In der nordostfinnischen Kuopio hatte ich erneut zwei Übernachtungen eingeplant. Nach dem Hostel in Helsinki, jetzt wieder etwas vornehmer. Das Scandic Hotel direkt am Kallavesi-See war meine Bleibe. Anders als in der Hauptstadt, gab es in der kleineren Provinzstadt mit ihren 117.000 Einwohner nicht ganz so viele Museen und Co.
Da wollte ich im Hotel ein paar Alternativen haben. wusste ich bei der Buchung vor drei Wochen doch auch noch nicht, wie das Wetter sein wird. Es musste also ein Hotel mit Sauna und Swimmingpool sein. Für zwei Nächte mit Frühstück fielen dafür 192 Euro an. Außerdem kann man doch nicht nach Finnland reisen ohne in der Sauna gesessen zu haben!
Nach meiner Ankunft am Freitagabend kurz vor 20 Uhr ging ich noch kurz was essen in einer Pizzeria und besorgte eine kalte Dose Bier in einem Supermarkt. 3,29 Euro der halbe Liter! Aber das Seeufer und die wundervolle Abendstimmung warteten schon auf mich. Da das Hotel direkt am See liegt und es an jeder Ecke einen Supermarkt gab, waren auch keine weiten Wege notwendig.
Am nächsten Tag war es dann morgens etwas regnerisch. Ich gönnte mir also mal wieder einen Tag zum Ausschlafen und Faulenzen. Aus dem Hotel raus habe ich es erst gegen Mittag geschafft. Laut Wetterapp sollte das Wetter nun stündlich besser werden. Kurzer Spoiler: die App lag richtig!
Ohne genauen Plan schlenderte ich am Hafen entlang. Checkte nochmal das Plakat mit den 15-minütigen Rundflügen im Wasserflugzeug für 65 Euro, das mir am Vortag schon aufgefallen war und überlegte die Telefonnummer anzurufen. Mein Problem war nur, dass erst ab drei Personen Rundflüge angeboten werden und ich nur eine Person war. Ich verwarf die Idee also wieder. Etwas weiter entdeckte ich aber ein Ausflugsschiff, das Rundfahrten auf dem Kallavesi-See anbot.
Abfahrt sollte um 13:00 Uhr sein. Noch sieben Minuten also. Das Glück war also wieder mal auf meiner Seite. Jedoch gab es noch ein kleines Problem. Es hatten sich bisher erst sieben tapfere mit Regenjacken bewaffnete Fahrgäste am Schiffe eingefunden. Der Kapitän ließ jedoch wissen, dass er erst bei 10 Leuten ablegen würde. Mit mir waren es nun also acht. Fehlten noch zwei. Wo war das zehnköpfige Team Japan, wenn man es einmal braucht?
Etwa fünf Minuten nach planmäßiger Abfahrt tauchten aber nochmal drei Finnen auf und es konnte losgehen.
Für die 90 Minuten Fahrt waren 18 Euro fällig. Natürlich mit Karte zu bezahlen. Nicht ganz billig, aber einen See erkundet man immer am besten von der Wasserseite. Auf dem Schiff war es anfangs noch ganz leicht regnerisch. Aber mit der Zeit verschwanden die Wolken und sogar die Sonne blitzte ab und zu mal hervor.
Der See war jedoch auch mit den dunklen Wolken am Himmel ein hervorragendes Fotomotiv! Die Strecke des Schiffes habe ich übrigens mit Runtastic als Kanutour getracked. So konnte ich den GPS-Pfad am Abend dann schließlich in meine GoogleMaps-Karte einpflegen.
Über dreisprachige Lautsprecherdurchsagen erfuhr man ein bisschen was über den See und seine Inseln. Außerdem fuhren wir einen Stadtteil von Kuopio an, der erst die letzten Jahre entstanden ist. Mit einer neuen Brücke direkt mit dem Zentrum verbunden, konnte in Matkusnemi eine Halbinsel erschlossen und bebaut werden. Am Ufer ein Haus luxuriöser als das andere!
Auf der Rückfahrt wurde das Wetter dann zunehmend schöner! Und wärmer. Nach dem Anlegen im Hafen hatte ich schon ein neues Ziel. Von einer ebenfalls auf dem Schiff mitfahrenden Finnin bekam ich den Tipp, dass gerade ein internationaler Markt in der Innenstadt stattfindet. Das wollte ich mir mal angucken. Auf dem Marktplatz und in der Hauptstraße gab es rund 100 Stände aus 30 Nationen. Zum Großteil Essenstände, dazwischen aber auch Handwerkskunst und andere Waren.
