Eisenbahnreise 23. August 2018

Tag 19 der Tour Baltica: Von Schweden über die Erzbahn runter nach Narvik am Ofotfjord

Nachdem das Hotelproblem in Luleå behoben war und ich dort noch einen ruhigen Nachmittag hatte, konnte es am darauffolgenden Tag planmäßig mit der Schwedischen Eisenbahn weitergehen. Die Strecke der Erzbahn führte mich über Boden und Kiruna hinauf bis nach Riksgränse. Der Ort ist der letzte vor der Reichsgrenze zu Norwegen. Ab dort geht es auf nur 42 Kilometern Strecke rund 520 Höhenmeter bergab!

Eine schwedische Lok der Baureihe Rc zog meinen kurzen Zug.

Eine schwedische Lok der Baureihe Rc zog meinen kurzen Zug.

Doch der Reihe nach. Los ging meine Fahrt am späten Morgen um 10:40 Uhr. Ohne umsteigen konnte ich mit dem InterCity der Schwedischen Bahn bis ans Ziel durchfahren. Die Fahrt nach Narvik dauerte rund 6,5 Stunden. Also nicht besonders lange… 😉

Anfangs hatte ich den ganzen Wagen noch für mich allein.

Anfangs hatte ich den ganzen Wagen noch für mich allein.

Da es im Zug diesmal nur Steckdosen, aber kein WLAN gab, setzte ich beim Bloggen mit dem Laptop auf meinen iPhone-Hotspot. Bis auf 2-3 kleine Funklöcher, hatte ich wirklich durchgehend LTE- oder zumindest 3G-Empfang. Da ist man in der S-Bahn zwischen Wiesbaden und Frankfurt häufiger offline. Nur dass man mit der S-Bahn durch einen deutschen Ballungsraum fährt und auf der Erzbahn zu großen Teilen durch menschenleeres und unbesiedeltes Gebiet.

Große Freude machte sich breit, als ich nach dem Einstieg sah, dass sich die Fenster öffnen ließen!

Große Freude machte sich breit, als ich nach dem Einstieg sah, dass sich die Fenster öffnen ließen!

Seit ich die polnische Grenze passiert hab, gab es eigentlich keine Empfangsprobleme mehr. Alle bekommen das besser hin als unsere Mobilfunkprovider! Es ist echt unglaublich, wie schlecht Mobilfunk in Deutschland im Gegensatz zur restlichen Welt ausgebaut ist. Mit Ausnahme vielleicht von Kuba und Nordkorea.

Ungefähr hier fuhr ich nach rund 4600 Kilometer in das erste größere Funkloch meiner Reise.

Ungefähr hier fuhr ich nach rund 4600 Kilometer in das erste größere Funkloch meiner Reise.

Draußen gab es in Schwedisch-Lappland nur Wald und ehemaligen Wald.

Draußen gab es in Schwedisch-Lappland nur Wald und ehemaligen Wald.

Ich schweife ab. Zurück zur Fahrt. Der InterCity bestand nur aus drei Wagen. Ein normaler Wagen, ein Wagen mit Bordbistro und nochmals ein normaler Wagen. Als wir in Luleå los fuhren, waren gerade mal vier Fahrgäste an Bord. Auf die kamen drei Bahnangestellte. Der Lokführer, die Dame im Bistro und der Zugchef. Das änderte sich aber nach etwa einer halben Stunde Fahrzeit in Boden. Hier bestand eine Umstiegsmöglichkeit vom Nachtzug aus Göteborg, Stockholm und Uppsala, die auch von vielen genutzt wurde.

Die Wagen waren schon etwas älter. Dafür mit #FensterAuf und dem unnachahmlichen Sound von Klotzbremsen!

Die Wagen waren schon etwas älter. Dafür mit #FensterAuf und dem unnachahmlichen Sound von Klotzbremsen!

Als ich das so gesehen habe, da ärgerte ich mich ein bisschen über meine Planung. Warum bin ich von Luleå am Nachmittag des Vortags nicht weiter gefahren bis Uppsala. Dann hätte ich auch in den Nachtzug zusteigen können. Außerdem hätte ich „Im-Zug-und-Bus-Zeit“ auf rund 40 Stunden innerhalb von zwei Tagen aufstocken können. 😀

Ab und zu überquerten wir auch mal kleinere Flüsse, aber deutlich weniger Gewässer als noch in Finnland.

Ab und zu überquerten wir auch mal kleinere Flüsse, aber deutlich weniger Gewässer als noch in Finnland.

Nun gut, nächstes Mal vielleicht. Vielleicht komme ich ja nochmal im Winter wieder. Gegen 13 Uhr habe ich dann mal geschaut, was das kleine Bordbistro so zu bieten hat. Es gab nur zwei Gerichte. Aber eins davon war Lasagne. Da schlug ich zu. Eine große Portion für 7,60 Euro. Für Skandinavien und im Zug quasi ein Schnäppchen! Sie schmeckte auch viel besser, als mein Foto vermuten lässt!

