Wenn man den dritten Tag zusammenfassen möchte, dann könnte man das so tun: nicht zu heiß, nicht zu sonnig, kein Regen. Oder so: Es war eine wunderschöne Tour auf besten Radwegen durch eine meist stille Gegend. Mit Besançon wurde zudem eine lebendige Stadt mit hübschem Zentrum passiert. Außerdem wartete ein Tunnel auf mich. Dazu später mehr.
Der Tag startete am frühen Morgen aber mit einem kleinen Schrecken. Ich Idiot hatte vergessen meinen E-Bike-Akku über Nacht ans Ladegerät zu stöpseln und zu laden. Zum Glück habe ich es um sechs Uhr morgens bemerkt und konnte so noch rund 3,5 Stunden bis zum Check-out laden. Und ein bisschen entspannter konnte ich auch dadurch sein, dass ich ohnehin zwei Akkus dabei hatte und der zweite fast komplett voll war. Hatte ihn am Vortrag auf den 100 Kilometern nur für die letzten zehn eingesetzt.
Wie weit der Akku reicht, kann man nicht so genau sagen. Es kommt natürlich darauf an, wie hügelig oder bergig es ist. Außerdem spielen Untergrund und Gegenwind eine große Rolle. An Tagen mit Schotterpiste und ordentlich Gegenwind, kann er trotz fehlender Hügel auch schon mal nach 70 Kilometern leer sein.
Eine kleine Info noch zum Laden, weil ich es gefragt wurde: eine besondere Infrastruktur benötigt man dazu nicht. Man muss nur sein Ladegerät mit auf die Reise nehmen und kann dann an jeder Steckdose laden. Von 0% auf 100% benötigt der Ladevorgang mit meinem Ladegerät etwa 4 bis 4,5 Stunden.
Nach einer kurzen aber ziemlich steilen Fahrt vom Hotel in Baume-les-Dames hinunter zurück ans Wasser, war die bewohnte Zivilisation recht schnell verlassen. Wie schon am Tag zuvor führte der EuroVelo 6 auf perfekt ausgebauten Wegen entlang des Doubs immer grob Richtung Westen. Hier muss man den Departments Doubs und Jura echt großes Lob aussprechen.
Eine stille Gegend – herrlich zum Abschalten
Manchmal ging es für kurze Abschnitte aber auch nach Norden oder Richtung Süden, denn der Fluss hatte sich hier recht tief in die hügelige Landschaft eingegraben und durchfloss den Abschnitt mit vielen Kurven. Ein bisschen erinnerte mich die Gegend an das Altmühltal beziehungsweise Ur-Donautal zwischen Dietfurt und Kelheim in Bayern. Nur dass auf dem Radweg durch Frankreich viel weniger los war. An diesem Montag und Nach-Feiertag-Tag begegnete ich außerhalb der Städtchen auf der Etappe kaum Menschen.
Dieser Umstand machte auch die Nahrungsaufnahme etwas schwieriger, denn es gab kaum Cafés entlang der Strecke. Und einige Bäckereien und Läden hatten zudem noch geschlossen, weil der Feiertag auf einen Sonntag fiel und man den Erholungstag ja nachholen muss. Wenn man seinen Proviant aber rechtzeitig besorgt hatte, dann war das alles kein Problem.
An diesem Tag waren es eher die kleinen Dinge, über die ich mich freute. Das erste fahrende Schiff auf der Route. Eine Eisenbahnstrecke durch das felsige Tal und ich konnte sie mit kurzer Wartezeit sogar mit Zug fotografieren. Die schon erwähnten steil aufsteigenden Hänge im Flusstal oder verlassene Fabriken vor meiner Kameralinse. Und natürlich daran, doch noch einen geöffneten Biergarten gefunden zu haben.
Kurzzeitig unterbrochen wurde die Stille im Tal nur durch die Französische Luftwaffe. Zwei Kampfjets übten am Himmel irgendwelche Abfang-Manöver und flogen minutenlang in engen Kurven und Sturzflügen hintereinander her.
Kurzer Stadtbesuch in Besançon
Auf etwa der Hälfte meiner dritten Etappe lag Besançon, dessen Zitadelle hoch über einer Flussschleife des Doubs thront. Die etwas unterhalb davon gelegene Altstadt wird komplett vom Fluss umrundet, der hier für tolle Aussichten und große Grünanlagen in der Stadt sorgt. Das Stadtzentrum wurde zusammen mit dem Wiederaufbau des Straßenbahnnetzes vor einigen Jahren komplett modernisiert. Viel Platz für Fußgänger, Radfahrer und die Straßenbahnen. Sehr wenig Platz für Autos. So müsste das eigentlich überall sein.
Kanaltunnel unter der Zitadelle von Besançon
Außerdem hat Besançon natürlich noch ein ganz besonderes Highlight zu bieten. Unter der Zitadelle führt ein Kanaltunnel hindurch. Auf diesem kürzen die Schiffe auf der Wasserstraße die komplette Altstadt-Schleife des Flusses ab. Auf dem Treidelweg neben dem Rhein-Rhône-Kanal können hier auch Fußgänger und Radfahrer die Route abkürzen. Reisenden auf dem EuroVelo 6 empfehle ich aber nach dem „Abkürzen“ der Route trotzdem dringend einen Abstecher ins Stadtzentrum. Mein aufgezeichneter Routenverlauf sieht an der Stelle aus, als hätte ich mich dreimal verfahren. War aber genauso beabsichtigt! 😊
Das Ziel der Etappe nach rund 90 Kilometern
Nach dem kurzen Sightseeing-Aufenthalt am Mittag in Besançon, radelte ich nochmal 40 weitere Kilometer flussabwärts bis ich am späten Nachmittag an meiner reservierten Unterkunft in Audelange ankam. Bei der „Ferme d’Audelange“ handelt es sich um eine Art Bed-and-Breakfast-Betrieb in einem sehr alten Bauernhofgehöft. Mein Zimmer und das Badezimmer waren sehr stilvoll eingerichtet. Nur die Treppe ins Obergeschoss war ein wenig gewöhnungsbedürftig, da sie recht steil und jede Stufe unterschiedlich hoch war.
