Vergangenes Wochenende konnte ich endlich mal wieder eine Mehrtageswanderung machen und dabei in einem Hotel übernachten. Die Wahl fiel dabei auf das wildromantische Lahntal. Hier hatte ich keine so lange Anreise und auch die covidäre Ampel des Landkreises stand auf grün. In drei Etappen wanderte ich von Braubach am Rhein ein kleines Stück auf dem Rheinsteig und dann weiter auf dem Lahnwanderweg bis nach Limburg. Letzterer zählt ebenfalls zu den mit Prädikat ausgezeichneten Wanderwegen in Deutschland. Wer mich ein bisschen kennt, der weiß, dass ich einfach lieber eine Strecke von A nach B wandere als im Kreis und zurück zum Ausgangspunkt.
Beim Hotelbuchen war ich schon ein bisschen aufgeregt. Nach über einem halben Jahr endlich mal wieder auswärts schlafen. Und dieses Mal galt es ja auch ein paar Dinge mehr zu berücksichtigen. Unter anderem den Corona-Schnelltest, der nicht zu alt sein durfte. Seit dem 12. Mai erlaubt die Corona-Verordnung in Rheinland-Pfalz wieder touristische Reisen mit Übernachtungen in Hotels, sofern das Frühstück nicht drinnen in Gemeinschaftsräumen stattfindet und der Landkreis dabei stabil unter der 100er-Inzidenz liegt. Im Rhein-Lahn-Kreis lag sie die Woche davor und an meinem Wochenende etwa bei 50.
Meine Route auf dem Lahnwanderweg
Der Lahnwanderweg, den ich mir ausgesucht hatte, folgt der Lahn in vielen Schlaufen lang von der Quelle im Rothaargebirge über die Städte Marburg, Gießen, Wetzlar und Limburg bis zur Mündung in den Rhein in Niederlahnstein – unweit von Koblenz. Vom Tourismusverband Lahntal wurde der knapp 300 Kilometer lange Fernwanderweg in 19 Etappen unterteilt. Für meine dreitägige Wanderung habe ich mir den letzten Abschnitt von Mündung bis Limburg vorgenommen und bin dabei flussaufwärts gewandert. Um ein paar Kilometer bis zum ersten Etappenziel in Bad Ems mehr zu machen, bin ich bereits in Braubach gestartet und hab noch ein paar Kilometer auf meinem Lieblingswanderweg vor der Haustür, dem Rheinsteig mitgenommen.
Von den Höhenmetern und steilen Anstiegen her könnte man den Lahnwanderweg auf dem Abschnitt von der Mündung bis Balduinstein auch guten Gewissens als Lahnsteig bezeichnen. Ihr seht das auf den nachfolgenden Fotos glaub auch recht gut. Aufgrund dessen, dass noch nicht alle Unterkünfte entlang des Flusses bereits wieder offen haben, musste ich ein klein wenig improvisieren, ich habe nämlich zweimal in Bad Ems übernachtet und deshalb zweimal den Zug zur Hilfe genommen. Aber der Reihe nach….
Etappe 1: Braubach – Bad Ems (24,5 Kilometer)
Los ging die Reise am Freitagmorgen am Wiesbadener Hauptbahnhof. Von dort fuhr ich umstiegsfrei durch den Rheingau nach Braubach im Mittelrheintal. Zu meiner Freunde war die Regionalbahn am frühen Morgen am Brückentag nach Himmelfahrt sehr leer. Gegen halb zehn schließlich kam ich in Braubach an. Einige wenige Touristen saßen auf dem Wohnmobilstellplatz schon vor ihren Campern und frühstückten in der Morgensonne, ansonsten war die Gegend wie ausgestorben.
Erster markanter Punkt auf meiner Route war die Marksburg. Einen kurzen Blick durch das Burgtor konnte ich erhaschen, aber mehr Besichtigung war leider noch nicht drin. Danach folgte wieder sehr viel wunderschöne Landschaft. Fotos davon habt ihr ein bisschen weiter oben schon gesehen. Auf kleinen Pfaden durch den Wald, entlang von herrlich grünen Wiesen auf der Hochebene und auch über einen kurzen Klettersteig direkt über schroffe Felsen.
