Auf Reise 4. Februar 2012

30. Lange Nacht der Museen in Berlin

Im Foyer des Museum für Kommunikation.

Für mich war es die erste lange Museumsnacht in Berlin, aber insgesamt fand die Veranstaltung schon zum 30. Mal statt. Die  600km bin ich nicht extra wegen der Museumsnacht  nach Berlin gefahren, es hatte sich eher zufällig so ergeben. Dass das Ganze an dem Abend stattfindet erfuhr ich 1-2 Wochen vorher über die Facebook-Seite meines Hotels. Bringt also doch was, dass ich alles Mögliche like.

Kurz bevor es dann am Abend losging hab ich aber nochmal ernsthaft gezweifelt, ob ich mir es wirklich antun soll. Meine Füße hatten eigentlich schon genug bevor’s losging, war ich doch tagsüber schon in Köpenick, auf dem Tempelhofer Feld sowie in Spandau und Wedding unterwegs. Zu allem Übel hat es eine halbe Stunde vor Beginn auch noch angefangen zu schneien. Datenschutz hin oder her, ich zeig Euch mal meinen Verlauf durch die Stadt. Meine Route von Samstagmorgen 10 Uhr bis Samstagnacht 03:00 Uhr.

Ein Tag in der Hauptstadt. ©GoogleMaps

Ein Tag in der Hauptstadt. ©GoogleMaps

Zurück zur Museumsnacht. Der Start verlief das muss man so sagen echt Scheiße. Ich kam aus der U-Bahnstation am Potsdamer Platz und hab den Infostand gesucht um mein Ticket zu kaufen. Weit und breit war jedoch kein Infostand zu sehen. Andere Touris irrten genauso über den Platz. Das Kulturforum war einfach nicht zu finden. GoogleMaps kannte kein „Kulturforum“ und gedruckten Plan hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen. Inzwischen hab ich es gefunden, gemeint war eigentlich der Matthäikirchplatz, 650 Meter westlich vom Potsdamer Platz. Als Fremder in der Stadt, der keine Ahnung hat, läuft man da im Schneesturm natürlich nicht hin. Zumal ich gedacht hab, die Bushaltestelle an der Varian-Frey-Straße sei die zentrale Haltestelle für das Kulturforum am Potsdamer Platz. Das hätte man irgendwie besser kommunizieren können.

Gut dacht ich mir, fang ich die Tour eben woanders an und mit der S-Bahn zum Brandenburger Tor gefahren. Mein erstes Museum war dann „The Kennedys“. Das hab ich wenigstens gefunden und hier hab ich dann auch einen gedruckten Plan erhalten. Das Museum selbst war leider nicht so mein Fall. Außer kleinen Fotos mit unzähligen langen Geschichten daneben gab es leider nicht viel zu sehen. Bin dann relativ schnell weiter ins „Deutsche Guggenheim“. Die Ausstellung „Found in Translation“ fand ich auch noch nicht wirklich interessant, aber ich hab mich dort auch gleich für eine Führung angemeldet durch die Räume der Deutschen Bank.

Illuminierter Innenhof des Deutsche Guggenheim Cafés

Illuminierter Innenhof des Deutsche Guggenheim Cafés

Die Wartezeit hab ich nebenan im „Automobil Forum Unter den Linden“ verbracht. Die Band hat leider erst aufgebaut, aber im Untergeschoss gab’s eine tolle Ausstellung. In Beschreibung der Ausstellung heißt es,  dass sich der schwedische Fotograf Anders Ryman sich sieben Jahre lang auf eine Weltreise begab, um gelebte Riten auf unserem Erdball zu dokumentieren. In 55 bewegenden Bildern hat er entscheidende Einschnitte auf allen bewohnten Kontinenten festgehalten. Die Fotografien spannen den Bogen von der Geburt in Mikronesien bis zur Kremation in Indien, von Jahrtausende alten Traditionen bis zur modernen Highschool-Abschlussfeier. Ich war beeindruck, die Fotos waren echt toll, dazu kurze Texte, in den er Einblicke in die manchmal seltsam anmutenden Riten gab.

Kurz vor 20 Uhr ging’s zurück in „Deutsche Bank Forum“. Die Führung, für die ich mich angemeldet hatte, führte uns durch die Flure der Mitarbeiterbüros im zweiten Stockwerk. In jedem Flur hingen mindestens 10 Bilder, die die Deutsche Bank gekauft hat und in ihren Bestand aufgenommen hat. Das heißt, man sammelt nur und will sie nicht wieder verkaufen. Besonders toll fand ich ein Foto aus der Reihe „Elevator Girl“ von Miwa Yanagi, einer japanischen Künstlerin, das ihr hier sehen könnt (zweitletzte Reihe, zweites Foto von links, das über der Kugel). Sie spielt hier mit den Ebenen und Räumen, ein Aufzug, mit gläsernem mega Schuhschacht in der Mitte.

