Vietnam-Reise 9. April 2017

Secret Tour mit Mr. Rot ins Hinterland von Dalat

Auf einem typisch vietnamesischen Markt mit Mr. Rot im Hinterland von Dalat.

In meinem Reiseführer (Stefan Loose Travel Handbücher – Vietnam) habe ich von Mr. Rot und einer ganz besonderen Secret Tour, die er ins Hochland von Dalat zu seinem Stamm der K’Ho unternimmt, gelesen. Die wollte ich unbedingt machen. Natürlich kurzfristig wie alles hier…

Das Hochland von Dalat liegt etwa 1400 bis 1500 Meter über dem Meeresspiegel.

Das Hochland von Dalat liegt etwa 1400 bis 1500 Meter über dem Meeresspiegel.

Am Tag vorher hatte ich ihn per Mail angeschrieben und ratzfatz war die Buchung bestätigt – 35 Dollar hat der komplette Tag inkl. Mittagessen gekostet. Ist lustig hier in Nam: man verhandelt bzw. bekommt die Preise meist in Dollar genannt und dann wird’s umgerechnet und man bezahlt in Dong.

Ob er wohl den Durchblick hat oder einfach immer nur neue Kabelstränge dazu hängt?

Ob er wohl den Durchblick hat oder einfach immer nur neue Kabelstränge dazu hängt?

Pickup-Service am Morgen gegen 8 Uhr in meinem Hotel, dann haben wir am Hostel von Mr. Rot die restlichen Teilnehmer eingesammelt und es konnte losgehen. Bunt gemischte Truppe: zwei Mädels aus der Schweiz, ein Amerikaner, zwei Argentinierinnen – aber nicht die von gestern, ein Israeli, ein Ami, der Cousin von Mr. Rot, unser gemütlicher Fahrer und ich.

Irgendeine Frucht öffnen - Finger rein - Zack fertig - Lippenstift.

Irgendeine Frucht öffnen – Finger rein – Zack fertig – Lippenstift.

So ging es dann in einem echten Mercedes-Bus – es gibt auch ganz viele, die einfach nur Mercedes-Sterne aufkleben, raus ins Hinterland. Nach all den verrückten Busfahrer tat unser gemütlicher Schnarchbusfahrer auch mal ganz gut.  Er hupte auch den ganzen Tag über nur vier oder fünfmal! Das muss man in Vietnam auch erstmal schaffen.

Auf dem Markt: ich glaube das war Süßkram.

Auf dem Markt: ich glaube das war Süßkram.

Erster Stopp war auf einem echt kleinen und tourifreiem Markt. Hier erklärte uns Mr. Rot wie der Einkauf in Vietnam abläuft. Alles muss jeden Tag frisch besorgt werden. In den Kühlschrank kommen quasi nur die Getränke. Essen wird morgens frisch gekauft und dann bis abends verzehrt. In den Kühlschrank soll das nicht. Lieber kauft man am nächsten Tag frische Produkte.

Alles erdenkliche frische vom Feld. Frisch in der Frühe geerntet.

Alles erdenkliche frische vom Feld. Frisch in der Frühe geerntet.

Hülsenfrüchte und Körner in allen Farben und Größen.

Hülsenfrüchte und Körner in allen Farben und Größen.

Rohes Fleisch bei 30 Grad im Schatten. Kann man so machen...

Rohes Fleisch bei 30 Grad im Schatten. Kann man so machen…

Der Markt für ist der Ort tägliche Besorgungen. Klassische Supermärkte gibt es kaum.

Der Markt für ist der Ort tägliche Besorgungen. Klassische Supermärkte gibt es kaum.

Leber, Niere, Herz und allerlei andere Leckereien...

Leber, Niere, Herz und allerlei andere Leckereien…

Frisches Hühnchen....

Frisches Hühnchen….

Und noch frischere Hühnchen!

Und noch frischere Hühnchen!

Enge Gässchen führten über den Markt. Natürlich waren auch hier Roller unterwegs.

Enge Gässchen führten über den Markt. Natürlich waren auch hier Roller unterwegs.

Dann erklärte er uns den Totenkult, der in Vietnam betrieben wird. Jährlich wird am Todestag an die verstorbenen Ahnen gedacht und damit es ihnen auch im Jenseits an nichts fehlt, werden iPhones, Autos, Anzüge, Kleider, Waschmaschinen, Rasierapparate, Uhren, Herdplatten und alle andere nur erdenkliche bunt aus Pappe gefertigte Produkte gekauft und verbrannt.

Mr. Rot erklärt und den Totenkult und zeigt uns die Fake-Produkte aus Pappe.

Mr. Rot erklärt und den Totenkult und zeigt uns die Fake-Produkte aus Pappe.

Auf dem Markt gab’s auch frisches Fleisch. Und mit frisch meine ich, dass man dabei zuschauen konnte, wie das Huhn geköpft wird. Leider lag aber auch hier genau wie in Saigon hier wieder Fleisch von Kühen, Schweinen und Co ungekühlt in der Hitze. Hat mich dann nochmal bestätigt mich in Vietnam ausschließlich vegetarisch zu ernähren.

Angekommen an den Elefant-Wasserfällen.

Angekommen an den Elefant-Wasserfällen.