Wenn ich mich richtig erinnere, begegnete ich erst gegen Mittag den ersten anderen Wandernden. Und das bei bestem Wetter an einem Brückentag. Trauten wohl viele dem Wetter nicht so ganz. Mit Lahnstein auf der Höhe und Friedland (unten im Tal) wurden auf der Tagesetappe nur zwei Ortschaften passiert – seinen Proviant sollte man also besser im Rucksack haben. Die wenigen Biergärten entlang der Strecke waren auch noch geschlossen.
Kurz nachdem man das merkwürdige und alleine auf weiter Flur stehende Hochhaus in Lahnstein auf der Höhe passiert hat, kann man an einem netten Plätzchen mit Bank zur Rast das erste Mal einen tollen Ausblick in das Lahntal erhaschen. Diesen kannte ich von meiner damaligen Rheinsteig-Etappe schon. Danach geht es etwa 100 Höhenmeter hinab zur Lahn, die man auf einem alten Eisensteg quert.
Unten im Lahntal merkt man auch recht schnell, dass die Lahn schiffbar ist. Am Flussufer liegen an vielen Anlegern kleine Bötchen und man kann die Schleusentechnik aus vergangener Zeit bestaunen. 24 kleine Schleusen auf 120 Flusskilometern wurden nämlich zwischen 1809 und etwa 1859 errichtet, als das Herzogtum Nassau die Lahn für den Gütertransport schiffbar machte. Hauptsächlich soll wohl in der Region um Weilburg abgebautes Erz darüber transportiert worden sein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Schifffahrt dann durch die neu gebaute und weitaus schnellere Eisenbahn zunächst ergänzt und dann immer weiter abgelöst. Heute wird die Lahn nur noch von Freizeitschiffen und Kanus befahren.
Durch die Ruppertsklamm…
Direkt nach dem Überqueren der Lahn wartet dann die Ruppertsklamm auf einen. Hier traf ich auf meiner Wanderung dann auch auf die offizielle Markierung des Lahnwanderwegs, der eigentlich in Niederlahnstein beginnt. Durch die enge Schlucht führen Rheinsteig und Lahnwanderweg auf derselben Route auf kleinen Tritten und entlang mehrerer Eisenseile. Danach trennen sich die beiden Wanderwege wieder.
In Times of Corona bittet die Stadt Lahnstein in der Klamm um Einbahnverkehr, man soll also nur aufwärts durch sie wandern. Für mich passte das gut, denn das war ohnehin meine gewünschte Richtung. In diesem Abschnitt hatte ich eigentlich mit viel mehr Menschen gerechnet, aber selbst hier sah ich nur etwa sechs andere Personen.
Je nach Regenmenge in den Tagen vor eurem Besuch in der Ruppertsklamm braucht ihr entsprechendes Schuhwerk. Ein paar Schritte im Ruppertsbach sollten sie schon aushalten. Weiße Sneakers würde ich auch nicht empfehlen. Sie werden danach schlicht nicht mehr weiß sein. An manchen Stellen ist es nämlich ein bisschen schlammig. An einigen Stellen muss man ein bisschen über Eisentritte klettern.
Das feuchte Klima in der Schlucht scheinen auch Feuersalamander zu mögen. Ein sehr fotogenes Tierchen begegnete mir hier im oberen Abschnitt. Bis ich mit Fotografieren fertig war, blieb er mitten auf dem Weg stehen. Nach der Klamm und dem dritten Anstieg auf den ersten zehn Kilometern der Tagesetappe, wanderte ich nun einmal ein paar Kilometer ohne Höhenmeter auf angenehmen Waldwegen parallel zum Bergkante. Das tat auch mal ganz gut.