Ein Flut weiter hingen drei andere Fotos, die ich total daneben fand. Da war dreimal eine Faust fotografiert und es wurde ein bisschen mit der Schärfe gespielt. Dazu hat unser Guide fünf Minuten irgendwas geschwafelt, wo ich mir nur dachte, ist ja gut jetzt. Jeder iPhone-Besitzer bekommt eine solche Serie mit der Instragram-App schöner hin. Wenn ich die Deutsche Bank wär, hätt ich die Aufnahmen sicherlich nicht eingekauft ;-).

Nach dem Führungsende ging’s mit dem Bus eine Station weiter bis zum Lustgarten. Hier findet man zum Beispiel die „Alte Nationalgalerie“, das „Bode-Museum“ und was sonst noch auf der Museumsinsel zu finden ist. In die großen Museen wollt ich aber nicht rein, da ich schon mal drin war und ich die Zeit ohnehin nicht hatte. Was mich interessiert hätte, wäre die „Humboldt-Box“ gewesen, aber auf 20 Minuten Schlangen stehen in der eisigen Kälte hatte ich auch kein Bock. Ich bin dann weiter über die Spree ins „DDR Museum“. Man konnt kaum noch laufen, so voll war’s hier. 50 Leute standen dicht gedrängt um einen Trabi rum, aber auf der Straße glotzen sie ihn wahrscheinlich nicht mal an. Sowieso sind Museen, in den man alles anfingern soll nicht mein Ding.

Ging dann schnell weiter Richtung „Rotes Rathaus“. Hier konnte man sich den Senatsitzungssaal anschauen, den Wappensaal und den Säulensaal, eigentlich mal zwei repräsentative Säle, die die DDR-Oberen nach dem Krieg aber nur in vereinfachter Form wieder aufbauen ließen. Gegen den goldenen Saal im Stockholmer Rathaus wirkte es fast ein wenig wie eine Abstellkammer. Ich hab das damit gewürdigt, dass ich meine Spiegelreflex garnicht erst ausgepackt, sondern nur zwei Handyfotos gemacht hab. Aber die klassische Musik, die Berliner Musikschüler vorführten war schön. Ach und das Büro von Wowi und seine Bärensammlung, die er ständig als wahnsinnig einfallsreiche Staatsgeschenke erhält, durfte man noch angucken.

Zugeschneite Straßen rund um die Nikolaikirche.

Zugeschneite Straßen rund um die Nikolaikirche.

Durch das richtig schön verschneite Nikolaiviertel ging es dann anschließend in die „Nikolaikirche“, Berlins ältester Kirchenbau. Man fand hier zwar auch noch eine Dauerausstellung zu den 800 Jahren der Kirche, aber die hab ich nur kurz überflogen. Nächste Station war dann das „LOXX“. Kennt kein Mensch, ist das Berliner Gegenstück zum Hamburger Miniaturwunderland. Und ich sag mal, es kennt zu Recht keiner. Ich fand die Ausstellung ziemlich lieblos gemacht. All die Details, die ich in Hamburg so liebe, die fehlten hier. Viele Häuser waren nicht im Maßstab und viel zu groß. Außerdem war es die ganze Zeit Nacht auf der Anlage. Hätte das Ding ja schon auch mal ganz gern bei Tag gesehen. 12 Euro kostet die Anlage übrigens regulärer Eintritt hier, genauso viel wie in Hamburg! Zum Glück hab ich den Eintritt nicht bezahlen müssen.

Als nächstes wollte ich dann ins Planetarium, da das schon um Mitternacht schließen wollte, die anderen Museen erst um 2 Uhr. Leider wurde mir hier der – sagen wir mal optimierungsbedürfte Plan – zum Verhängnis. Im Adressverzeichnis gab es unter „P“ nur das Puppenmuseum. Wild hin und her geblättert und unter „Sternwarte“ einen Hinweis gefunden, dass ich unter „Archenhold-Sternwarte“ nachgucken soll. Da der Shuttlebusverkehr sternförmig aufgebaut war, wollt ich nicht erst zurück zum Potsdamer Platz fahren, sondern direkt die S-Bahn zur Station „Treptower Park“ nehmen wie im Heftchen angegeben war. Dumm nur, dass kurz vor dem Aussteigen gemerkt hab, dass mir noch ein 20 Minuten Fußmarsch bevor steht. Also einmal quer durch den Treptower Park kurz vor Mitternacht. Zum Glück war da außer mir keiner ;-).

