Was für ein Sauwetter! So lässt sich der erste meiner zwei Tage in Kopenhagen wohl am besten beschreiben. Geregnet hat es an diesen Tag nämlich nur einmal. Von morgens bis abends durchgehend. Nun hätte man den Tag natürlich gemütlich im Hotelzimmer verbringen können. Aber das wäre in meinen Augen dann ja ein verschwendeter Reisetag gewesen.
Ich entschied mich für Variante B: Regenschirm kaufen und dann ganz normal nach Plan A zu verfahren. Nur das durch Kopenhagen Radeln, habe ich in Hoffnung auf besseres Wetter auf den zweiten Tag verschoben. Mehr dazu später.
Mit neuem guten Schirm ausgestattet, konnte ich dann meine Standard-ungefähr-10-Kilometer-Runde antreten. Wie immer ohne genaues Ziel. Einfach drauf los. In Erinnerung ist mir noch meine „Abkürzung“ über das Uni-Gelände. Auf der Karte sah es kürzer aus, es stand eben nur ein Gebäude im Weg. Dieses wollte ich einfach durchqueren, war ja tagsüber und nicht sonntags. Aber in diesen Gebäudetrakt kam man nur mit Schlüsselkarte für den Türöffner. Naja, blöd gelaufen.
Der zweite Anlauf führte mich dann durch den Botanischen Garten. Um die Schönheit im Außenbereich zu genießen brauchte es etwas Phantasie. Für die Ausstellungen war ich ich leider zu spät dran, die schlossen alle recht früh. Schade, denn das Schmetterlingshaus sah recht interessant aus.
So ging es dann aber weiter Richtung Rosenborg-Palast, den ich mir aber nur von außen anschaute, in ein veganes Restaurant. Hier hatte ich leckeren Kichererbsenburger für wieder mal viel zu viel Geld. In Dänemark gelten eben noch skandinavische Preise. Diese machen sich besonders bei der Hotelauswahl bemerkbar.
Unter 85 Euro bekommt man noch nicht einmal ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad. Mein Hotel direkt am Bahnhof zählt ebenfalls zu dieser Kategorie. Lage super. Rest, bestenfalls mittel. Aber für zwei Nächte okay. Eine erfreuliche Nachricht gab es dann doch noch am Abend. Supermarktbier bekommt man in Kopenhagen schon ab 2 Euro die Dose. Das war weniger als die Hälfte im Vergleich zu Norwegen!
In den zweiten Tag startete ich recht früh. Das Wetter war zwar immer noch grau in grau, aber der Himmel hielt! Es blieb den ganzen Tag über trocken. Den Tag wollte ich gleich um 10 Uhr mit einer FreeTour starten. In Kopenhagen muss man da ein bisschen aufpassen. Es gibt zwei verschiedene Anbieter, jeweils in Spanisch und Englisch sowie mindestens drei verschiedene Routen. Ich hatte mich für die klassische Altstadttour bei der Truppe mit grünem Regenschirm entschieden.
Zwei Tage zuvor war der Premierminister übrigens noch mit Frankreichs Präsident durch Kopenhagen geradelt. Heute nahm er dann doch lieber das Auto. Wie sich schnell heraus stellte, war mein Guide eine exzellente Wahl. Er wusste nicht nur extrem viel, er konnte das Wissen auch perfekt vermitteln. Außerdem kam der Spaß nicht zu kurz.
Die Stadtgeschichte machte es ihm aber auch einfach. Immer wenn ein wichtiges Gebäude heute nicht mehr dort steht, wo es einmal stand, dann ist es entweder im ersten oder zweiten großen Stadtbrand niedergebrannt. Das konnten sich sogar die Amis in unserer Gruppe merken.
Auch zu Land und Leuten erzählte er uns einiges. Dänen zum Beispiel seien eins der höflichsten und nettesten Völker weltweit. Außer sie haben einen Fahrradsattel zwischen ihren Schenkeln. Dann werden sie zu Killern! Wir sollten also peinlichst genau darauf achten niemals auf einem Radweg zu laufen. Ach und auf alles, auf das man eine Steuer erheben kann, wird auch eine erhoben. Da wären die Dänen schon immer kreativ gewesen.