Deutschland war gleich mit fünf Ständen vertreten. Bratwurst, Bavarian BBQ, Softeis, Schokolade und Brezeln brachte unser tolles Land nach Finnland. Leider haben alle Händler auf dem Weg ins Ausland was entscheidendes vergessen. Das Kreditkartenterminal nämlich! Deutsche Stände zeichneten sich also hauptsächlich durch die „CASH ONLY“-Schilder aus. Ein Armutszeugnis.
Nach dem Markt, auf dem ich nichts gegessen hab, weil ich die Bratwurst ja nicht mit Karte zahlen konnte, ging es zum Highlight der Stadt: dem Puijon Torni – ein 75 Meter hoher Aussichtsturm auf einem 150 Meter hohen Berg. Auf der Aussichtsplattform befand man sich also rund 225 Meter über der Wasseroberfläche. Genau das richtige für einen Menschen mit Höhenangst!
Das Wetter hat inzwischen auch komplett auf Sonnenschein umgestellt. Perfekt also für meinen Ausflug in die Höhe! In geschlossenen Gebäuden hält sich die Angst ja immer noch in Grenzen. Zumindest solange ich keine Treppen laufen. Aber durch die Scheibe fotografieren wollte ich keinesfalls. Also war mein Ziel die offene Panoramaplattform. Nur zu erreichen durch ein Treppenhaus. Aber wenigstens waren es geschlossene Stufen!
Ganz schön windig war es da oben. Die Windjacke hat sich ganz schön aufgeplustert, wenn man nicht gerade im Windschatten des Antennenmastes stand. Aber was nimmt man nicht alles für schöne Fotos in Kauf. Ich denke die Überwindung hat sich gelohnt! Die Bilder in der Abendsonne können sich wohl sehen lassen.
Abends stand dann noch der letzte Punkt meiner ToDo-Liste. In die Sauna wollte ich ja. Das habe ich nach dem Abendessen dann auch gemacht. War ganz schön viel los. Aufgeteilt war die Sauna im Hotel nach Männlein und Weiblein. Ist das in Finnland immer so?
Drei Dinge, die in einer Sauna in Finnland anders sind.
- Jeder redet mit jedem! Sofort nachdem ein zweiter in die Sauna kommt, wird drauf los geschnackt. Das in Deutschland so hochheilige Schweigegelübde gilt also im Land der Sauna-Erfinder nicht. Auch ich wurde in ein Gespräch eingebunden. Ein Lappe auf Durchreise wollte von mir alles über Deutschland wissen.
- Am liebsten geht der Finne mit einer eiskalten Dose Bier in die Sauna.
- Das Handtuch bleibt in der Umkleidekabine. Stattdessen sitzt man auf einer Art Hygieneserviette, die man nach jedem Saunagang in den Abfall wirft.
Den Abend ließ ich erneut am See ausklingen. Drin Baden war ich jedoch nicht. Nur meine Füße. Und die fanden die Wassertemperatur erstaunlich warm!
Ach und eine Frage muss ich noch beantworten, da ich sie ständig gefragt werde. Wie ist es denn mit den Stechmücken in Finnland sei? Die Frage lässt sich sehr einfach beantworten. Ich hab keine einzige gesehen. Und gehört auch nicht. Dementsprechend wurde ich auch nicht zerstochen. Hab ich also den ganzen Autanmist, der noch aus Vietnam übrig war, wieder umsonst mitgeschleppt. Weiter ging es dann mit dem Zug nach Turku.
Nützliche Links
- Öffnungszeiten des Turms
- Abfahrtszeiten des Ausflugschiffes
- Mein Hotel – das Scandic am See
Statistik der Tour Baltica | Ausflugsschiff Kuopio | Gesamte Tour: |
Kilometer: | 16 Kilometer | 4095 Kilometer |
Im Zug* verbrachte Zeit: | 1 Stunde 25 Minuten | 57 Stunden 55 Minuten |
Gesammelte Verspätung: | 0 Minuten | -29 Minuten |
Anzahl der Züge: | 3 | 19 |
Anzahl der Busse: | 0 | 4 |
Anzahl der Schiffe: | 1 | 1 |
Anzahl der Speisewagenbesuche: | 0 | 2,5 |
Fahrpreis: | 18 € | 223,23 € |
* Auf dem Boot