Dieses Internet kann manchmal schon hart sein. Da liegt man Samstagnacht nach langem anstrengenden Tag in seinem Bett, überfliegt nochmal kurz die neuen Beiträge im RSS-Reader auf dem iPad und liest dann etwas von einem 240-Euro-Gutschein der italienischen Fluggesellschaft Alitalia. Jedem normal denkenden Menschen war eigentlich sofort klar, dass da was nicht stimmen kann, aber wieso nicht eine Lücke im System ausnutzen, sogenannte Errorfares gibt es bei Airlines öfters mal.
Wenn man Blogs wie travelox.de oder travel-dealz.de regelmäßig liest, dann hört man öfters davon. Meist geht es um falsch berechnete Kerosinzuschläge oder ähnliches, wodurch sich die Flüge dann teilweise extrem im Preis reduzieren. Aber ein Gutschein über 25.000 Yen (umgerechnet rund 240 Euro) nahezu ohne Bedingung wie Mindestbuchwert oder Flugziel, das gab es glaub noch nie.
Also hab ich noch in der Nacht den Rechner wieder hochgefahren, ein paar freie Tage im März 2013 rausgesucht und mir einen Flug von Frankfurt nach Rom und zurück auf der japanischen Webseite gebucht. Das war nämlich neben der Ausnahme der Weihnachtszeit die einzige Bedingung des Gutscheins. Man musste den Flug auf der japanischsprachigen Webseite von Alitalia buchen. Nichts leichter als das!
Um die 21.300 Yen sollte das Ganze kosten, ich hatte also meinen Gutschein noch nicht einmal voll ausgereizt. Einzige Schwierigkeit auf der durch Chrome übersetzten japanischen Seite war übrigens die gewünschte Mahlzeit auszuwählen. Es gab alles Mögliche: Koscher, salzreduziert, fettreduziert, ohne dies, ohne jenes und so weiter, aber das normale Chickenirgendwas-Standardfressen konnte ich nicht finden. 100% perfekt übersetzt Google eben doch noch nicht. In der Not hab ich dann eben fettreduziert ausgewählt, es musste ja schnell gehen.
Da meine Buchung am Ende 0 Yen als Betrag auswies, war es noch nicht mal notwendig eine Kreditkartennummer anzugeben. Wenige Minuten nach der Bestellung wurde mir meine Buchung auch nochmals per E-Mail bestätigt. Soweit so gut. Die Aktion verbreitete sich in der Nacht wie ein Lauffeuer, ich weiß allein aus meinem Bekanntenkreis von 9 Leuten, die ebenfalls zuschlugen.
Sonntagmittag war der Spuck dann allerdings vorbei, Alitalia verschickte eine zweisprachige E-Mail – Japanischkenntnisse waren jetzt nicht mehr gefragt, dass die Buchung ohne weitere Angabe von Gründen storniert wurde.
Es war irgendwie damit zu rechnen und auch wenn mein Ticket auf saudiairlines.com noch als gültig ausgewiesen wird.
Trotzdem hab ich jetzt nicht vor Alitalia zu verklagen oder deren Facebookseite vollzushitstormen wie tagesschau.de berichtet. Ganz richtig ist der Artikel übrigens nicht. Es waren nicht alle Tickets gratis, nur die, die weniger als 240 Euro gekostet haben. Bei teureren Flügen musste man die Differenz bezahlen.
Ich find man muss das einfach sportlich sehen. Der Ansturm zu groß und nun haben eben alle Pech gehabt. Vielleicht klappt’s beim nächsten Mal… 😉
Inzwischen wird der Gutschein von Alitalia übrigens korrekt ausgewiesen und gilt nur noch auf abgehende Flüge von Tokio oder Osaka. In Zukunft sollte Alitalia beim Gutschein erstellen wohl besser ein Vier- oder besser Sechs-Augenprinzip walten lassen. Es hätte ihnen viel Ärger erspart…
Nachtrag:
travel-dealz.de hat dem Thema nun auch nochmals einen Artikel gewidmet und klärt darin auch über die eigentliche Aktion auf. Alitalia wollte seinen Kunden weltweit 25% Rabatt geben, hat für Japan allerdings Rabattgutscheine mit fix eingestellten 25.000 Yen ausgestellt, was ungefähr 25% des Verkaufpreises eines Europatickets entspricht. Warum? Das weiß keiner.
4 Kommentare
Hi Marco,
vielen Dank für die Retrospektive. Ich finde, das ist eine Riesengeschichte. Vielleicht solltest Du nächstes Mal einen Zwischenstopp in Osaka planen 😉
Ich bin kein großer Freund von Japan und China. Da ist es mir einfach zu übrlaufen. Dann schon lieber Thailand oder Nepal.
Spannende Story! Das gemeine bei solchen Preisfehlern ist natürlich immer, das man aufgeregt ist, seinen Urlaub entsprechend legt, womöglich schon nach Hotels sucht, und am Ende ist doch alles für die Katz. Aber ich sehe das ähnlich wie du: Man muss das sportlich nehmen. Mal hat man Glück, und mal geht’s eben schief. Und irgendwie macht dieser Nervenkitzel ja auch Spaß!
PS: Interessanter Blog! Ich hab gleich mehrere Beiträge gelesen und sogar noch deinen Namen gegooglet. 😉
Von mir noch, der nicht ganz uneigennützige Tipp, dass es auch auf http://www.triptroll.de Errorfares und andere Reiseschnäppchen gibt 😉