Auf diesem Weg überraschte mich am frühen Nachmittag dann auch der erste Regenschauer der Dreitageswanderung. Kaum spürte man drei Regentropfen, goss es auch schon wie aus Eimern. Ein bisschen zu schnell um noch rechtzeitig den Rucksack in seine Schutzhülle zu packen und meine Regenjacke anzuziehen. Besonders lange regnete es aber auch nicht und so war ich eigentlich recht flott wieder trocken. So gegen 16:30 Uhr erreichte ich dann auch meine zuvor gebuchte Unterkunft, das Aktivhotel Alter Kaiser in Bad Ems. 55 Euro mit Frühstück kostete hier eine Nacht im gebuchten Einzelzimmer, das aber ein Doppelzimmer wurde.
Ausnahmsweise hatte ich hier ja sogar zwei Nächte gebucht. Nach der zweiten Etappe fuhr ich mit der Bahn wieder zurück nach Bad Ems. Diese Strecke fuhr ich dann am dritten Tag wieder in die andere Richtung. Den einen Tag habe ich das Frühstück aufs Zimmer bekommen und den anderen Tag saß ich alleine auf der Terrasse. Ich weiß nicht genau, wie hoch die Auslastung war, aber außer dem Hotelwirt bin ich keinem begegnet. Alles in allem ein sehr kontaktarmer „Urlaub“.
Weil die Füße am Abend noch nicht müde genug waren und außerdem nochmal richtig schön die Sonne rauskam, machte ich noch einen ausgedehnten Spaziergang durch den Kurpark, am Spielcasino vorbei zum Grand Hotel und wieder zurück.
Seine Glanzzeit erlebte die Stadt – ähnlich wie meine Heimatstadt Wiesbaden – im 19. Jahrhundert als „Weltbad“ und Sommerresidenz zahlreicher europäischer Monarchen und Künstler. Neben Kaiser Wilhelm I. waren auch die Zaren Nikolaus I. und Alexander II. von Russland sowie der Komponist Richard Wagner gern und häufig gesehene Gäste. Die Geschichte als großer europäischer Kurort prägt das Stadtbild bis heute. An das historische Kurviertel schließen sich ehemalige Hotels und Logierhäuser beidseitig der Lahn an. Zum Abendessen gab es für mich dann noch eine leckere Pizza to Go, die ich im Kurpark auf einer Bank gegessen hab.
Auf dem Rückweg zum Hotel stattete ich dem Bahnhof im Kurviertel und der Talstation der Malbergbahn noch einen kurzen Besuch ab. Die Standseilbahn liegt seit etwa 42 Jahren im Dornröschenschlaf. Mit Inbetriebnahme der neuen Standseilbahn wurde die alte leider stillgelegt.
Seit einigen Jahren kümmert sich aber ein Verein um die alte Standseilbahn. Die Talstation, in die das Café Eckstein einzog, erstrahlt bereits in neuem Glanz. Ich war leider nicht drin, aber die Fotos auf der Homepage sehen vielversprechend aus. Außerdem kann man seinen Kaffee und Kuchen sogar in der restaurierten Bahn genießen. Nur fahren tut sie leider noch nicht wieder.
Ohne Corona-Zwangspause wäre ich abends vielleicht noch in die Emser Therme. Dort war ich vor einigen Jahren schon einmal nach einer Rheinsteig-Etappe im Winter die müden und durchgefrorenen Knochen wieder aufwärmen. Das besondere am Thermalbad und dessen Sauna ist, dass es eine Sauna-Insel mitten im Flussbett der Lahn gibt.
Etappe 2: Bad Ems – Laurenberg (30,6 Kilometer)
Am zweiten Tag ging es gut gestärkt nach dem Frühstück im Hotel erst einmal auf den Parkplatz vom Drogeriemarkt dm. Ich benötigte nämlich für die zweite Übernachtung noch einen neuen Schnelltest. Mein erster, der schon vom Vorvortag war, war nicht mehr gültig. Den neuen Test hatte ich am Tag zuvor online gebucht und er war wie immer innerhalb von 60 Sekunden erledigt. Das Ergebnis kam eine Viertelstunde später per E-Mail und wurde von mir an das Hotel weitergeleitet. Schon war alles wieder im grünen Bereich.
