Eisenbahnreise 10. August 2014

Eine Horrorbahnfahrt: in vollen Zügen von Zagreb Richtung Budapest!

Auch als später nochmal zusätzliche Waggons bereit gestellt wurden, stapelte es sich noch..

Was für eine chaotische Fahrt! Die Zugfahrt von Zagreb nach Siofok am Plattensee war definitiv unsere nervenzehrendste Etappe bisher! Eigentlich hätte unser Intercity um 9.57 Uhr losfahren sollen und wir wären nach knapp 5 Stunden umstiegsfrei am Zielbahnhof angekommen. Eigentlich! Aber es fing schon gut an am morgen. Der ziemlich mürrische Bahnbeamte am Schalter wollte uns keine Sitzplatzreservierung mehr verkaufen, der Zug sei ausverkauft. Gut dachten wir, dann versuchen wir unser Glück eben wieder ohne Platzkarte, doch als wir endlich den richtigen Bahnsteig gefunden hatten, trauten wir kaum unseren Augen!

Der komplette Bahnsteig saß voll mit Interrailer (und EUrailer) aus aller Welt. Sicher 400-500 Menschen, alle mit viel zu großen Taschen. Zu allem Überfluss verzögerte sich auch noch die Abfahrt um rund 65 Minuten. Warum weiß keiner so genau. Der Zug wurde einfach verspätet bereit gestellt. Wir hatten sechs Waggons – vier davon bis Budapest und zwei nur bis zur Grenze. Ziemlich wenig für so viele Reisende.

Interrailer soweit das Auge reicht. Bis auf den letzten Platz belegt war unser IC heute...

Interrailer soweit das Auge reicht. Bis auf den letzten Platz belegt war unser IC heute…

Beim Einstieg hatten wir Glück, der Zug fuhr mit offenen Türen ein und noch bevor es richtig zum Stehen kam, stiegen wir schon zu. Wir hatten uns ein 6er-Abteil ergattert und konnten unsere 3 Plätze auch eine gute Stunde erfolgreich verteidigen. Doch dann kamen doch noch die eigentlich Sitzplatzbesitzerinnen und nach einer guten Viertelstunde Diskussion haben wir dann doch nachgegeben und die Plätze freigegeben.

Wir hatten nun also eigentlich noch 4 Stunden Fahrzeit auf dem engen Flur bei 35 Grad vor uns, auf dem eigentlich auch schon kein Platz mehr war. Aber irgendwo auf dem Boden war dann doch noch eine Lücke zwischen all den Rucksäcken und Mitreisenden. Wenn einer durchwollte, dann mussten alle aufstehen, sonst war kein Durchkommen.

Dem kroatischen Kontrolleur war auch es zu blöd, er kapitulierte schlichtweg vor unseren Waggon und drehte um. Die Ticketkontrolle fiel also aus. Kurz darauf kamen wir im ungarischen Grenzbahnhof an und wie schon bei der Einreise nach Zagreb wurde auch hier wieder scharf kontrolliert. Erst zwängte sich der kroatische Kontrolleur durch die Menschenmassen und ihm folgten noch fünf ungarische Kollegen.

Nach 30-35 Minuten hatten wir die Kontrolle im Grenzbahnhof endlich überstanden und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Aber nicht lange. Wir fuhren nur eine Station bis Nagykanizsa, wo unser Zug einen Zwangsstopp von rund 70 Minuten einlegte. Anfangs wusste keiner wieso, verständliche Durchsagen gab es ja seit Slowenien keine mehr.

Zwischenzeitlich wurde auf dem Bahnsteig sogar kostenlos Wasser verteilt, was ja nie Gutes zu bedeuten hat. Im Zug hielt es ohnehin keiner mehr aus, ohne Lok keine Lüftung. Nach einer weiteren kleinen Ewigkeit hatte man uns dann mit Handzeichen erklärt, dass die sechs Waggons auf dem Nachbargleis noch an unseren Zug dran gehängt werden.

Dazu schleppte man unsere vier Waggons mitsamt unseren Rucksäcken wieder aus dem Bahnhof raus und schob sie auf dem gegenüberliegenden Gleis wieder rein. Unsere Rucksäcke wegfahren sehen, das war schon ein bisschen ein komisches Gefühl!

Mit kaltem Bier war ich wieder Happy!

Mit kaltem Bier war ich wieder Happy!

Unser Zug wuchs so von 4 Waggons auf 10 an! Endlich gab es Platz! Wir haben dann in einem ausgemusterten deutschen Interregio-Waggon in der zur zweiten Klasse umdeklarierten ersten Klasse Platz gefunden. Die Fenster ließen sich wieder komplett öffnen und zu allem Überfluss kam sogar noch einer mit Minibar durch den Zug und hat mir ein kaltes Bier verkauft! Danke Ungarn!

Normale trinke ich ja kein Bier vor vier, aber nach all den Strapazen durfte es auch mal um 15 Uhr eins sein! Nach weiteren zwei halbwegs entspannten Stunden Zugfahrt kamen wir dann mit 150 Minuten Verspätung in Siofok an, wo wir eine Nacht am Balaton übernachten werden.


Dieser Artikel wurde am 10. August 2014 um 20:17 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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5 Kommentare

  • Reply Heiko Kunkel (olschok) 11. August 2014 at 13:55:25

    Blöd gelaufen, aber das Bier ist wenigstens verdient! 😉

    Auch wenn ich es nochmals sage – eine klasse Idee mit dem Trip! I like!

  • Reply Reutzel S. 17. November 2014 at 21:07:41

    Wahnsinn, was man alles so überlebt, wenn man jung ist. Ich (50) sowieso schon mit einer gesunden Allergie gegen Bahnfahrten, auch mit Sitzplatz, hätte bei diesen Bedingungen wohl unter panischer Platzangst mein Ende gesehen. Höchstens noch eine veritable Menge Alkohol hätte mich retten können. Respekt.

  • Reply Claudia 25. November 2014 at 18:10:32

    Im Sommer kommt es immer wieder zu solchen Verzögerungen und daß dann die Bahn oder schlimmer – die Fähren völlig überlastet sind. Wieso nicht von Anfang an mehr Waggons im Sommer bereit gestellt werden ist ein Rätsel. Vor einigen Jahren gings uns so ähnlich im Zug von Rom nach Palermo, wir haben uns einen Sitz geteilt! Nur sind dann keine zusätzlichen Waggons bereit gestellt worden!

  • Reply Heinz Buser 23. Juli 2015 at 22:35:30

    Züge waren eine gute Erfindung. Aber irgendwann fehlt es an einer Weiterentwicklung.

  • Reply Thomas Müller 14. November 2016 at 09:05:23

    Ich fahre ja für mein Leben gerne mit Zügen. Fast wie Sheldon Cooper! 😀 Solche verhältnisse habe ich allerdings auch noch nicht miterleben müssen.. Aber sei’s drum. Wenn man jung ist und genug Alkohol zur Verfügung stehen hat, ist das wohl kein Problem.

    Eine coole Idee mit dem Blog und schöne Grüße aus dem frostigen Fulda

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