Nach der Ankunft am Hauptbahnhof in Prag wollte ich eigentlich die U-Bahn nehmen und eine Station zu meinem Hotel fahren. Kurzfristig hatte ich mich dann aber anders entschieden und bin die Strecke einfach gelaufen, weit war es ja nicht. Ist ja immer so eine Sache, wenn man ganz neu in der Stadt ankommt und zunächst einmal alles fremd ist. Hauptsächlich lag meine Planänderung wohl daran, dass ich den Eingang zur U-Bahnstation nicht gefunden hab, da mir das Logo der Metro nicht bekannt war. Sei’s drum, ich hatte es ja nur 10-15 Minuten zu Fuß.
So dachte ich mir dann auch am Nachmittag, dass ich in die Altstadt ebenso zu Fuß gehen kann und mir das Ticket für den ersten Tag komplett sparen kann. Vom Hotel waren es 5 Gehminuten zum Platz der Republik, von da nochmals 10 Minuten und man war auf dem Altstädter Ring (Old Town Square) angekommen. Alles gut machbar also, sodass ich mir eigentlich gar keine Gedanken um ein Ticket machen musste.
Am Abend jedoch traf ich mich mit ein paar Couchsurfern aus aller Welt in der Altstadt auf ein Bier. In die erste Kneipe sind wir noch zu Fuß, aber nach einer Stunde etwa zogen wir weiter in ein Lokal etwas außerhalb. Dort sollte an diesem Abend das wöchentliche Treffen der Prager Couchsurfer stattfinden. So weit so gut.
Fehlende Automaten an Straßenbahnhaltestellen!
An der Straßenbahnhaltestelle angekommen, weit und breit kein Fahrkartenautomat zu sehen und in den Bahnen gab es ebenfalls keine, somit wohl der beste Schutz gegen Vandalismus überhaupt. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, was @KoelnFormat eine Woche davor meinte, als sie mir schrieb „Wenn du mal einen Automaten siehst, kauf immer gleich ein paar Tickets!“ – Ja hinterher ist man eben immer klüger. Mit tschechischem Handy hätte man wohl ein SMS-Ticket kaufen können, ich konnte jedoch an die Kurzwahlnummer keine SMS schicken. So blieb dann nur noch das Schwarzfahren. Zum Glück wurden wir auf der Fahrt quer durch die Stadt nicht erwischt… 😉
Für Gäste in der Stadt find ich das ein echtes Unding, da das an jeder Straßenbahnhaltestelle so ist. Die Fahrer verkaufen übrigens auch keine Tickets und um 21 Uhr hilft es dann auch nichts, dass anscheinend noch Tabakgeschäfte Tickets verkaufen sollen, die hatten nämlich bereits alle zu.
Kurzer Einschub zur Museumslinie:
Die Linie 91 ist die Museumslinie und fährt nur am Wochenende. Für diese wird ein extra Ticket benötigt. Das wird direkt an Bord beim Schaffner gekauft. Die rund 38 minütige Fahrt kostet ca. 1,50 € für Erwachsene. Also sehr günstig.
Das Treffen der Couchsurfer selbst war ein echt gelungener Abend. Viele aufgeschlossene junge Menschen aus ganz Europa, von den sich die wenigsten vorher kannten, fanden hier zusammen. Und das bei einem Bierpreis von 1,13 Euro für die Halbe. Das Treffen (The Weekly Prague CS Gathering) findet übrigens jeden Donnerstag statt, kann nur empfehlen, da mal vorbei zu schauen, weitere Infos in der Prager Couchsurfer Meeting-Gruppe. Die „Rückfahrt“ wurde dann mangels Ticket und Möglichkeit eins zu kaufen gleich zu Fuß angereten. Nach 20 Minuten quer durch die ausgestorbenen Straßen bin ich auch wieder wohlbehalten im Hotel angekommen.
In diese Situation wollte ich jedoch nie wieder kommen, deshalb hab ich mir dann gleich morgens am zweiten Tag ein 72-Stunden-Ticket gekauft. Von da an konnte ich bis zu meiner Heimreise mit allen Verkehrsmitteln (sogar Standseilbahn) fahren und musste nicht mehr auf lästige Automatensuche gehen! Neben dem 72h-Ticket gibt es auch noch Tickets über 24 Stunden sowie über 30 oder 90 Minuten. Die Preise listet die Webseite der Verkehrbetriebe auf.