Die ersten eineinhalb Kilometer führt die Wanderstrecke eigentlich wieder durch den Kurpark. Aber weil ich den Tags zuvor schon angeschaut hatte, wählte ich nun die Promenade auf der gegenüberliegenden Lahnseite. Hier hatte man auch nochmals einen schönen Blick auf die mondänen Gebäude im Kurviertel rund um Kurhalle und Grand Hotel.
Aus der Kurstadt raus war der Weg etwas verwirrend ausgeschildert. Ich sollte nämlich in ein Parkhaus rein wandern. Nach einem kurzen Blick aufs Handy mit der Karte war dann aber klar: ja, der Weg geht wirklich durch das Treppenhaus des Parkhauses. Zuerst ging es ohne Aufzug hoch bis ins fünfte Stockwerk und dort über eine Brücke in den Hang dahinter wieder raus.
Von nun an führt der sogenannte Felsenweg mit einigen schöne Panoramablickstellen auf die Kurstadt hoch zum Condordia-Turm. An diesem findet man auch ein Restaurant. Vom höchsten Punkt führt der Lahnwanderweg über einige Wiesen und Wälder wieder hinab ins Örtchen Dausenau an der Lahn. Kurz vor dem Ortseingang ergoss sich der zweite Regenschauer über mich.
Aber dieses Mal war ich besser vorbereitet. Mein Rucksack und ich waren schon von Tourstart an gut eingepackt. Nur die Regenhülle um die Kamera musste ich noch schnell überziehen. Hier hab ich einfach die Regenhülle meiner Fahrradlenkertasche umfunktioniert.
Unten im Tal musste ich die Lahn wieder überqueren und von nun an ging es 250 Höhenmeter am Stück hoch. Mit 850 Höhenmeter insgesamt war der zweite Tag auch der hügeligste. Am ersten Tag hatte ich 760 und am dritten Tag nochmal 590 Höhenmeter zu bewältigen. Das Wetter zog am Vormittag etwas stärker zu und es wurde etwas ungemütlich.
Weil lange keine Hütte und kein Unterstand kam, musste die Mittagspause am Samstag etwas nach hinten geschoben werden. Dafür war der Regen unter den dicht belaubten Bäumen total schön. Manchmal höre ich beim Wandern im Regen ja Podcasts, aber hier verbot sich das. Hier wollte ich nur der Natur in Dolby Sound 999.1 lauschen.
Am Panoramapunkt oben mit Blick auf Dausenau und die letzten 4 Kilometer Wanderweg konnte ich dann zumindest eine kurze Pause einlegen. Als es wieder zu nieseln begann, brach ich lieber wieder auf. Bei Regen und nasskalten 15-16 Grad bleib ich lieber in Bewegung.
Der nächste Ort auf der Tour war nach etwa 10 Kilometer der Tagesetappe dann Nassau. Ein schönes kleines Städtchen mit einem Schloss und ein paar schönen Fachwerkhäusern im Stadtkern. Hier war es sogar kurz mal sonnig. Bekannt ist der Städtchen außerdem für seine Kettenbrücke. Erbaut wurde die an Kettensträngen hängende Fahrbahn um das Jahr 1821. Im zweiten Weltkrieg wurde sie allerdings zerstört und danach wieder aufgebaut. Die heutige Brücke wurde 2002/2003 nach historischem Vorbild komplett neu erbaut.
Hinter Nassau wurde es dann abermals nass und ordentlich felsig. Mehrmals war der Weg auf kürzeren Abschnitten mit Drahtseil und Geländern abgesichert. Zum Glück macht mir meine Höhenangst auf solchen Wegen aber keinerlei Probleme. Als zusätzliche Sicherheit auf den etwas rutschigen Felsen dienten mir meine Trekkingstöcke. Auf meine Mehrtageswanderungen nehme ich die inzwischen immer mit. Besser für die Knie mit dem etwas schwereren Rucksack. Und wenn ein Schuh doch mal etwas wegrutscht, hab ich so auch schneller wieder festen Halt.
