Auf Reise 27. November 2012

BW-Tour: Rollmaterial der Bahn im Ländle

Die Schwarzwaldbahn macht auch von außen einen top Eindruck!

Eigentlich wisst ihr ja bereits alles über meine kleine BW-Tour, nur die Fotos von der kleinen Digicam und ein kleiner Abschlussbericht fehlen noch. Aber vor dem Eintrag mit den Bildern will ich noch einen Blogpost dem Rollmaterial im Ländle widmen. Es ist nämlich extrem, wie unterschiedlich die Qualität der Nahverkehrszüge im Land Baden-Württemberg ist. Als kleine Vorwarnung: es wird gleich ziemlich bahnspezifisch, denn ich gehe ein wenig auf die unterschiedlichen Baureihen ein.

Murrbahn (Stuttgart – Crailsheim – Nürnberg)

Beginnen wir mit meiner Hausstrecke: Stuttgart – Gaildorf (- Schwäbisch Hall) – Crailsheim – Nürnberg. Den Mittelteil der Strecke nutze ich nie, ich steige ja immer in Gaildorf oder Crailsheim zu (Karte zur Veranschaulichung), aber das Wagenmaterial der RegionalExpress-Züge ist dasselbe. Auf der Strecke sind noch alte n-Wagen aus den 60er Jahren unterwegs. Die Inneneinrichtung wurde vor ein paar Jahren erneuert, die meisten verkehren im DBM-Design (blau), ein paar noch im OVF-Design (grün). Fotos findet man im Wikipedia-Artikel.

Die alten n-Wagen der Murrbahn von außen. (Archivfoto)

Die alten n-Wagen der Murrbahn von außen. (Archivfoto)

Eigentlich sind die Wagen längst schrottreif, die Türen bekommt man kaum auf, meist muss man sich mit dem ganzen Körpergewicht dagegen werfen, die Toiletten meide ich grundsätzlich, die Sitzplätze im Umkreis von 3 Meter an der Toilette auch. Ich hab nämlich eine feine Nase, alles Erfahrungswerte! Eine Klimaanlage gibt es natürlich auch nicht, dafür kann man im Sommer fast alle Fenster komplett öffnen und es zieht richtig schön durch. Frieren musst ich noch nie, die Heizung läuft im Zweifelsfall einfach immer auf voller Leistung. Jetzt das große Aber, denn die Sitze sind richtig bequem, fast ein wenig zu viel gefedert! Fahrten von 1-2 Stunden Dauer sind damit jedenfalls überhaupt kein Problem. Zusammenfassend lässt sich sagen: wenn man es erst einmal durch die alten Türen in den Wagen geschafft hat und nicht auf die Toilette muss, dann lässt es sich damit eigentlich ganz gut fahren. Müsste ich die Wagen mit einer Schulnote bewerten, dann vielleicht so 3-4.

1. Klasse Abteil: Wenn man die Armlehne hochklappt hat man fast ein Bett.

1. Klasse Abteil: Wenn man die Armlehne hochklappt hat man fast ein Bett.

Doch wehe man erwischt am Wochenende mal eine RegionalBahn. Am Wochenende fahren die REs nur im 2 Stunden-Takt, die andere Stunde fährt eine RB bis Backnang mit Anschluss auf die S-Bahn. Die Fahrzeit verlängert sich dadurch von 56 Minuten auf 72 Minuten. Das wäre ja noch hinnehmbar, aber die Sitze in der Baureihe 426, die gehen mal gar nicht! In meinen Augen sind das S-Bahn Züge mit weniger Türen, die eine Toilette haben. Für Fahrzeiten von mehr als 30 Minuten völlig ungeeignet! Man sitzt im 90° Winkel ohne Polsterung auf hartem Plastikschalen. Mehr Komfort in der 1. Klasse gibt es hier auch nicht. Wer diese Züge verbrochen hat…. boaa! Der Umstieg in Backnang erfolgt dann bahnsteigsgleich in die S3, auf welcher S-Bahngarnituren der BR 423 eingesetzt werden. Die Sitze sind genauso Murks wie in der RB. Schulnote: 5-!

Bahnstrecke Stuttgart – Karlsruhe und Schwarzwaldbahn (Karlsruhe – Konstanz)

Da ich auf beiden Strecken mit Doppelstock-Wagen neuester Bauart (4. Generation) gefahren bin, hab ich die Strecken zusammengefasst. Ein himmelweiter Unterschied! Endlich hatte ich wieder ein Polster unter dem Allerwertesten, das den Namen auch verdiente! Ansonsten darf man sich in der 1. Klasse sogar über Tische und Steckdosen freuen. Die Türen lassen sich auf Knopfdruck öffnen und wenn der Bahnsteig passt, dann kommt man sogar halbwegs barrierefrei in die Züge. Im Oberdeck der 1. Klasse gab es sogar Sonnenrollos wie man sie aus dem ICE kennt. Für mich ebenfalls ungewohnt waren die klar verständlichen Durchsagen und Infomonitore im Abteil. Die 3 Stunden von Stuttgart bis nach Donaueschingen vergingen wahrlich wie im Flug. Schulnote 2+. Wenn die Steckdosen in beiden Klassen zu finden wären, dann wär eine 1-2 drin.