Das Metro-Netz:
Metro fahren in Prag ist eigentlich kinderleicht. Es gibt nur drei Linien und jede Linie hat ihre eigene Farbe (rot, grün, gelb), auch an den Stationen. Die Linien treffen im Stadtzentrum jeweils auf die anderen Linien. Es gibt 3 Umstiegsstationen, an den je 2 Linien halten. Somit lässt sich jede Station mit einem Umstieg erreichen. In den Metrostationen gibt es dann noch 2 Wörter, die man kennen sollte: výstup (meist steht noch Exit dabei) heißt schlicht Ausgang und přestup (meist noch in Englisch als Transfer bezeichnet) steht für die langen Gänge, die man Laufen muss, um umzusteigen. Auch hier ist wieder alles an die Linienfarben angepasst. Verlaufen fast unmöglich.
Am Bahnsteig angekommen stellt sich die Frage: welche Richtung? Auch hier ist das in Prag wieder ideal gelöst. Fast alle Stationen haben einen Mittelbahnsteig und über diesem hängen Schilder wie dieses hier.
Wenn man weiß, dass man sich in der Station befindet, in der der rote Kreis ausgemalt ist und die zwei Pfeife besitzt, dann ist der Rest selbsterklärend. Für alle Ziele links davon Gleis (Kolej) 1 nehmen, für die rechts davon das Gleis 2. Nach dem System in London (eastbound, southbound usw.) ist das das zweiteinfachste, das ich kennen gelernt hab. Man muss sich nämlich die verflixten Endstationen (und Endstationen auf halber Strecke) nicht merken! Metro- und Tramplan findet man auf der Seite der Prager Verkehrsbetriebe.
Kleiner Hinweis an Bus- und Straßenbahn-Haltestellen:
An Haltestellen, an denen viele verschiedene Linien verkehren, kann man direkt auf dem Haltestellenschild erkennen, in welche Richtung die jeweilige Linie an der nächsten Kreuzung fahren wird. Das ist ganz einfach durch die Anordnung der Linien auf dem Schild gelöst: unter dem Pfeil nach links stehen all jene Linien, die an der nächste Kreuzung links abbiegen. Für einen Pfeil geradeaus und nach rechts gilt das natürlich analog. Was ich eben erklärt habe, kann man auf diesem Schild perfekt sehen.
Die blau hinterlegten 50er Linien sind übrigens die Nachtlinien. Ab ca. 24 Uhr (am Wochenende ca. 1 Uhr) fahren die regulären Linien (auch die Metro) nicht mehr, dann muss man auf diese zurückgreifen. Für Busse gelten die Fahrscheine übrigens auch, aber ich musste gar nicht Bus fahren, das Straßenbahnnetz ist so dicht ausgebaut, dass man damit überall hinkommt. Nur der Ticketverkauf, der muss optimiert werden!
Lange und schnelle Rolltreppen:
Eine weitere Besonderheit in Prag sind die Rolltreppen. Da die Metro genau wie in Budapest nach russischem Vorbild in den 70er Jahren gebaut wurde, liegen die Stationen teilweise extrem tief. Über 50 Meter unter der Erdoberfläche verlaufen die Linien. Das bringt natürlich sehr lange Rolltreppen mit sich, die mit 87 Meter längste Rolltreppe Europas befindet sich in der Station Náměstí Míru. Zweieinhalb Minuten Fahrt muss man für diese Rolltreppenfahrt rechnen. Die Station anzuschauen hab ich mir natürlich nicht nehmen lassen, auch wenn ich da eigentlich gar nicht hin musste.
Und die zweite Besonderheit ist die Laufgeschwindigkeit der alten Rolltreppen, bis zu 9 km/h sind hier möglich. Leider sind die für irgendwelche EU-Normen (max. 2,7 km/h) zu schnell und müssen jetzt alle erneuert werden. Einige wenige im Stadtzentrum gibt es aber noch. Zum Beispiel am Platz der Republik (Náměstí Republiky) und Station Florenc (von der gelben Linie an die Erdoberfläche). Wenn man sich auf die Expressrolltreppen stellt und nicht aufpasst, zieht es einem regelrecht die Füße unter dem Körper weg. Aber nach 2-3 hat man sich daran gewöhnt. Wie der Tagesspiegel schreibt, müssen die schnellen Rolltreppen jedoch bis zum Jahr 2015 alle verschwunden sein. Schade eigentlich.