Eisenbahnreise 26. Juli 2018

Das perfekte Tool um Eisenbahnkilometer zu ermitteln und Bahnstrecken auf Karten zu visualisieren

Wer mein Blog schon länger liest, der weiß, dass ich auch bei Eisenbahnreisen immer versucht habe, die zurückgelegte Entfernung möglichst akkurat zu ermitteln. In Deutschland hatte ich meist die Trassenpreissoftware der Bahn zur Hilfe genommen. Im Ausland kam ich jedoch oft nicht an die Informationen. Aber gestern habe ich ein Tool entdeckt, das nahezu perfekt ist!

Es handelt sich dabei um eine Webanwendung namens BRouter. Diese setzt auf dem OpenStreetMap-Kartenmaterial auf und kann Routen für alles mögliche ermitteln. Für Radfahrer, für Wanderer, für die Schifffahrt und eben auch für die Eisenbahn. Das Schöne dabei ist, man arbeitet in keinem Tool mit irgendwelchen Streckenkürzel und Betriebsbahnhöfen, sondern in einer grafischen Oberfläche. Wichtigster Punkt: für Eisenbahnrouten wählt man zunächst links oben „Rails only“ aus. Außerdem stelle ich oben rechts im Menu „Layer“ die Maske noch auf „OpenStreetMap.de“ – einfach weil die Karte vom deutschen Server bei mir schneller lädt als die internationale Variante.

Berechnung der Streckenkilometer

Um die Länge einer Strecke zu berechnen, muss man diese in der Karte nachzeichnen. Dazu klickt man links das Stiftwerkzeug ? an und markiert dann den Ausgangssbahnhof, je nach Route 3-4 Zwischenstationen sowie den Zielbahnhof möglichst genau in der Karte. Wenn die Auswahl fertig ist, das Stiftwerkzeug erneut anklicken. Nun kann die Route sogar noch verfeinert werden. Das Prinzip ist dasselbe wie bei GoogleMaps. Einfach mit der Maus über einen Abschnitt der Route fahren, rosa Linie anklicken, linke Maustaste gedrückt halten und das Ganze an den Wunschort ziehen und dort fallen lassen.

Die Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Villingen hoch.

Die Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Villingen hoch.

Die Kilometer kann man nun ganz einfach am unteren Bildrand der Karte ablesen. Außerdem kann man sich rechts sogar noch ein Höhenprofil ⛰ einblenden. Von Offenburg nach Villingen sind es also 86,2 Bahnkilometer. Mit dem Auto auf der Bundesstraße spuckt GoogleMaps hingegen nur 75,6 Kilometer aus. Den Unterschied macht die komplizierte Streckenführung vor Triberg aus.

Wer Strecken mit einem Gleiswechsel von zum Beispiel Berlin Hbf (tief) nach Berlin Hbf (oben) oder einem Kopfbahnhofwechsel in Paris mit auf seiner Route hat, der muss jene in zwei Teile zerlegen. Aufzug und Metro fahren kann der Routenplaner nämlich nicht. Dasselbe gilt für baulich getrennte Strecken wie zum Beispiel von Münster nach Enschede (NL) und der Weiterfahrt Richtung Hengelo. Als Fahrgast wechselt man in Enschede einfach das Gleis, aber Züge aus Deutschland kommen hier nicht weiter ins niederländische Bahnnetz.

Export der GPX-Datei und Import bei MyMaps von Google

Der BRouter kann aber weit mehr als nur das Ausrechnen der Streckenkilometer. Wer wie ich einen Rundtrip gemacht hat, der möchte seine Route vielleicht dauerhaft visualisieren können. Dazu nutze ich MyMaps, ein zu GoogleMaps gehörendes Tool. Bisher musste ich bei meinen Interrail-Touren aber immer die Straßenrouten anzeigen lassen. Ich hab zwar stets geguckt, dass die Route möglichst nah an der Eisenbahnlinie entlang ging, aber das hat man natürlich nicht immer geschafft.

Auch das Problem konnte ich nun lösen. Es gibt im BRouter nämlich eine Download-Funktion. Darüber lässt sich die erstellte Route als GPX-Datei exportieren. Diese wiederum importiere ich dann in meiner Karte bei GoogleMaps. Als ich die Route von Wiesbaden nach Paris überarbeitete, habe ich vor dem Löschen der Autoroute, noch schnell einen Screenshot erstellt. Hier sieht nun die Abweichungen. Blau markiert ist der Straßenverlauf, rot der korrekte Streckenverlauf der Eisenbahn. Das komplette Ergebnis der Interrail-Route 2016 kann man bei GoogleMaps anschauen.