Apropos Schuhe. Am Wegesrand kurz vor Obernhof hatte ein Wandersmann seine alten Schuhe entsorgt. Oder zu einem Biotop umgewandelt. Je nachdem wir man es sehen mag. Solche kleinen „Denkmäler“ sah man entlang des Jakobswegs in Spanien auch immer wieder mal.
In Obernhof hatte ich dann die Qual der Wahl. Steig ich nach 24 Kilometer Tour ab zum Bahnhof und fahr zum Hotel zurück nach Bad Ems oder zieh ich weitere 8 Kilometer bis zum nächsten Bahnhof in Laurenburg durch. Weil sich in den Beinen alles noch gut anfühlte, der 12 Kilo schwere Rucksack sich auch nicht bemerkbar machte und ich noch nicht genug hatte, wurde es die längere Variante.
Ich hab die XL-Variante dann allerdings um knapp zwei Kilometer abgekürzt, weil es doch schon recht spät wurde am Abend. Mit der Abkürzung bekam ich noch die Regionalbahn um 19:02 Uhr. Sonst hätte ich die 30-minütige Rückfahrt erst um 20:02 Uhr antreten können.
Durch die Abkürzung hab ich einen Steigabschnitt weggelassen und bin dafür durch das verträumte Örtchen Dörnberg gewandert. So wie ich dort angeschaut wurde, kommen dort am Abend bei Regen wohl nicht so häufig Wanderer mit großen Rucksack durch. Der Ort liegt auf der Lahnhöhe oben und durch die knallgelb blühenden Rapsfelder ergab sich mit den dunklen Regenwolken ein schöner Kontrast auf meinen Fotos.
Da die Bahnstrecke unten im Tal verläuft, musste ich irgendwann aber auch mal wieder absteigen von der Höhe. Das geschah kurz vor Laurenburg. Der Lahnwanderweg verlief dabei zusammen mit einem kurzen Rundweg namens „Grubenwanderweg“. Und dieser hat seinen Namen natürlich nicht von ungefähr. Auf dem Weg ins Tal passierte man mehrere ehemaligen Erzgruben, Geröllhalden und Stollen. Unten im Tal fand sich unweit des Bahnhofs auch noch ein kleines Denkmal, das an die Bergbauzeit an der Lahn erinnerte.
Von Bahnhof Laurenburg fuhr ich nach der 30-Kilometer-Etappe am zweiten Tag müde, ein bisschen nass aber glücklich zurück in mein Hotel. Ein richtiges Abendessen habe ich ausfallen lassen. Ich war wohl zu müde dazu und hatte noch zwei Brötchen vom Mittag.
Etappe 3: Laurenburg – Limburg (25,2 Kilometer)
Mein dritter und letzter Tag im Lahntal startete natürlich auch wieder in Bad Ems. Dieses Mal aber mit Frühstück auf der hoteleigenen Terrasse und nicht im eigenen Zimmer. Aber auch draußen war ich recht einsam. Nur ein paar Regentropfen gesellten sich gegen Ende zu mir. Nach dem Auschecken machte ich mich wieder zum Westbahnhof in Bad Ems.
Um 9:43 Uhr kam meine Regionalbahn und brachte mich – als einzigen Fahrgast – durch das verregnete Lahntal zurück nach Laurenburg, wo ich meine Wanderung am Vortag beendet hatte. Die ersten paar Minuten musst ich noch mit leichtem Nieselregel vorlieb nehmen, aber als ich dann das Tal verlassen hatte, wurde es wieder heller. Ja sogar die Sonne kam raus und ein blauer Himmel zeigte sich.
Nach den 30 Kilometern am Vortrag machte sich auf der dritten Etappe leider das linke Knie ein bisschen bemerkbar. Vor allem, wenn es steil bergab ging oder ich Treppen laufen musste. Aber ganz so bergig wie gestern sollte die Etappe ja nicht mehr sein und hinten raus ab Diez bis Limburg war es die letzten 7-8 Kilometer dann fast eben. Oberhalb von Diez weitet sich das Lahntal vorübergehend sehr.