Nach der FreeTour wollten meine Beine ein bisschen Pause. So kam mir die Kanalrundfahrt gerade recht. Für rund 7 Euro schipperte mich ein Cabrioboot durch verschiedene Innenstadtkanäle. Außerdem machte die Tour noch einen Abstecher zur kleinen Meerjungfrau. Eigentlich wollte ich die überhaupt nicht sehen. Ist ja auch nur eine kleine Bronzefigur am Wasser, die man vor lauter Menschenmassen eh kaum sieht. Nun fuhr das Boot aber dran vorbei und so entschied ich mich doch für einen schnellen Schnappschuss von der Rückseite.
Wie auf dem Foto sieht in Kopenhagen übrigens nur ein einziger Straßenzug im Neuen Hafen aus. Trotzdem wird das Foto aber immer auf Reiseführern und Co benutzt. Ich hab’s ja auch als Titelbild gewählt.
Nach der Bootstour war ich dann noch kurz in der Freistadt Christiania. Eine Art besetzter Stadtteil, in dem dänische Gesetze nicht so wirklich gelten. Gleich nach dem Betreten des Gebietes kommt man durch die Pusher Street. Hier verkaufen Händler auf Stehtischen offen Cannabis. Eigentlich verboten in Dänemark, aber gemacht wird’s trotzdem.
Aber wehe, wenn sich doch mal eine Polizeieinheit in das Viertel verirrt. Dann pfeift es vom Dach und die Händler packen so schnell sie können ihre drei Sachen ein und rennen panisch in alle Richtungen davon. Ungefähr 30 Sekunden später stand dann die Polizeieinheit in der Straße und fand nur noch leere Stände.
Und ein paar verdutzte Touris, die nicht so recht kapierten, was um sie herum passierte. Im hinteren Teil der Siedlung geht es deutlich ruhiger zu. Dort befinden sich die bewohnten Häuser. Übrigens: es hat keine halbe Stunde gedauert nach der kleinen Razzia, bis alles wieder seinen normalen Betrieb aufnahm in der Pusher Street.
Am frühen Abend dann der wichtigste Punkt, den ich in Kopenhagen absolvieren wollte. Man liest und hört ja immer wieder von den tollen Radfahrstädten Amsterdam und Kopenhagen. Daher wollte ich das natürlich selbst ausprobieren. Mietfahrräder bekam man ja per App an jeder Ecke. Und so radelte ich freiwillig, ohne richtiges Ziel und ohne ein einziges Mal angehupt zu werden zwei Stunden durch den Feierabendverkehr der dänischen Hauptstadt.
Zugeparkte Radwege gab es nur zwei Stück. Einmal stand ein Rettungswagen im Einsatz drauf. Da kann man noch ein Auge zudrücken. Fall Nummer 2 war leider ein Flixbus mit Dresdner Kennzeichen. Der hat sich anscheinend wie zuhause benommen…
Dank der guten Infrastruktur macht Fahrrad fahren selbst in der Stadt Spaß! Alleine war man übrigens auch nie. Eine rote Ampelphase und schon bildete sich auf jeder größeren Straße in der Innenstadt ein Pulk von 20 bis 40 Radfahrern.
Nach dem Radfahren war ich noch in der Frederikskirche. Ihr Grundriss ist nicht besonders groß, aber die Domkuppel kann sich sehen lassen! Und Eintritt kostet sie auch keinen.
Nun stand nur noch eine Übernachtung an, bevor es dann am 30. Tag meiner Reise, dem 1. September wieder nach Hause ging.
2 Kommentare
Moin, bevor ich es vergesse – was macht man in diesen Ländern ohne Kreditkarte?
Und: so ein schönes Blog!
In allen Ländern außer Schweden ist es kein Problem. Dort sollte man wirklich eine haben. Oder einen Swish-Account.
Und besten Dank für die netten Worte. 🙂