Nächste Station war dann die einzige nicht so geheime auf der Tour. Wir fuhren zu den Elefant-Wasserfällen und kletterten sogar unter sie. Europäischen Sicherheitsstandards griffen auf den Pfaden da runter natürlich keine. Bisschen feuchte und rutschige Angelegenheit, aber sowohl meine Canon 70D als auch mein iPhone haben es unbeschadet überstanden. Was tut man nicht alles für ein paar gute Aufnahmen. Sowohl auf Speicherchip als auch im Kopf.. ?

Und der Blick von unten...

Und der Blick von unten…

Der mäßig abgesicherte Weg... ;-)

Der mäßig abgesicherte Weg… 😉

Der Wasserfall von gaaaanz unten!

Der Wasserfall von gaaaanz unten!

Durch enge Felsritze ging es nach ganz unten.

Durch enge Felsritze ging es nach ganz unten.

Unten war es etwas feucht. Schuhe hab ich am Abend im Hotel mit dem Handtuch geputzt. ?

Unten war es etwas feucht. Schuhe hab ich am Abend im Hotel mit dem Handtuch geputzt. ?

Über kleinste Sträßchen ging es durch endlose Kaffeeplantagen zum Haus von Mr. Rot, hier hatte jemand für uns gekocht. Und das erste Mal gab es beim Essen nur Stäbchen – weil ich mir die Blöße nicht geben wollte nach einer Gabel oder Löffel zu fragen, hab ich die Nudel-Gemüse-Suppe auch mit Stäbchen verschlürft. Bin sogar satt geworden…

Unser Mittagessen - Nudelsuppe mit Pilzen und Gemüse.

Unser Mittagessen – Nudelsuppe mit Pilzen und Gemüse.

Mein erstes Mal mit Stäbchen...

Mein erstes Mal mit Stäbchen…

Am Nachmittag ging es dann zu Fuß ins Dorf der K’Ho. Ursprünglich stammt Mr. Rot auch von diesem Volk ab und spricht daher als einziger Tourguide in Dalat ihre Sprache. Als er noch ein Kind war, wurde er adoptiert und wuchs so bei seinen Adoptiveltern in der Stadt auf. Und so spricht er heute neben der Sprache der K’Ho und Vietnamesisch auch perfektes Englisch.

Wie er uns von seinem Glück sprach, als einer der ganz wenigen seines Volkes, den Sprung in die Stadt und ins Geschäftsleben dort geschafft zu haben, war sehr eindringlich – da wurde es auch in unserer Blödelrunde auf einmal Mucksmäuschenstill. Die „Village People“ wie er sie nannte, leben noch immer sehr zurück gezogen und abgeschieden. Das Verhältnis zwischen Staat und Der ethnischen Minderheiten war nicht immer das beste, aber nun bekommen sie vom Staat wenigstens kostenlose Schulen gebaut und müssen für ihr bisschen Strom nichts bezahlen. Und natürlich sorgt auch er für sein Dorf, besorgt Medizin für Kranke und hilft bei allem. Wie mir scheint, ein sehr anständiger, ständig zu Scherzen aufgelegter und liebenswerter Kerl.

Der weite Blick über das Hochland von Dalat.

Der weite Blick über das Hochland von Dalat.

Die Weiten der Kaffeeplantagen. Irgendwo hier liegt das Dorf.

Die Weiten der Kaffeeplantagen. Irgendwo hier liegt das Dorf.

Nach den Erzählungen kam nun der wahre „Secret“ Part der Tour. Aus Respekt haben wir hier alle auf Fotos verzichten müssen, dafür bekamen wie aber einen unbeschreiblichen Einblick in das Leben der Bewohner. Nach langer Diskussion, in sehr sehr lauter Sprache, durften wir uns dann ein Haus von Innen anschauen. Die laute Sprache sollte uns aber keine Angst machen, die Bewohner seinen nicht wütend, nur misstrauisch waren sie anfangs. Aber schon kurze Zeit später kamen immer mehr Frauen aus dem Dorf zusammen gelaufen und wir bekamen zu sehen, wovon hier gelebt wird, was gegessen und gekocht wird und so weiter. Männer waren keine da, die waren alle auf dem Feld arbeiten.

Der Cousin von Mr. Rot erklärt uns die Baumwollverarbeitung.

Der Cousin von Mr. Rot erklärt uns die Baumwollverarbeitung.

Sehr heiß war es in der Fabrik, denn das Wasser hatte 60-70 Grad.

Sehr heiß war es in der Fabrik, denn das Wasser hatte 60-70 Grad.

Jeder Handgriff saß.

Jeder Handgriff saß.

Nach rund zwei Stunden bei den Frauen ging es dann wieder zum Auto und mit kurzem Zwischenstopp in einer Baumwollverarbeitungsfabrik schließlich zurück nach Dalat. Und auch wenn bei den Frauen zwar immer wieder mal Touris vorbei kommen – Mr. Rot wechselt die Dörfer nämlich ständig – ein wirklich sehr beeindruckender Tag! Und weil unsere Reisetruppe so nett war, verabredeten wir uns für abends gleich noch auf ein Bier in einer wirklich verrückten Bar. ?


Dieser Artikel wurde am 9. April 2017 um 10:22 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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Ein Kommentar

  • Reply Markus Gerdes 13. August 2017 at 09:45:43

    Sehr schöner Bericht. Ich habe die Tour auch gemacht und war ähnlich begeistert.
    In der Fabrik wird allerdings Seide hergestellt – nicht Baumwolle 🙂 Baumwolle haben die bei uns im Minority Village hergestellt und wir konnten ein großes Stück Stoff kaufen.

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