Zwischen Limburg und Wetzlar wird es dann wieder enger, aber diesen Abschnitt kenne ich bisher nur von der Mitfahrt in der Eisenbahn. Vielleicht nehme ich die nächsten 80-90 Kilometer ja bald mal in Angriff. Und wenn nicht zu Fuß, dann auf jeden Fall mal mit dem Fahrrad. Durch das Lahntal führt nämlich ein wunderbarer und ziemlich beliebter Radweg. Und die dritte Möglichkeit, die man noch hat, die klingt auch nicht schlecht. Man kann entlang der Lahn ähnlich wie auf der Altmühl an vielen Stellen ein Kanu ausleihen, ein paar Kilometer flussabwärts paddeln und sich dort wieder einsammeln lassen oder auch übernachten. Links mit Details dazu findet ihr ganz am Ende des Blogposts.
Regenjacke an, Regenjacke aus, Regenjacke an. So zog sich das den ganzen Tag durch. Aber wenn dann doch mal die Sonne rauskam, dann war es auch sofort 5 Grad wärmer, sodass es mir mit Jacke einfach zu warm war. Rechts auf dem Foto steht ihr übrigens meine Kamerahalterung am Rucksack. Bin jetzt mehrere hundert Kilometer damit gelaufen. Das System kann ich uneingeschränkt empfehlen!
Am Gabelstein-Ausguck…
Zur Mittagsrast diente mir die Hütte am Gabelstein. Ein markanter Punkt im steilen Felsen, von dem man beste Sicht über das Lahntal hat. Die nächsten beiden Fotos sind von der Hütte aufgenommen. Während ich da so saß und mein Vesper auspackte, konnte man in der Ferne schon gut beobachten, wie sich die nächste Regenfront näherte. Diesmal sollte es mir egal sein, ich hatte ja ein Dach über dem Kopf.
Als die Regenfront dann durchzog, sah man kaum noch was. Alles war nur noch grau in grau. Das Dörfchen Cramberg auf dem Bergrücken im folgenden Foto zum Beispiel war kaum noch zu erkennen.
Aber wie all die Regenschauer zuvor, dauerte auch dieser nicht lange und danach zeigte sich ein faszinierendes Naturschauspiel. Es bildete sich ein Regenbogen „unter“ mir. Das hab ich noch nie zuvor gesehen. Der Regenbogen spannte sich vom Cramberger Eisenbahntunnel über das Cramberger Wasserwerk und die Lahn. Etwa vier Minuten lang war er zu sehen, danach existierte er nur noch auf meinen Fotos.
Vor ein paar Tagen hab ich das Foto bereits getwittert und über seltsame Wege, wie sie meine Tweets eben häufiger mal nehmen, erreichte das Foto einen Reporter der Lokalzeitung im Rhein-Lahn-Kreis. Hab es ihm natürlich gerne zugeschickt. Nun wird es die nächsten Tage in der Rhein-Lahn-Zeitung als Leserfoto abgedruckt.
Das Wasserkraftwerk bezieht sein Wasser übrigens aus einem 1927 unter dem Berg hindurchgegrabenen kurzen Stollen – ebenfalls aus der Lahn. Der eigentliche Flusslauf nimmt die große Schleife um Cramberg herum. Mit dem Höhenunterschied zwischen Stolleneingang und Lahnpegel am Stollenausgang gewinnt das Laufwasserkraftwerk seinen Strom. Rund 3.300 Kilowatt beträgt die Leitung laut Betreiber SÜWAG. Umweltfreundlich seit fast 100 Jahren.
Das zweite Foto mit Blick auf das Lahntal habe ich ebenfalls am Gabelstein aufgenommen. Ab und zu habe ich auf meiner Wanderung vielleicht ein bisschen gewartet, bis ein Zug durch meine Fotos fuhr. Hier wurde das Warten gleich doppelt belohnt, es gab nämlich sogar gleich zwei Züge auf einmal. Eine Viertelstunde zuvor hätte ich durch die Regenwand gar nicht weit genug blicken können, aber so entstand dann doch noch ein ganz nettes Foto.