Straßenroutenplanung (blau) vs. Eisenbahnstrecken (rot)

Straßenroutenplanung (blau) vs. Eisenbahnstrecken (rot)

Bergbahnen, Schmalspurbahnen, stillgelegte Streckenabschnitte

Der letzte Abschnitt richtet sich nur an echte Freaks. Wie ich beim Nachzeichnen meiner Interrail-Routen schnell merken musste, kann der Routenplaner im „Rail only“-Modus nicht für alle Eisenbahnstrecken eine Verbindung abbilden. Er mag zum Beispiel keine Schmalspurbahnen. Und er findet auch keine Route mehr zum inzwischen stillgelegten Belgrader Hauptbahnhof. Aber auch dafür hat das Tool ein paar Einstellmöglichkeiten.

Dazu muss man wissen, was man zusätzlich erlauben möchte. Eine Übersicht der verschiedenen Streckentypen gibt es direkt bei OpenStreetMap im Wiki. Den entsprechenden Wert muss man manuell hinzufügen in das „Custom routing profile“. Dazu muss rechts auf den Menüpunkt mit dem Werkzeug ? klicken und für Schmalspurbahnen die gelb markierte Zeile zusätzlich einfügen. Jeder Wert eine neue Zeile. Anschließend ganz unten nicht vergessen auf Upload zu klicken. Danach fährt der Routenplaner auch über die höchsten Alpenpässe oder auf Abstellgleise.

Von Brig (CH) nach Chur fährt mit der Matterhorn-Gotthardt-Bahn eine Schmalspurbahn. Diese muss man zusätzlich freigeben.

Von Brig (CH) nach Chur fährt mit der Matterhorn-Gotthardt-Bahn eine Schmalspurbahn. Diese muss man zusätzlich freigeben.

Ich hatte dabei nur ein Problem: beim Hinzufügen von im Bau befindlichen Strecken „switch railway=construction 1“ bekam ich immer einen Parse-Error. Aber die anderen Werte für Seilbahn, Tram, U-Bahn und Stadtbahn, stillgelegt und Co haben einwandfrei funktioniert bei mir.

Gefunden habe ich diese tolle Tool über das Bahnreise-Wiki. Vielen Dank an die Entwickler des Tools!


Dieser Artikel wurde am 26. Juli 2018 um 19:42 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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10 Kommentare

  • Reply st 26. Juli 2018 at 23:52:44

    die performance der osm.org karte ist gerade ein bisschen schlechter, da ein teil der server gerade von einem rechenzentrum in ein anderes zieht. sollte in ein paar tagen/wochen nicht mehr schlechter sein.

    • Reply mahrko 8. August 2018 at 21:54:23

      Danke für den Hinweis. In der Tat. Inzwischen lädt auch die org-Karte wieder schnell.

  • Reply Hartmut 8. August 2018 at 19:32:47

    Tja, die Berliner S-Bahn mag er auch nicht…

    • Reply mahrko 8. August 2018 at 21:53:10

      Dazu musst du in die Einstellungen und die Zeile “ switch railway=light_rail 1″ einfügen.
      Anschließend Upload drücken. Danach übernimmt er Berliner S-Bahnstrecken.

  • Reply Elch 6. Mai 2019 at 20:42:09

    Moin, wie muss das Skript für Seilbahnen aussehen? Blicke da irgendwie nicht durch…

  • Reply Jürgen 2. Januar 2021 at 13:24:38

    Hallo,
    wie muss das Skript für Seilbahnen und Standseilbahnen aussehen, damit ich eine gpx-Datei erzeugen kann?
    Wenn ich in den Einstellungen „switch railway=funicular 1“ eingebe, wird mir „Profile error: ParseException at line 18: unknown lookup value: funicular“angegeben.
    Für die Seilbahnen habe ich „switch aerialway=gondola 1, switch aerialway=cable_car 1“ eingegeben. Auch hier kommt eine Fehlermeldung
    „Profile error: ParseException at line 20: unknown lookup name: aerialway“

    Was mache ich falsch?
    Höre gerne von Dir.
    Danke im Voraus

  • Reply Die Kosten der Mobilität - Verkehrsverschönerungsblog 7. Januar 2021 at 21:13:00

    […] insgesamt 170,50 EUR – gar nicht so schlecht für insgesamt 2.570 Kilometer. (Danke an mahrko, durch dessen blog ich auf das Tool BRouter zum Ermitteln von Schienenkilometern aufmerksam […]

  • Reply Michael 4. Oktober 2021 at 14:32:37

    Danke für Deine echt hilfreichen Tipps. Komischerweise kann man sonst ja nirgends auf Bahnschienen routen (vielleicht eine Haftungsfrage ?).
    So kann ich in Google Earth die Glacier-Express-Strecke abfliegen lassen. Macht sich gut im Video.

  • Reply rollinger 30. August 2022 at 14:58:02

    Habe jetzt meine Interrailtour Tagesweise auf dem bikerouter.de (EISENBAHN) nachgestellt und es wurde alles perfekt erkannt und jede Routegefnden. Wirklich 1a. Und das bei 8000 Kilometer.
    Bisher nutzte ich den Bikerouter für Radtouren für lange Distanzen.

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