Wer durch das Baltikum reist, der muss auf jeden Fall einen Stopp in der Hansestadt Riga einlegen. Ähnlich wie Danzig liegt die Stadt handelstechnisch optimal an einer Flussmündung fast direkt an der Ostsee. Über den Fluss Daugava wurde das russische Hinterland erschlossen und über die Ostsee die Handelsrouten nach Westen und in die skandinavischen Staaten.
Da sich mit Handel seit jeher gut Geld verdienen lässt, war Riga auch immer eine reiche Stadt. Das merkt man der Architektur in der Altstadt und den Vierteln drumherum heute noch an. In der 700.000 Einwohner zählenden Hauptstadt Lettlands wohnt fast die Hälfte aller Letten. Es wundert also nicht, dass sie auch heute noch das wirtschaftliche Zentrum des Landes ist. Nur dass die letzten paar Jahre noch der Tourismus als wichtiger Einkommenszweig dazu kam.
Die Touristen kommen zum einen mit den Billigfliegern aus West- und zunehmend auch Südeuropa. Zum anderen aber auch scharenweise mit Kreuzfahrtschiffen, die eine Rundfahrt durch die Ostsee machen. Mit dem Zug bzw. Bus so wie wir, kommen nur die wenigsten. Wundert ja auch nicht. Meine reine Fahrzeit von Wiesbaden nach Riga beträgt fast 25 Stunden für die ca. 1900 Kilometer.
Da wir früh in Vilnius starteten, kamen wir bereits um 11:05 Uhr in Riga an. Optimal, da wir die FreeTour um 12:00 Uhr mitmachen wollten. Schließfächer für den Koffer oder Rucksack gibt’s für 4 Euro im Tiefgeschosses des Hauptbahnhofs. Der ist über rund 5 Minuten Fußweg vom International Bus Terminal erreichbar.
Achtung: die um 12 geht nicht durch die Altstadt! Es gibt nämlich zwei verschiedene Routen. Die Old Town FreeTour startet jeden Tag bereits um 10:00 Uhr.
Wir wussten es nicht vorher, aber unser Guide Caspar wurde nicht müde es 20x zu betonen zu Beginn der Tour. Es gebe da nämlich immer „the one“, der das nicht checkt und deswegen schlechte Bewertungen auf TripAdvisor hinterlässt.
Die Alternative FreeTour geht durch die „Suburbs“ aber das klingt nach sehr weit draußen. Eigentlich waren wir auch im Zentrum. Aber eben mehr im Handelszentrum der Stadt. Wir besuchten nämlich die Markthallen, frühere Kontorlagerhäuser und den Kulturpalast. Ein Hochhaus aus der Stalinzeit, das vom Baustil her fast ausschaut wie der Kulturpalast in Warschau.
So im Nachhinein, ich hab nämlich am nächsten Tag noch die Old Town Tour besucht, gefiel mir die 12-Uhr-Tour sogar besser. Wir haben extrem viel über das Land und die Leute gelernt. Zum Beispiel, dass jeder Lette Verwandte auf dem Land hat und wenn man hinfährt, kommt man zurück mit Unmengen an Lebensmitteln aus Mamas oder Omas Garten.
Hochwertige Lebensmittel sind den Letten sehr wichtig. Einen großen Teil ihres Einkommens geben sie dafür aus. Eine große Delikatesse sind geräucherte Fische. Aber da ich kein Fisch mag, hab ich bei dem Part nicht so genau zugehört.
Am zweiten Tag habe ich dann noch die Old Town-Tour um 10 Uhr besucht. Aber die meisten Gebäude hatten wir auch am Vortag schon auf eigene Faust erkundet. Schlecht war die Tour aber auch nicht, sie kam halt nur nicht ganz an die am Vortag ran. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Caspar an diesem Tag frei hatte.
Einen kleinen Geheimtipp für ein tolles Gebäude habe ich noch. Genau gegenüber unseres Hotels liegt das „Erste Krankenhaus“ der Stadt. In das Hauptgebäude des Areals habe ich mich total verliebt. Besonders zur Blauen Stunde wenn es wunderbar illuminiert wird!
Unser Hotel war in Riga das „Teater Centrum Hotel“ – wenn ihr ein Verlängerungskabel dabei habt und mit „Sitzend in der Badewanne duschen“ leben könnt, dann könnt ihr es auch buchen. Es gab im ganzen Zimmer nämlich nur zwei Steckdosen. Beide sehr weit vom Bett weg. Dafür war das ruhige Zimmer sehr geräumig und wir hatten zwei französische Betten.
Die Bären kommen aus Berlin und reisen seit 2002 um die ganze Welt. Mehr dazu in einem WELT-Artikel.
Wer die Straßenbahnen und Busse in Riga nutzen möchte: haltet Ausschau nach eTrons-Automaten. Die sind leider etwas rar gesät in der Stadt. Dort könnt ihr Tagestickets, Fünf-Fahrten-Tickets und so weiter erwerben. Das geht wohl auch an allen Kiosken, aber dann müsst ihr eurem Gegenüber erklären, was ihr wollt. Der Automat hingegen lässt sich auf Deutsch umstellen.
Zu der Katze auf dem Bild gibt es eine nette Anekdote. Sie stammt von einem reichen lettischen Kaufmann, der zunächst nicht in die (deutsche) Gilde der Kaufleute aufgenommen wurde. Darüber war er so erbost, dass er das Grundstück gegenüber kaufte und darauf ein höheres Gebäude bauen ließ. Auf eine Turmspitze setzte er eine schwarze Katze, die der deutschen Gilde den Hintern zeigte. Das passte den Deutschen jedoch überhaupt. Nach einer Zeit nahmen sie ihn dann doch auf. Er musste aber im Gegenzug seine Katze drehen.
Laut unserem Guide mögen die Letten die Geschichte deshalb so, weil sie die lettische Art sehr gut zeigt. Man führt keine großen Streite oder Kriege. Aber man stichelt und neckt solange im Kleinen, bis man seinen Willen dann doch durchgesetzt hat.
Den Nachmittag des zweiten Tages haben wir für einen Ausflug an die Ostsee genutzt. Einen Strandausflug kann ich nur empfehlen. Die Küste erreicht man bequem mit der Eisenbahn. Züge fahren alle 20 bis 30 Minuten. Mehr dazu im nächsten Blogpost.
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