Die Lasagne im Zug hat wirklich besser geschmeckt, als das Bild vielleicht vermuten lässt!

Die Lasagne im Zug hat wirklich besser geschmeckt, als das Bild vielleicht vermuten lässt!

In der Eisenerzstadt Kiruna stieg dann nochmals eine ganze Ladung Touristen zu. Dort gibt es nämlich neben den Erzabbaugebieten auch noch einen kleinen Flughafen. Die meisten der schwer bepackten Wanderer waren auf dem Weg zum Kungsleden. Dies ist ein ganz bekannter Wanderweg mit Etappen über 4-5 Tage durch einen Nationalpark an der schwedisch-norwegischen Grenze.

Hier unser Zugchef bei der Abfertigung des Zuges. Im Hintergrund ein Denkmal, das an den Bau der Strecke erinnert.

Hier unser Zugchef bei der Abfertigung des Zuges. Im Hintergrund ein Denkmal, das an den Bau der Strecke erinnert.

Am Bahnhof Katterjokk war es doch noch sehr grau. Aber dann lockerte sich die Wolkendecke ein wenig auf.

Am Bahnhof Katterjokk war es doch noch sehr grau. Aber dann lockerte sich die Wolkendecke ein wenig auf.

Mancher Bahnsteig war lieber gleich überdacht. Damit spart man sich dann wohl das Schneeschippen. ;-)

Mancher Bahnsteig war lieber gleich überdacht. Damit spart man sich dann wohl das Schneeschippen. 😉

Vor Kiruna fuhren wir an nicht enden wollenden aufgeschütteten Eisenerz-Bergen vorbei.

Vor Kiruna fuhren wir an nicht enden wollenden aufgeschütteten Eisenerz-Bergen vorbei.

Die Talfahrt hinab nach Narvik

Die Strecke wurde ab Kiruna immer interessanter. Anfangs fuhren wir noch stundenlang durch eintönige schwedische Wälder, die sich bestens zum Bloggen und ab und zu mal rausgucken eigneten. Aber dann kam der Abschnitt am Vassijaure-See entlang und die Talfahrt vom kaledonischen Gebirgszug an steilen Hängen entlang hinab in den Ofotfjord und ich kam überhaupt nicht mehr nach mit fotografieren!

Ohne Wolken! Mit Sonne! Gleich viel schöner.

Ohne Wolken! Mit Sonne! Gleich viel schöner.

Etwa 30 Kilometer fuhren wir am Ufer des Vassijaure-Sees entlang.

Etwa 30 Kilometer fuhren wir am Ufer des Vassijaure-Sees entlang.

Die Passage mit ihren 520 Höhenmetern auf 40 Kilometern erinnerte mich total an die Strecke durch Montenegro, die ich letztes Jahr im Sommer fuhr. Beide gehören auf jeden Fall zu den schönsten Eisenbahnstrecken, die ich je gefahren bin. Und weil der Wettergott es gut mit mir meinte, kam kurz vor der Grenze sogar nochmal die Sonne raus und erhellte einige Bergrücken.

Für kurze Zeit erschien sogar ein prächtiger Regenbogen.

Für kurze Zeit erschien sogar ein prächtiger Regenbogen.

Da war es kein Wunder, dass es mir irgendwann egal war, dass es draußen nur 14 Grad hatte. Das Fenster wollte unbedingt aufgemacht und die Kamera ein paar Zentimeter rausgestreckt werden. Die anderen Fahrgäste um mich rum waren zum Glück hart im Nehmen. Es beschwerte sich nämlich keiner, dass es zu kalt sei… 😉

Dann war es kurzzeitig wieder etwas bewölkter. Aber zum Glück nur kurz.

Dann war es kurzzeitig wieder etwas bewölkter. Aber zum Glück nur kurz.

Die Flüsse, die wir überquerten wurden wieder größer. Vor allem aber wilder.

Die Flüsse, die wir überquerten wurden wieder größer. Vor allem aber wilder.

Wie der Name der Strecke schon vermuten lässt, verdankt sie ihre Existenz den Erzvorkommen rund um Kiruna. In den Anfangsjahren kurz vor 1900 wurden das Eisenerz noch Richtung Luleå abtransportiert. Aber dort friert der Hafen im Winter zu. Also musste eine andere Lösung her. Diese wurde in Narvik gefunden, denn der Hafen dort ist dank des warmen Golfstroms ganzjährig eisfrei.

Auf der Hochebene des Gebirges war es dann nochmal etwas nebelig.

Auf der Hochebene des Gebirges war es dann nochmal etwas nebelig.

Aber dann war es soweit! Die Sonne zeigte nochmal was in ihr steckte!

Aber dann war es soweit! Die Sonne zeigte nochmal was in ihr steckte!