Für Bahnfahrernerds fast wie im Himmel. Nur WLAN fehlt!

Für Bahnfahrernerds fast wie im Himmel. Nur WLAN fehlt!

Die Schwarzwaldbahn macht auch von außen einen top Eindruck!

Die Schwarzwaldbahn macht auch von außen einen top Eindruck!

Höllentalbahn (Donaueschingen bis Neustadt)

Von Donaueschingen ging es mit einem Dieseltriebwagen der BR 612 weiter, da dieser Streckenabschnitt keine Oberleitung besitzt. Die Sitze der 2. Klasse waren ganz okay, wie es in der 1. Klasse aussah weiß ich nicht. Aber ich mag Dieseltriebwagen trotzdem nicht. Irgendwas vibriert oder schwingt immer mit. Warum diese Bahn als IRE fuhr ist mir übrigens auch nicht ganz klar. Gefühlt war mehr eine RegionalBahn. Schulnote 3-.

Höllentalbahn (Neustadt – Freiburg)

Ab Neustadt ist die Strecke wieder elektrifiziert, also hieß es dort erneut umsteigen in Doppelstockwagen. Die Wagen waren soweit auch in Ordnung. Ob es in der 1. Klasse Stecken gab, weiß ich nicht, ich hatte mich ja selbst down gegraded und saß gemeinsam mit Malte in der Zweiten Klasse. Am Wochenende wird im Ausflugsverkehr mit 6 Wagen gefahren. Da die Strecke so steil ist, sind ab 4 Doppelstock-Wagen zwei Loks notwendig. Es wird dabei im Sandwich-Betreib gefahren. Bewertung fällt schwer, da ich mir nicht sicher bin, welche Generation DoStos eingesetzt wurde.

Rheintalbahn (Freiburg – Offenburg)

Auf der Rheintalbahn wurden erneut Doppelstockwagen, leider hatte mein Zug keine der 4. Generation, also keine Tische und keine Steckdosen. Sitze aber ok. Schulnote 2-3.

Ortenau S-Bahn (Offenburg – Freudenstadt)

Vorweg: S-Bahn ist ein wenig übertrieben, aber so lautet der offizielle Namen. Eingesetzt werden RegioShuttles (BR 650). Ebenfalls dieselbetriebe Züge, aber die Sitze erinnerten von der Form her mehr an einen Omnibus, waren aber recht bequem. Auch das Vibrieren hielt sich in Grenzen. Alles in allem eine 3. Abzug gab es, weil die „S-Bahn“ keine 1. Klasse führt.

Im RegioShuttle der Ortenau S-Bahn.

Im RegioShuttle der Ortenau S-Bahn.

Gäubahn (Freudenstadt – Stuttgart)

Ja was soll ich sagen, über die BR 426 hab ich mich unter der Murrbahn schon genug ausgelassen. Länger als 30 Minuten mag man in den Dingern einfach nicht fahren. Von Freudenstadt nach Stuttgart dauert es 80 Minuten. Die Beinfreiheit in der 1. Klasse wirkt zwar auf den ersten Blick ganz gut, aber auf den Sitzen braucht man was, um sich abzustützen, dass man nicht rausrutscht. Ich hab mich kurz nach dem Foto auf die 4er Gruppe umgesetzt und meine Beine dann auf dem gegenüberliegenden Sitz abgestellt. Natürlich mit einer Zeitung drunter. Schulnote erneut 5-!

Und zu guter Letzt noch ein Bild der BR426.

Und zu guter Letzt noch ein Bild der BR426.

Vielen Dank an @JulianForscht für deine Anregung. Ich hatte zunächst nur eine Zuggattung mit einer Schulnote bewertet. Nun sind alle bewertet. Wer nun wirklich den kompletten Artikel gelesen hat, bitte einmal kommentieren, möchte die Bahnfreaks unter meinen Lesern ganz genau kennen. 😉

 


Dieser Artikel wurde am 27. November 2012 um 23:44 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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3 Kommentare

  • Reply Julian 27. November 2012 at 23:57:59

    Aber gerne doch! Und danke für deine Erwähnung! 🙂

  • Reply Beate Schmitz 29. November 2012 at 11:17:59

    Seit einiger Zeit begegnet mir immer Dein Hinweis auf diesen Blogartikel. Gelesen habe ich ihn dann wie immer mit Interesse. Aber was mich initial interessiert hat, habe ich leider nicht erfahren:Wo zum Teufel kommt der Begriff Rollmaterial her? Selbstausgedacht oder Bahnnerdsprech? Das muss ich doch hoffentlich jetzt nicht googeln? 😉
    LG
    Beate

  • Reply mahrko 29. November 2012 at 11:24:29

    Ähhh ich meine das heißt so 🙂

    Quelle Internet: „Rollmaterial oder rollendes Material ist der Oberbegriff für alle Fahrzeuge der Eisenbahn (Lokomotiven, Triebwagen, Wagen und Spezialfahrzeuge) […]“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rollmaterial

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