Auf Reise 20. August 2013

Backstage-Tour in der Betriebszentrale der Deutschen Bahn in Duisburg

Mein Backstage-Pass für die Betriebszentrale in Duisburg.

Vor einigen Wochen hat mich Bahncard100-Inhaber und #bahnlotto-Fahrer Malte auf ein interessantes Angebot der Bahn aufgemacht, genauer gesagt stammt das Angebot von DB Regio NRW. In der Ferienzeit wurden dieses Jahr erstmals Führungen im großen Stil in allen Bereichen angeboten. Wenn man schnell genug war, konnte man in Werkstätten, Stellwerken, Güterbahnhöfen, Fahrtrainern sowie in ’normalen‘ Bahnhöfen einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Das Angebot war heiß begehrt, sodass zum Zeitpunkt als ich das Angebot entdeckte, schon nicht mehr alle Touren zur Auswahl standen. Aber für eine Werkstattführung in Düsseldorf und die Führung in der Betriebszentrale in Duisburg konnte ich mich noch anmelden. Terminbedingt musste ich die sicherlich nicht weniger interessante Werkstattführung leider wieder absagen, sodass ich nur noch an der Führung durch die Betriebszentrale teilnehmen konnte. Fotografieren durfte man in der Betriebszentrale nicht, daher also nicht über die fehlenden Bilder wundern.

Meine Anreise

Meine Backstage-Tour fand am Sonntag, den 11. August um 11.45 Uhr in Duisburg statt. Die Anreise mit den roten DB-Regio NRW-Zügen war dabei im Ticketpreis inklusive, wobei man sagen muss, dass der Ticketpreis für alle Führungen bei 0 Euro lag! Um von Wiesbaden nach NRW zu kommen, hab ich mir noch ein Rheinland-Pfalz-Ticket, das auch in Teilen Hessens sowie bis Bonn Hbf gilt, für 22 Euro gekauft und dieses mit dem Veranstaltungsticket kombiniert. Bei der Anfahrt hatte ich eigentlich geplant, eine Stunde vor der Führung in Duisburg anzukommen. Dummerweise hab ich dann aber verschlafen und so wurde es die Verbindung, mit der ich erst kurz vorher in Duisburg ankam. Letztendlich war es eine Punktlandung. Um 11.30 Uhr sollte ich am Treffpunkt sein. Genau eine Minute eher war ich da!

Die Führung

Unsere Gruppe bestand aus etwa 18-20 Personen, bunt gemischt aus allen Altersgruppen. Eine Familie mit zwei Kindern, dazu einige ältere Herrschaften. Großteils waren die Teilnehmer allerdings männlich. Nachdem wir begrüßt und mit Wasser versorgt worden sind, wurden wir in zwei etwa gleich große Gruppen aufgeteilt, da sich die Führung so unter laufendem Betrieb besser bewerkstelligen ließ. Gesehen haben wir allerdings die gleichen Bereiche.

Die Führung übernahmen zwei Kollegen aus der Betriebssteuerung, die, wenn sie nicht gerade Führungen geben, auch an den großen Monitoren sitzen. Wie ihre Kollegen auch, haben sie ursprünglich mal in einem anderen Bereich bei der Deutschen Bahn angefangen. Die meisten waren früher Zugbegleiter oder Lokführer, kommen also aus dem Fahrdienst, wie das bei der Bahn heißt.

Ein Screenshot der eigens angelegten Webseite für die Backstage-Touren.

Ein Screenshot der eigens angelegten Webseite für die Backstage-Touren.

Was macht die Betriebssteuerung überhaupt?

Vielleicht sollte ich erst einmal damit anfangen zu erzählen, was die Betriebssteuerung überhaupt macht. Wenn alles nach Plan läuft, alle Züge pünktlich sind, dann rumsitzen und Däumchen drehen. Das Team tritt nämlich erst in Erscheinung, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Das können vermeintliche Kleinigkeiten sein, wie zum Beispiel die Information über nicht vorhandene behindertengerechtes WC in RegionalExpress XY ins System einzupflegen. Diese Info erscheint dann sowohl in der Laufschrift am Zugzielanzeiger am Bahnsteig als auch in der Reiseauskunft auf der Webseite und in der App.