Mein Fahrrad konnte ich im Pferdestall unterstellen, man musste nur aufpassen, dass man es nicht unter einem Schwalbennest parkte, aber die weißen Flecken auf dem Boden waren ein guter Indikator, wo es nicht stehen sollte. Die Wirtin sprach zwar nur Französisch, aber wenn einem eh alles gezeigt wird, dann versteht man das auch ohne Sprachkenntnisse.
Die Suche nach einem Abendessen
Etwas schwieriger gestaltete sich die Suche nach einer Mahlzeit am Abend. In Audelange selbst, einem 272 Einwohner-Dorf, gab es nichts. Also machte ich mich auf einem kleinen Wanderweg auf ins Nachbardorf. War mit rund 3 Kilometern ja nicht weit nach Rochefort-sur-Nenon. Hier sollte es laut GoogleMaps eine Bäckerei, einen am Abend wohl schon geschlossenen Supermarkt sowie eine Bar und ein Restaurant geben. Doof war, dass die Bäckerei zu hatte, weil der Feiertag nachgeholt wurde. Und beim Supermarkt hatte Google recht, ich kam zu spät und stand vor verschlossener Tür.
Blieben noch das Restaurant und die Bar. Das Restaurant hatte erst ab 19:00 Uhr geöffnet und ich musste noch eineinhalb Stunden überbrücken. Also warum nicht in die Bar gehen, die hatte geöffnet, einen fast günstigen Bierpreis und Sitzplätze draußen. Ein älteres Schweizer Ehepaar mit Hund tat es mir gleich, denn auch sie wurden am Restaurant nochmal weggeschickt.
Obwohl auch Rochefort-sur-Nenon nur 670 Einwohner hat, herrschte reger Betrieb am Abend in der Kneipe. Nur lange blieben die meisten Gäste nicht, häufig nur 20-30 Minuten. Auffällig waren die vielen Handwerker-Autos, die rund um den Dorfkneipe parkten. Es erinnerte mich ein wenig an meine Zeit auf dem Camino-del-Norte durch Spanien. Auch dort hing ich immer wieder mal in Dorfkneipen ab und auch dort war es üblich, dass Handwerker und Monteure in der langen Mittagspause ein Gläschen Wein tranken. So war es auch in Frankreich, nur dass es hier schon ein Feierabendgläschen war. Aber wer weiß, vielleicht waren sie mittags auch schon da.
Ansonsten sorgten noch eine Begegnung von Schulbus und großen LKW auf der „Hauptstraße“ in der engen Kurve vor der Dorfkneipe für etwas Abwechslung. Kurz danach musste noch ein Traktor zurücksetzen, weil ihm ein noch größerer und überbreiter Traktor entgegen kam. Nebenbei postete ich Bilder und Videos vom dritten Tag in meine Instagram-Story. Es soll ja Freunde und Bekannte geben, die am Vorabend stets ungeduldig auf die Story gewartet haben. Und wehe ich habe die Story mal 1-2 Stunden später gepostet.
Die Essenssuche ging übrigens so aus, dass ich mich nach zwei Bieren in der Kneipe dazu entschied, doch nicht mehr ins Restaurant zu gehen. Das Hungergefühl war irgendwie weg. Und falls es in der Nacht wiederkommen sollte, hatte ich notfalls noch zwei Müsliriegel.
Der Rückweg zu meinem Bauernhofgehöft führte mich unten am Fluss entlang, sodass meine kleine Wanderung sogar einen Rundweg ergab. Hier am Weg gab es viele kleine Wochenendhäuschen, die alle liebevolle Gärten hatten. Ansonsten sind keine weiteren Vorkommnisse für den Abend und die Nacht notiert.
Zum Blogpost des vierten Tages geht es hier entlang. Sobald er geschrieben ist.
Nützliche Links
- Meine Unterkunft in Audelange
- Die Tagesetappe auf komoot
- Meine komplette #radlantik-Collection auf komoot
Für Statistik-Fans
Etappe Nummer 3 | Gesamttour | |
Geradelte Kilometer | 90,7 km | 255,0 km |
Im Sattel verbrachte Zeit | 4:20 Stunden | 12:30 Stunden |
Höhenmeter bergauf | 270 Meter | 820 Meter |
Höhenmeter bergab | 350 Meter | 830 Meter |
Ein Kommentar
Nachtrag. Ich nochmal, jetzt hast Du mich. Du bist ja auch Radler!? Und viel Frankreich.
Dann will ich einen Newsletter 🙂
Dieses Jahr fuhr ich von Ludwigshafen nach Paris.
Vielen Dank für Deine Seite. Leider habe ich nicht wirklich ein privates blog mehr, aber brueckenkaffee.de und deltavelo.de könnte Dich interessieren.