Personenzüge fahren auf der Strecke nur sehr wenige am Tag. Aber Güterzüge, die rollen Tag und Nacht. Bis zu 750 Meter lang können diese Ungetüme werden. Ein Zug mit 52 Wagen, die leer 20 Tonnen wiegen und mit 80 Tonnen Erz beladen werden können, wiegt also schon mal rund 5200 Tonnen! Wenn da die Bremsen mal versagen. Haben sie bisher aber wohl zum Glück nie. Informationen zu einem größeren Unfall konnte ich nicht finden.

Wie schon auf dem allerersten Bild im Artikel zu sehen war, ging es dann am steilen Abhang entlang.

Wie schon auf dem allerersten Bild im Artikel zu sehen war, ging es dann am steilen Abhang entlang.

Ab und zu führte die Strecke auch durch Tunnels. Auf dem Foto übrigens fast unser ganzer Zug. Nur ein Wagen fehlt.

Ab und zu führte die Strecke auch durch Tunnels. Auf dem Foto übrigens fast unser ganzer Zug. Nur ein Wagen fehlt.

Und noch mehr Sonne-Schatten-Spiele! Die Einhausung am Bergrücken zeigt die Eisenbahnstrecke, die wir kurz zuvor gefahren sind.

Und noch mehr Sonne-Schatten-Spiele! Die Einhausung am Bergrücken zeigt die Eisenbahnstrecke, die wir kurz zuvor gefahren sind.

Der viele Verkehr auf der eingleisigen Strecke mit ihren wenigen Ausweichstellen verzögerte nur ein klein bisschen unsere Fahrt im InterCity. Narvik erreichten wir daher nur mit knapp 10 Minuten Verspätung. Aber bei dem Ausblick der letzten zwei Stunden waren die verschmerzbar!

In der Nähe von Narvik wird gerade eine neue Brücke über den Fjord gebaut.

In der Nähe von Narvik wird gerade eine neue Brücke über den Fjord gebaut.

Kurz vor der Ankunft erdeckte ich noch dieses lustige "Abteil" in einem unserer Wagen.

Kurz vor der Ankunft erdeckte ich noch dieses lustige „Abteil“ in einem unserer Wagen.

Den Abend in Narvik nutze ich noch ein wenig um mir bei leichtem Nieselregen die Füße zu vertreten. Dabei war ich im Hafen und habe von einer Brücke über den Güterbahnhof ein bisschen beim Rangieren und Entladen der Güterzüge zugeschaut.

Die besagten Erzzüge beim Entladen in Narvik.

Die besagten Erzzüge beim Entladen in Narvik.

Kann es sein, dass die Hausbesitzer alle den gleichen Architekten hatten?

Kann es sein, dass die Hausbesitzer alle den gleichen Architekten hatten?

Untergekommen war ich im Astrupgården-Apartment. Das war eine Art Hostel, aber netter als in Helsinki. Jeder Stock hatte nur drei Zimmer, die sich ein Bad sowie Küche und Aufenthaltsraum teilten. Hier kam ich ein bisschen mit zwei Französinnen ins Gespräch, die gerade von den Lofoten wiederkehrten. Da das mein nächstes Etappenziel sein sollte, tauschten wir ein paar Tipps darüber aus.

Mein Zimmer. Einfach, aber für wenige Stunden Aufenthalt und eine warme Dusche schon okay.

Mein Zimmer. Einfach, aber für wenige Stunden Aufenthalt und eine warme Dusche schon okay.

Auf die Lofoten führt leider keine Eisenbahn, denn die Strecke endet in Narvik. Übrigens der nördlichste Bahnhof mit Personenverkehr und Normalspur! In Russland und Finnland gibt es noch ein paar mit Breitspur, die noch nördlicher liegen. Mehr zur Fahrt im Lofoten-Express dann im nächsten Blogpost.

Wer wissen will, wie es sich anfühlt und aussieht, wenn man die Strecke im Winter fährt, der kann ja mal bei winterrail.de vorbeischauen.

Am Hafen von Narvik hört dann fast die Welt auf.

Am Hafen von Narvik hört dann fast die Welt auf.

Nützliche Links:

Statistik der Tour Baltica Luleå – Narvik Gesamte Tour:
Kilometer: 474 Kilometer 5989 Kilometer
Im Zug und Bus verbrachte Zeit: 6 Stunden 50 Minuten 85 Stunden 55 Minuten
Gesammelte Verspätung: 10 Minuten -31 Minuten
Anzahl der Züge: 1 21
Anzahl der Busse: 2 6
Anzahl der Schiffe: 0 1
Anzahl der Speisewagenbesuche: 1 3,5
Fahrpreis: 32,40 €* + 4,50 € ** 346,53 €

* Interrail-Ticket (anteilig)

** Sitzplatzrevierung der Schwedischen Eisenbahn
(Online hieß es, diese sei verpflichtend. Sehen wollte sie aber keiner. Und einen Platz hätte ich auch gut ohne gefunden.)


Dieser Artikel wurde am 23. August 2018 um 16:37 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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