Nach der Pause am Gabelstein führte der Weg an Schloss Schaumburg und der Burgruine Balduinstein vorbei. Zuvor hatte ich aber noch eine lustige Begegnung mit einem anderen Wanderer. Obwohl die ganze Gegend nahezu ausgestorben war, kam mir doch tatsächlich Harald Schmidt’s Ex-Sidekick und nun Wanderautor Manuel Andrack entgegen. Vielleicht verrät er ja in seiner nächsten Podcastausgabe, ob er auch auf dem Lahnwanderweg oder doch auf dem Lahn-Camino unterwegs war.
Die zwei Bilder über und unter diesem Absatz sind in Balduinstein aufgenommen. Wenn man die Etappen des Lahnwanderwegs nicht wie ich ein wenig anders aufgeteilt hätte, würde man hier eine Übernachtung einplanen. Richtig schön idyllisch und ruhig gelegen. Am liebsten wäre ich ja mal in die Lahn gesprungen, aber dafür war’s dann vielleicht doch noch ein paar Grad zu kühl.
Seinen Weg mittels Stempeln in einem speziellen Pass nachzuweisen kannte ich bisher nur vom Jakobsweg. Dort habe ich es natürlich auch gemacht. Aber auch auf dem Lahnwanderweg hätte es die Möglichkeit dazu gegeben. Nur leider hatte ich keinen entsprechend Vordruck oder Pass mit dabei, in den ich meine Stempel hätte unterbringen können. Ich hoffe, ihr glaubt mir auch so, dass ich den Weg von der Mündung bis Limburg auch wirklich gewandert bin.
Auf der dritten Etappe von Laurenburg in die Domstadt Limburg nutzten mein ausgeschilderter Wanderweg und der Lahn-Camino sehr häufig dieselbe Route. Und immer wenn meine Augen blau-gelbe Jakobsmuscheln sehen, dann freuen sie sich. Wie die Homepage über den Lahn-Camino verrät, wurde dieser zusammen mit dem Rhein-Camino erst im Jahr 2001 (neu) markiert.
Ich hab alle Jakobsweg-Tafeln kontrolliert – sie waren alle richtig abgebracht. Die Muschelrinnen stehen nämlich für die vielen verschiedenen Wege, die alle nach Santiago de Compostela führen. Und weil alle in Santiago zusammenlaufen, gibt dies auch die Richtung an. Pilger stehen im fotografierten Wegzeichen also einen Pfeil nach rechts. Aber in Deutschland darf man sich darauf nicht immer verlassen. Manchmal sind die Schilder auch einfach falschrum angebracht. Dann zeigt der imaginäre Pfeil auch gerne mal nach oben, unten oder eben in die falsche Richtung.
Kurz vor Diez durchquerte ich dann noch eine herrliche Streuobstwiese. Leider ist dies auch das letzte Foto mit Sonne. Ab dem Nachmittag wurden die Regenpausen immer kürzer. Auf den letzten Metern abzubrechen war aber natürlich überhaupt keine Option. Nur den Schlenker durch die Limburger Altstadt und zum Dom, den hab ich mir geschenkt.
Ein Stadtbummel bei strömenden Regen macht nämlich keinen so richtigen Spaß, wie ich bereits in Diez feststellen durfte. Aber nach Diez muss ich ohnehin noch einmal zurück. Die Kleinstadt ist doch der nördliche Endpunkt der Aartalbahn und diesen Abschnitt will ich ja auch noch dokumentieren. Da warten ja auch viele Blogleser*innen bereits darauf.
Vor ein kleines Rätsel stellte mich das nächste Foto. Ich fragte mich nämlich zunächst, wie viele Züge es insgesamt wohl gibt, von denen an diesem Bahnübergang „2 Stück“ ein Signal geben. Aber wahrscheinlich ist das Schild anders gemeint. Es fehlt hinter „Vorsicht 2 Züge“ ein Punkt oder Ausrufezeichen. Dementsprechend bedeutet es, dass immer zwei Züge in kurzem Abstand hintereinander die Stelle passieren und kein einziger davon ein Warnsignal gibt. Die Querungsstelle liegt an der Unterwesterwaldbahn (Limburg – Montabaur – Siershahn) und der Oberwesterwaldbahn (Limburg – Altenkirchen – Siegen) und kurz hinter dem Bahnübergang verzweigen sie sich.