In der Sternwarte angekommen hab ich schon die ganzen Menschen vor dem Planetariumsraum gesehen. Fünfzig Köpfe hat einer neben mir gezählt, dreißig Sitzplätze hatte der Raum. Ihr könnt’s Euch denken wie es ausging. Ich kam leider nicht mehr rein. So hab ich mir halt noch den Rest in der Sternwarte angeschaut und hab mich dann auf den Rückweg gemacht. Im Bus zurück hab ich dann gemerkt, dass ich eigentlich ins „Berliner Planetarium und Sternwarte Wilhelm Foerster“ wollte. Das wurde aber dummerweise unter „B“ gelistet und hatte keinen Vermerk unter „Sternwarte“. Die andere wär auch nicht so am Arsch der Welt gewesen. Naja gut. Hätte ich mal ein iPhone, dann hätte ich die iPhone-App nutzen können, dann wär das vielleicht nicht passiert. Androiden gingen leider leer aus.

Im Foyer des Museum für Kommunikation.

Im Foyer des Museum für Kommunikation.

Als zweitletzte Station plante ich dann ins „Museum für Kommunikation“ zu gehen. Gleich vorweg, hier hat’s mir wieder besser gefallen. Außerdem kam ich genau rechtzeitig zu einer kleinen Führung zum Thema „Kommunizieren durch Kleidung“. Auch wenn’s schon spät war, inzwischen wohl 1 Uhr, war’s doch noch spannend was Neues zu lernen. Was die Uniformen des 21. Jahrhunderts sind, das dürfte nicht allzu schwer sein zu erraten. Nicht umsonst sitzt das Lacost-Krokodil genau an der Stelle, an der früher Militärabzeichen ihren Platz fanden. Im Atrium des Museums, welches wunderbar ausgeleuchtet wurde, fand man Roboter, die miteinander Ball spielten und wohl auch irgendwie miteinander kommuniziert haben.

Wie moderne Uniformen, unsere Markenklamotten heute.

Wie moderne Uniformen, unsere Markenklamotten heute.

Eigentlich wollt ich dann noch ins „Museum für Fotografie“ aber das musste ich wieder vom Plan streichen, die Zeit war zu fortgeschritten. Der kleine Ausflug nach Treptow hat mich leider zu viel Zeit gekostet. Auch wenn nicht alles optimal verlief, so hat’s mir doch insgesamt gefallen. Wenn ich bei der 31. oder 32. Museumsnacht dann zufällig mal wieder in der Stadt bin, dann werd ich mir sicherlich wieder ein Ticket kaufen. Vielleicht ist der Guide bis dahin auch etwas optimiert, ich hätte es zum Beispiel viel besser gefunden, wenn die Museen im Plan entlang der Routen sortiert gewesen. Erst alle an der Route 1, dann Route 2 und nicht alphabetisch. Schreibt die Adresse gleich mit auf die Seite, spart Euch das Adressenverzeichnis und macht stattdessen ein durchdachtes Inhaltsverzeichnis. Eins, indem man ein „Museum für Kommunikation“ auch unter „K“ wie „Kommunikationsmuseum“ findet und das „Rote Rathaus“ auch unter „R“. Nicht nur unter „B“ wie „Berliner Rathaus“.

Weil ich wusste, dass eine in Stuttgart auch lange Museumsnächte gibt wollt ich mir der Termin der nächsten schon einmal vormerken. Dummerweise bin ich da aber bereits anderweitig verplant. Für Euch: die nächste ist am 17. März 2012. 😉


Dieser Artikel wurde am 4. Februar 2012 um 18:45 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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3 Kommentare

  • Reply Daniel 4. Februar 2012 at 19:52:22

    Na dann kannst du ja schonmal gucken, ob die 31. Lange Nacht der Museen in den Kalender passt: 25. August 2012. Und sag einfach mal vorher Bescheid, dann suchen wir zusammen. Und ich habe nen iPhone. 😉

  • Reply mahrko 4. Februar 2012 at 19:53:15

    Das geht bei mir immer recht spontan, kann ich jetzt noch nicht abschätzen 🙂
    Aber danke für den Termin *g*

  • Reply Helmut 8. Februar 2012 at 12:24:43

    Vielen Dank für den ausführlichen Info

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