Nach viel zu vielen Etappen mit dem Bus endlich wieder einmal länger als 30 Minuten Zug fahren! Jemand, der solche Sätze schreibt, muss ein bisschen verrückt sein. Aber ich hab mich sehr gefreut endlich die Busetappen hinter zu mir haben. Eine Schnellzugfahrt nach Helsinki stand bevor.
Nach fünf Nächten in St. Petersburg hieß es am Mittwochmorgen до свидания! (Do swidanja!) Russland. Der Allegro wird gemeinsam von der Russischen und Finnischen Eisenbahn betrieben. Ein Onlineticket dafür lässt sich ganz leicht bei der Finnischen Eisenbahn VR buchen. Sparpreise sind ab 39 Euro zu haben. Als ich vor rund 4 Wochen gebucht habe, war der Preis auch noch zu bekommen. Allerdings musste ich dafür die Abfahrt um 6:40 Uhr in Kauf nehmen. Dafür war ich bereits um kurz nach 10 Uhr am Ziel!
Der Zug fuhr in St. Petersburg aus dem Finnischen Bahnhof ab. Für mich also der vierte Bahnhof in St. Petersburg, den ich genutzt habe. Den Bahnhof erreicht man super einfach mit der Metro Linie 1. So früh morgens war auch überhaupt nichts los, sodass ich keine Probleme hatte mit meinem großen Rucksack. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet am Eingang der Metro raus gezogen zu werden, weil der Metalldetektor mit all meinem Equipment natürlich anspringen wird, aber die Aufseher machten keine Anstalten mich raus zu winken und so fuhr ich schnurstracks mit der Rolltreppe in die Tiefe hinab.
Keine zehn Minuten später spuckte mich die Metro unter dem Finnischen Bahnhof wieder aus. Hier nur ein bisschen aufpassen, denn die internationalen Züge nach Finnland erreicht man nicht durch den Haupteingang. Man muss den Schildern an der langen Seite des Bahnhofs bis zu einem kleinen Seiteneingang folgen. Hier wird dann kurz das Ticket kontrolliert und schon darf man auf den Bahnsteig, wo der Schnellzug auch schon 25 Minuten vor Abfahrt bereit stand. Mit dem Zeigerschlag um 6:39:59 Uhr fuhren wir dann auch äußerst pünktlich ab.
Besetzt war der Zug in der zweiten Klasse sehr gut. In der ersten Klasse, in die ich mal kurz reingeschaut habe, da war die Auslastung geringer. Das ausgelassene Frühstück im Hotel holte ich gegen 8 Uhr im Speisewagen nach. Ein großes Croissant mit Kaffee oder Tee und einer Flasche Saft gab es für 7 Euro. Preislich fand ich das okay.
Zusammen mit der Aussicht bei 180-200 Kilometer pro Stunde durch die russischen Wälder, war das Frühstück ziemlich nett. So sollte Reisen überall möglich sein! Anders als bei der Einreise per Bus fanden die Grenz- und Zollkontrollen nun auch während der Fahrt statt. Für die 420 Kilometer über die Grenze brauchte der Zug somit gerade mal 3 Stunden und 20 Minuten.
Insgesamt viermal wurde man während der Fahrt kurz gestört. Erst von den russischen Grenzbeamten und russischen Zöllnern und auf der finnischen Seite dasselbe Spielchen nochmal. Aber mit einem deutschen Reisepass – und natürlich mit für Russland gültigem Visum – kommt man ja nahezu überall problemlos durch. Welch ein Privileg!
Zwei Reisende aus Asien hinter mir mussten hingegen die kompletten Reisepläne der nächsten 10 Tage bis zu ihrem Rückflug angeben. Mir hingegen wurde auf finnischer Seite der Pass sogar mit einem „Dankeschon. Guta Raise!“ und einem Lächeln zurückgegeben. Die EU hat also dafür gesorgt, dass ich mich in einem Land, in dem ich nie zuvor war, gleich ein bisschen heimisch gefühlt habe.
Die Fahrt selbst verlief reibungslos. Alles hat perfekt funktioniert und der Zug erreichte Helsinki Hauptbahnhof sogar zwei Minuten zu früh. Steckdosen gibt es an jedem Platz. Kostenlose Wasserspender in den Wagenübergängen und WLAN sowohl auf russischer als auch auf finnischer Seite. In Russland muss man sich noch mit Sitznummer und den letzten 4 Zeichen der Passnummer einloggen, in Finnland funktionierte es dann komplett offen. Aber auch der Mobilfunkempfang (3G und LTE) entlang der Strecke war stets sehr gut.
In Helsinki verstaute ich dann den großen Rucksack dann erstmal in einem Schließfach im Untergeschoss des Bahnhofs. Anschließend machte mich mit Kamera bestückt gleich mal auf in Richtung Innenstadt. Mehr dazu dann im nächsten Blogpost.
Nützliche Links:
Statistik der Tour Baltica | St. Petersburg – Helsinki | Gesamte Tour: |
Kilometer: | 416 Kilometer | 3330 Kilometer |
Im Zug verbrachte Zeit: | 3 Stunde 27 Minuten | 47 Stunden 57 Minuten |
Gesammelte Verspätung: | -2 Minuten | -33 Minuten |
Anzahl der Züge: | 1 | 16 |
Anzahl der Busse: | 0 | 4 |
Anzahl der Speisewagenbesuche: | 1 | 2,5 |
Fahrpreis: | 39 € | 172,83 € |