Die Domstadt Limburg an der Lahn, gleichzeitig der Endpunkt des Lahn-Caminos und Etappenziel meiner Dreitageswanderung, war dann gegen 18 Uhr am Abend erreicht. Kurz drauf saß ich schon in der Regionalbahn Richtung Heimat. Nach etwa eine Stunde Fahrzeit hatte Wiesbaden mich dann wieder. Und meine Heimatstadt empfing mich so, dass sich das Kleidertrocknen in der Dusche auch so richtig gelohnt hat.
Aber über die SmartHome-Funktion, konnte ich die Heizung im Wohnzimmer und im Badezimmer über das Handy schon ferngesteuert aus dem Zug aktivieren. Darüber muss ich vielleicht auch mal noch bloggen…
Nützliche Links rund um die Wanderung:
- Meine Tagesetappen bei komoot inkl. GPX-Track und weiteren Fotos (unterteilt in drei Etappen)
- Informationen vom Tourismusverband zum Lahnwanderweg
- Aktivhotel Alter Kaiser in Bad Ems
- Thermalbad in Bad Ems
- Informationen zur Geschichte des „Weltbades“ Bad Ems im Wikipedia-Artikel
- Informationen zur Malbergbahn bei Wikipedia und auf der Vereinshomepage
- Informationen zum netten Café Einstein in der Talstation der Bergbahn
- Informationen zur Schifffahrt auf der Lahn im Wikipedia-Artikel
- Informationen zur Eisenbahn durch das Lahntal im Wikipedia-Artikel
- Informationen zum Lahn- und Rhein-Camino
- OpenstreetMap (mapy.cz) mit Wanderwegen rund um Bad Ems
- Informationen zum Radweg durch das Lahntal
- Informationen zum Kanufahren im Lahntal
Wenn euch die Tour gefallen hat oder euch eine Info fehlt, hinterlasst gerne einen Kommentar. Wenn ihr sie nachwandern wollt, dann findet ihr alle Daten dazu in der komoot-Collection, in der alle drei Etappen enthalten sind.
Es läuft gerade übrigens eine Abstimmung vom Wandermagazin für „Deutschlands schönsten Wanderweg 2021„. Hierbei steht der Lahnwanderweg auch zur Auswahl bei den Mehrtageswanderwegen. Meine Stimme hat er nun. Wobei ich aber auch sagen muss, dass die Wahl immer ein bisschen fies ist, denn die anderen neun Nominierten kenne ich noch gar nicht und sie sind bestimmt auch alle toll. Letztes Jahr wurde ich durch die Abstimmung auf den DonAUwald-Weg aufmerksam. Es lohnt sich also, die Kandidaten dort ein wenig genauer anzuschauen. Die Vulkaneifel zum Beispiel würde mich auch sehr reizen. 🙂
4 Kommentare
Mega. Also wenn man davon absieht, dass mit persönlich die Etappen ja zu lange sind, vor allem und erst recht mit diesen Höhenmetern: die Strecke sieht toll aus!
Bin gespannt, ob ich auch irgendwann das mal schaffen werde…!
Danke für den schönen ausführlichen Bericht!
Es gibt ja ein paar mehr Bahnhöfe entlang der Strecke. Und Hotels auch. 🙂
Du kannst die Etappen also auch kürzer machen. Und um Bad Ems sind auch einige Rundwege ausgeschildert. 🥾
Ein wunderbarer Beitrag über meine Heimatregion! Schon allein die Bilder machen super viel Lust auf die nächste Wanderung.
Herzliche Grüße aus Limburg an der Lahn,
Jörg
Danke für diesen schönen Beitrag! Die Lahn von der Quelle bis zur Mündung steht bei mir auf der Wunschliste für eine Radtour im Sommer 2022.