Es wird mal wieder Zeit für ein Update von mir! Am Samstag, meinem zweiten Reisetag führte uns die Fahrt vom polnischen Bialystok in die litauische Hauptstadt Vilnius. Die Zugverbindung über die Grenze zwischen den beiden EU-Ländern ist nicht die beste und der Fahrplan recht übersichtlich. Aber mit ein bisschen Planung ist die Etappe gut zu meistern. Der Vorteil dieser Strecke: man kommt nicht durch Belarus (Weißrussland) und spart neben Zeit auch das dort notwendige Transitvisum.
Der Betrieb auf der Strecke
Genau genommen gibt es auf der Strecke pro Woche nur fünf Zugpaare. Diese aber verteilt auf vier Wochentage. Dienstag bis Donnerstag ruht der Personenverkehr. Freitags kommt man nur von Polen nach Litauen und montags nur umgekehrt. Lediglich am Wochenende gibt es je Richtung jeweils eine morgendliche und eine nachmittägliche Fahrt. An allen Tagen aber gilt: an Bord des Zuges gibt es nichts zu kaufen. Also Wasser und Proviant mitnehmen nicht vergessen.
Wir haben uns für die Fahrt am Samstagmorgen entschieden. Dieser Zug startet um 7:28 Uhr in Bialystok. Leider so früh, dass er aus Warschau am selben Tag nicht erreichbar ist. Man muss also wie wir eine (Zwangs-)Übernachtungspause einlegen.
Als ich im Vorfeld bei der Planung die Fahrplandaten rausschrieb, ging ich noch davon aus, dass wir knapp 6 Stunden in der polnischen Regionalbahn bis Kaunas sitzen werden. Das war aber nicht ganz richtig, ich hatte schlichtweg die Zeitverschiebung vergessen. Litauen ist Deutschland und Polen eine Stunde voraus. Wir fuhren also nur fünf Stunden bis Kaunas. Dass die Bahn.de-Auskunft behauptet man müsste umsteigen, das ist falsch, es wechselt nur die Zugnummer.
Erst in Kaunas muss man auf der Verbindung nach Vilnius dann wirklich umsteigen. Die Anschlüsse sind sogar relativ gut aufeinander abgestimmt. Mit ungefähr 35 Minuten Umsteigezeit geht’s. Der gut klimatisierte Zug stand aber auch schon etwa eine Viertelstunde vorher am Gleis. Die Fahrzeit in den Doppelstockwagen der Litauischen Bahn beträgt dann auch nur noch rund eine Stunde und zwanzig Minuten. Ankunft am Zielort war wieder nahezu pünktlich. Der Bahngott bleibt mir also weiterhin wohlgesonnen.
Wie man an sein Ticket kommt
Eine durchgängige Fahrkarte kann man nicht kaufen, auch das Interrail-Ticket gilt in Litauen bisher noch nicht. Aber das polnische Ticket bis Kaunas bekommt man entweder am Schalter, der auch schon offen hatte oder eben online. Genauso ist es mit dem zweiten Ticket für den letzten Abschnitt, dieses jedoch bei der Litauischen Bahn. Gezahlt haben wir umgerechnet 12,80 Euro plus 4,80 Euro für die 389 Kilometer.
Übrigens: ein kleiner Speedtest im WLAN der Litauischen Bahn ergab 45 Mbit pro Sekunde. Up- und Download synchron. Von solchen Geschwindigkeiten darf man in Deutschland wohl noch einige Jahre träumen. Im polnischen Zug gab’s zwar kein WLAN, dafür hat man aber durchgängig guten 3G- oder LTE-Empfang.
Da ich den Vormittag dazu nutzte, Bilder auf meinem Laptop zu Sortieren und ein wenig zu Bloggen, verging die Fahrzeit aber ohnehin (fast) wie im Flug. Ich war fast ein wenig traurig, dass am Samstag nur so eine kurze Etappe anstand. 🙂
Meine erste Fahrt auf Russischer Breitspur
In Litauen erwartet mich eine kleine Besonderheit. Im Baltikum beträgt die Spurweite nämlich wie in Russland und den anderen ehemaligen Sowjet-Teilrepubliken 1520 Millimeter. Bei uns in Westeuropa jedoch nur 1435 Millimeter. Macht knappe 9 Zentimeter mehr. Daher wird die Spurweite auch Russische Breitspur genannt.
Von der polnischen Grenze bis Kaunas beträgt die Spurweite jedoch durchgehend 1435 Millimeter. Das hatte zur Folge, dass ab Kazlų Rūda noch zwei Gleise in Breitspur neben unserem Gleis lagen und parallel nach Kaunas führten. In die andere Richtung führt diese Strecke in die russische Exklave Kaliningrad, das früher mal auf den Namen Königsberg hörte.
Die Spurweite zusammen mit der Transitstrecke in die Exklave aber auch die Strecke von Vilnius nach Minsk in Belarus sorgen für viele neue Eindrücke auf den Gleisen. Alle Bahnen sind breiter. Ich glaube auch höher und wirken dadurch extrem bullig. Wie es dann in Vilnius weiterging, lest ihr hier.
Statistik der Tour Baltica | Bialystok – Vilnius | Gesamte Tour: |
Bahnkilometer: | 389 Kilometer | 1733 Kilometer |
Im Zug verbrachte Zeit: | 6 Stunden 15 Minuten | 24 Stunden 30 Minuten |
Gesammelte Verspätung: | 8 Minuten | 7 Minuten |
Anzahl der Züge: | 2 | 7 |
Anzahl der Speisewagenbesuche: | 0 | 0,5 |
Fahrpreis: | 12,80 € ** + 4,80 € *** | 54,50 € |
* Polnisches Ticket Bialystok bis Kaunas
** Litauisches Ticket Kaunas – Vilnius
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