Am Freitag, dem 17. August, standen dann insgesamt 749 Kilometer vor mir. Zunächst fuhr ich mit einem Doppelstock-IC der Finnischen Bahn VR umstiegsfrei in fünf Stunden nach Joensuu. Dort hatte ich dann knapp vier Stunden Aufenthalt, bevor es am Nachmittag über Pieksämäki weiter ging zum Etappenziel Kuopio.
Die erste Fahrt in einem neuen Zug war wieder mal sehr interessant. Vieles ist natürlich gleich wie in deutschen Zügen, aber es gibt kleine interessante Unterschiede. Auf jeden Fall sind die DuettoPlus-Züge sehr komfortabel ausgestattet. Es gibt bequeme verstellbare Sitze, einigermaßen große Gepäckablagen, trotz der doppelstöckigen Wagen. Vielleicht macht sich hier wieder die russische Breitspur bemerkbar, auf der auch die Finnische Eisenbahn fährt. Eigentlich liegen die Gleise hier sogar 1524 Millimeter auseinander. Also nochmal 4 Millimeter mehr als in Russland, aber das läuft unter Spielraum. Russische Züge können die Gleise problemlos nutzen.
In Zügen der VR lässt sich bei der Sitzplatzreservierung sehr genau festlegen, wo man sitzen mag. Es gibt Hundebereiche und hundefreie Bereiche. Es gibt Vis-à-Vis Sitze mit Tisch, es gibt Kinderspielecken, das Bordrestaurant mit seiner Sitzecke und darüber noch eine Art 1. Klasse, die es aber offiziell gar nicht gibt in Skandinavien. Genannt wird das hier Extra-Klasse und ist für rund 12 Euro Aufpreis je Fahrt zu haben.
Dann habe ich noch in jedem Wagen Handytelefonier-Kabinen entdeckt und Schließfächer. Kleine und große. Meistens direkt am Einstieg, sodass man seinen Koffer auch mal einschließen und ruhigen Gewissens ins Restaurant gehen kann.
Statt Mülleimer am Platz gibt es überall die Plastiktütenhalterungen. Erst hab ich die Tüte immer abgerissen und dann gefüllt. Aber inzwischen hab ich raus, dass man einfach nur die eine Seite öffnet und dann seinen Müll rein wirft. Das Reinigungspersonal reißt dann die Tüte ab und der nächste Reisende füllt die nächste Tüte.
Etwas blöd für Interrailer – ohne Sitzplatzreservierung – ist, dass die Finnische Bahn keine Platzkarten oder Reservierungsanzeigen kennt. Man benötigt zwar keine Reservierung, aber man kann auch nie sehen, an welchem Bahnhof man den eben bezogenen Sitzplatz denn wieder räumen muss. Von Helsinki nach Joensuu ging mir das zweimal so. Aber in beiden Fällen gab es noch genügend andere freie Plätze.
Die Ansagen im Zug sind in der Regel auch dreisprachig. Bei der Finnischen verstehe ich natürlich überhaupt nichts. Bei der Schwedischen kann man schon mitraten und spätestens bei der englischen Ansage habe ich es dann auch kapiert.
Schnelles und gut funktionierendes WLAN hatte ich bisher in allen Bahnen. Sogar in der kleinen Binmelbahn. Die Fahrt im InterCity war sehr angenehm und sehr ruhig. Mit 5-6 Zwischenstopps ging es die 482 Kilometer in den Nordosten. Man kann also wieder hervorragend bloggen.
Am Zwischenstopp Joensuu hatte ich online recherchiert, dass es dort leider keine Schließfächer geben würde. Aber zum Glück war die Information veraltet. Wie die Finnische Bahn mir via Twitter mitgeteilt hat, gibt es dort seit kurzem auch ein paar. Mit 2 Euro für 24 Stunden waren sie dann auch ein echtes Schnäppchen.
So konnte ich den großen Rucksack am Bahnhof lassen und das Städtchen ein bisschen erkunden. Tolle Lage direkt am Fluss Pielisjoki, der dann in den Pyhäselkä-See fließt. Am Fluss gibt es einen wundervollen Fußweg Richtung Seeufer. Dort bin ich lang gelaufen und hab in der Mittagssonne auch ein kleines Nickerchen gehalten.
Vor der Weiterfahrt um 15:50 Uhr hab ich mich dann nochmal in einem hübschen weltoffenen und sehr viel Wert auf Toleranz legenden Café am Bahnhof gestärkt.
Die Weiterfahrt nach Pieksämäki erfolgte dann in einem winzigen Dieseltriebwagen. Die Verbindung wird nur zweimal am Tag angeboten, daher meine lange Übergangszeit. Am Freitagnachmittag war der Zug rappelvoll. Die meisten Fahrgäste sind die vollen 2:15 Stunden von Anfang bis Ende mitgefahren. Zwischenstopps gab’s auch nur vier Stück! Ansonsten gab es nur Wald, noch mehr Wald und ganz viele Seen. Letztere abwechselnd links und rechts der Strecke.
Kurz vor Varkaus müsst ihr dann die Kamera griffbereit halten. Über ein sehr langes Viadukt geht es in den Bahnhof hinein. Ansonsten ist die Strecke wenig spektakulär, aber herrlich zum aus dem Fenster gucken und nichts tun.
Da wir in einem der Bahnhöfe auf einen entgegenkommenden Güterzug warten mussten, verspätete sich die Ankunft in Pieksämäki um etwa 9 Minuten. Da ich aber mit 32 Minuten Umstiegszeit ein dicken Puffer hatte, war mir die kleine Verspätung ganz egal. Im dritten und letzten Zug ging es dann nochmal etwa 50 Minuten nach Kuopio. Da traf ich dann wieder 2 Minuten früher ein. Mein Bahnkarma war also wieder da. In Kuopio, das ich für ein verschlafenes Kleinstädtchen hielt, stelle sich dann heraus, dass es doch immerhin 117.000 Einwohner hatte. Verschlafen war es aber trotzdem. Dafür hatte es gannnz viel tolle Natur zu bieten. Mehr dazu dann im nächsten Artikel.
Nützliche Links:
- VR – Finnische Eisenbahn
- Live Train Map der VR
- Informationen zu den Bereichen im DuettoPlus-InterCity
- Informationen zu den Schließfächern an finnischen Bahnhöfen
- Meine Route bei GoogleMaps
Statistik der Tour Baltica | Helsinki – Joensuu – Kuopio | Gesamte Tour: |
Kilometer: | 749 Kilometer | 4078 Kilometer |
Im Zug verbrachte Zeit: | 8 Stunde 33 Minuten | 56 Stunden 30 Minuten |
Gesammelte Verspätung: | 4 Minuten | -29 Minuten |
Anzahl der Züge: | 3 | 19 |
Anzahl der Busse: | 0 | 4 |
Anzahl der Speisewagenbesuche: | 0 | 2,5 |
Fahrpreis: | 32,40 € * | 205,23 € |
* Interrail-Ticket (Anteilig)