Mehr zu tun, gibt es, wenn ein Unwetter einen Baum entwurzelt und dieser in die Oberleitung fällt. Dann muss das Team von Duisburg aus einen Busnotverkehr organisieren und versuchen die Reisenden entsprechend um die gesperrte Strecke umzuleiten. Dafür steht dem Team nur ein kleiner Pool an Bussen zur Verfügung, sodass sich 40 Taxis oftmals leichter organisieren lassen als 5 Busse. Das hat mich zum Beispiel immer verwundert, warum die Bahn in solchen Fällen zwei Dutzend Taxis schickt und nicht einfach zwei Busse.

Nun sind aber nicht nur Strecken gesperrt, sondern Züge auch gern mal „einfach so“ verspätet. In diesem Fall prüft das Team der Betriebssteuerung, ob noch alle Anschlüsse erreicht werden können. Wenn nicht, dann wird geprüft, ob ein Anschlusszug eventuell ein paar Minuten auf den verspäteten Zug warten kann. In diesem System laufen auch die Infos ein, wenn Fahrgäste kritische Anschlusswünsche beim Zugbegleiter vormerken haben lassen. Durch das komplexe System kann aber nicht jeder Zug auf jeden Zug warten, am Morgen oder tagsüber noch weniger als am Abend, denn die Verspätungen würden sich so über den kompletten Tag mitschleppen. Neu war dies für mich nicht, war ich doch vor einiger Zeit auch schon einmal zu Gast in der zentralen Transportleitung in Frankfurt, dort wird im Prinzip dasselbe gemacht wie in Duisburg, nur eben für Fernverkehrszüge und deutschlandweit.

Angebotene Backstage-Touren von DB Regio NRW.

Angebotene Backstage-Touren von DB Regio NRW.

Aber es sind noch weitaus mehr Aufgaben, die überwacht werden müssen. Dass LKW-Fahrer nur eine bestimmte Anzahl an Stunden pro Tag fahren dürfen, das weiß man, aber dass es bei Lokführern und Zugbegleitern genauso ist, das wissen die wenigsten. Wenn aber nun ein Lokführer gegen Ende seines Dienstes noch eine größere Verspätung ansammelt, so kann es passieren, dass er seine Fahrt nicht mehr zu Ende fahren darf. Wird dann nicht rechtzeitig ein Ersatzlokführer aus dem Springerpool gefunden, der auch noch rechtzeitig zur Ablösung vor Ort ist, dann muss der Zug leider auf einer Teilstrecke ausfallen. Für Reisende ist dieser Fall natürlich extrem blöd, aber diese Höchstgrenzen und gesetzlichen Bestimmungen gibt es ja nicht umsonst. Sicherheit muss nun einmal oberstes Gebot sein!

Weitere Probleme bei Verspätungen ergeben sich aus dem Umlaufplan. So eine Zuggarnitur fährt ja nicht nur eine Strecke am Tag. Die Bahn will ihre Züge natürlich so wirtschaftlich wie möglich einsetzen und das funktioniert am besten, wenn der Zug wenig Standzeit hat. Nach einer Fahrt hat die Zuggarnitur also genau wie das Personal eine Folgeleistung. Je nach Verbindung und Strecke liegt hier mehr und mal weniger Zeit dazwischen. Bei S-Bahnen können das wenige Minuten sein, bei einem Regionalzug am Tagesrand auch mal 30-40 Minuten. All diese Dinge müssen die Fahrdienstleiter bei ihrer Arbeit beachten.

So sah die Betriebssteuerung in früheren Zeiten aus.

So sah die Betriebssteuerung in früheren Zeiten aus.

Was die Betriebssteuerung nicht macht?

Die Weichen und Signale im Bahnhof sowie auf freier Strecke werden nicht von der Betriebssteuerung gestellt. Erstens fahren auf den Gleisen ja nicht nur rote Regionalbahnen der Deutschen Bahn, sondern auch von vielen anderen Privatbahnen, dazu kommen noch Fernverkehrs- und Güterzüge. Die Weichen müssen daher zentral gesteuert werden. Diese Aufgaben sind bei DB Netz angesiedelt, von den habt ihr die letzten Tage viel in den Nachrichten gehört, ich sag nur Mainz Hauptbahnhof. Wenn das Regioteam in Duisburg allerdings eine Bahn warten lassen will, so müssen sie vorher bei den Kollegen von DB Netz nachfragen, ob die Trasse 3 oder 5 Minuten später überhaupt noch frei ist. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann die Bahn leider nicht auf Anschlussfahrreisende warten.

