anderer afrikanischer Beobachter.
Update II vom 09.03.2012, 10:02 Uhr:
Gestern Nacht hab ich den Link auf das Hyperland-Blog schon getwittert, jetzt ist er auch im Blogeintrag nachgetragen. Dort geht man sogar so weit, die Aktion als „Propaganda“ zu bezeichnen. Abrufzahlen: YouTube 52 Mio. / Vimeo 14,4 Mio.
Update III vom 09.03.2012, 10:50 Uhr:
Ich hab noch schnell den Link auf die ARD-Mediathek rausgesucht. Hier wurde das Thema gestern Abend in der Nachtausgabe der tagesschau behandelt. Im ZDF kam heute morgen im MorgenMagazin was dazu. Den ZDF-Beitrag findet man mittlerweile bei YouTube.
Update IV vom 09.03.2012, 17:17 Uhr:
Eben hat taff – das Lifestyle-Magazin von ProSieben – über die Sache berichtet. Zufällig hab ich den Bericht gesehen, nach diesem weiß man zwar grob, um was es geht und dass das Video schon 50 Millionen gesehen haben, aber Kritik? Fehlanzeige! Nicht ein kritischer Satz fiel. Sowas macht mich ziemlich sauer. Noch ist nichts in der ProSieben-Mediathek, aber ich werd es später noch verlinken.
Update V vom 09.03.2012, 18:26 Uhr:
Gott sei Dank gibt es noch besseren Journalismus, als das, was die taff-Redakteure da so an den Tag legten. Auf ZEIT.de erschien heute Nachmittag noch ein zweiter Artikel, in dem Alexandra Endres kommentiert, wie die Kampagne die Mechanismen des Netzes geschickt ausnutzt, aber in die Irre führt, denn Uganda hat ganz andere Probleme als den Kriegsherrn Joseph Kony, so Endres weiter.
Von @noone1337 bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich die beiden Macher des Videos gestern von Piers Morgan auf CNN interviewt wurden. Leider sind die Fragen (eigentlich war es nur die eine Frage nach der Finanzierung) etwas dünn, zumindest wenn der kurze Videoausschnitt das komplette Interview beinhaltet. Das Schwarz-Weiß-Denken wird nicht hinterfragt. Da sollte lieber mal Frau Slomka ran… 😉
Update VI vom 10.03.2012 11:32 Uhr:
Von @SteveRueck kam eben noch der Hinweis auf einen weiteren Blog, der sich mit der Thematik auseinandersetzt. Ich teile die dortige Meinung zu der Good-Bad-Gegenüberstellung. Dass alles heile Welt ist, wenn ein Kopf gerollt ist, so einfach ist es einfach nicht. Ob das ganze aber als Neokolonialismus zu werten ist weiß ich nicht, da geb ich offen zu, dass ich zu wenig Ahnung hab. Könnte man aber jedesmal vorwerfen, wenn sich ein westliches Land in einen Konflikt zweier Staaten einmischt.
Update VII vom 18.03.2012 13:03 Uhr:
Mit ein bisschen Verspätung habe ich heute neoParadise geschaut. Die abgespackte neoParadise-Redaktion hat sich ebenfalls höchst seriös dem Thema angenommen.
5 Kommentare
Sehr vielen Dank für deinen Artikel!
Besonders die Updates sind interessant, dadurch kann man sehr viel über die mittlerweile doch recht großen Ausmaße dieser Aktion erfahren. Dass sich sogar etablierte Medien wie tagesschau und das ZDF sich damit (auch kritisch) auseinandersetzen zeigt, wie bekannt dieses Thema nun schon geworden ist – sogar über die „Grenzen“ des Internets hinaus.
Hier ein Bericht von Human Rights Watch dazu:
http://www.hrw.org/news/2012/03/09/how-catch-joseph-kony
und Kritik aus der ZEIT:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-03/kony-2012-invisible-children-kritik
ach, der Zeit-Artikel ist schon verlinkt 😉
Ja, den Zeit-Artikel hab ich eben selbst bei Facebook in meine Timeline gespühlt bekommen 😉
Trotzdem Danke für die Hinweise.