Meine Heimreise

Nachdem ich den Nachmittag noch im Duisburger Landschaftspark Nord verbrachte, dazu folgt noch ein separater Blogpost, führte mich meine Heimreise am Abend dann wieder im RE5 (Emmerich/Oberhausen – Duisburg – Köln -Koblenz) nach Hause. Leider war der schon bei der Abfahrt in Köln nicht mehr ganz pünktlich. Unterwegs mussten wir dann noch zwei Fernverkehrszüge überholen lassen und ruckzuck hatten wir 15 Minuten Verspätung. Als dann auch noch eine Signalstörung auftrat und wir weitere 10 Minuten auf einem Seitengleis warten mussten, da war mir klar, dass mein Anschlusszug in Koblenz bei 12 Minuten Umstiegszeit weg sein wird, zumal die Deutsche Bahn und VIAS, dem Betreiber der Strecke Koblenz -Wiesbaden – Frankfurt, wohl nicht so wirklich miteinander sprechen.

Aber mit 25 Minuten war meine Bahn ein Zug, der nur noch irgendwie ans Ziel kommen muss, für den man aber nichts mehr tun kann, um die Verspätung zu verringern, eher würde sie sich noch erhöhen, wenn uns nochmals ein Intercity überholen wird. Auch das hatte ich am Nachmittag gelernt. Aufregen bringt in so einem Fall rein gar nichts. Man könnte natürlich auch Meckertweets an den Twitteraccount der Bahn schicken, aber bringen tut das ja auch nichts. So hatte ich nun eben 40 Minuten Zwangspause in Koblenz und nutzte diese für einen kleinen Abstecher in die Innenstadt und Besuch bei Subway.

Weiter ging es dann kurz nach 22 Uhr mit der allerletzten Verbindung nach Wiesbaden. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich bei Verbindungen mit Umstiegen in aller Regel maximal die zweitletzte Verbindung nehme, nur im äußersten Notfall nutze ich planmäßig die letzte, denn so habe ich, falls doch mal was schief geht, noch einen kleinen Joker.

Unser Carepaket mit DB-Sicherheitsweste, Schokolade und Kinderbuch.

Unser Carepaket mit DB-Sicherheitsweste, Schokolade und Kinderbuch.

Feedback und Kritik

Alles in Allem war meine Backstage-Tour ein tolles Angebot, das der DB Regiobereich Nordrhein-Westfalen auf die Beine gestellt hat. Ich würde mir wünschen, dass das Angebot nächstes Jahr auch auf andere Bundesländer ausgedehnt wird! Denn je mehr Menschen das komplexe System verstehen, je weniger nervige Mitreisende gibt es, die denken, die Bahn sei ausschließlich für ihre persönliche Verbindung zuständig.

Was ich nicht so toll gelöst fand war, dass die Anreise in NRW nur in Zügen von DB Regio kostenlos war. Für Privatbahnen musste man ein Ticket lösen. In Zeiten von Verkehrsverbünden, in den es eigentlich keine Rolle mehr spielt, mit welchem Verkehrsunternehmen man fährt, finde ich das nicht mehr ganz zeitgemäß. Ansonsten möchte ich mich aber nochmals für die tolle Führung und das Carepaket bedanken. Sollte ich nun mal auf freier Strecke stranden, kann ich mit meiner gelben Warnweste nun wenigstens aussteigen und die restliche Strecke laufen 😉

Wer wissen möchten, wie eine Backstage-Tour in einer Werkstatt und auf einem Güterbahnhof ablief, dem empfehle ich den Blog von Sascha! Hier sieht man auch den eigentlich Zweck der gelben Weste. Wir haben diese in den Zentrale ja nicht wirklich benötigt. Weitere Blogartikel über Backstagetouren dürft ihr gerne in den Kommentaren abladen.


Dieser Artikel wurde am 20. August 2013 um 19:43 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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