Eisenbahnreise 28. Januar 2018

Nach zwei Tagen in Böhmen und Niederschlesien

Dass ich wieder auf Eisenbahnreise bin, habt ihr ja vielleicht schon im letzten Blogpost gelesen. Mein zweiter Reisetag neigt sich gerade dem Ende und die ersten Eindrücke sind – ganz im Gegenteil zu Verspätungsminuten – schon zahlreich gesammelt.

An Verspätungsminuten auf den ersten 1100 Kilometern in sechs verschiedenen Bahnen und zwei Bussen in drei Ländern sind es gerade einmal V-I-E-R!

Dresden-Neustadt: obwohl nicht mal der Hauptbahnhof in der Stadt ein überaus prächtiger Bahnhof.

Dresden-Neustadt: obwohl nicht mal der Hauptbahnhof in der Stadt ein überaus prächtiger Bahnhof.

Die Reise an sich verlief bisher ohne Probleme. RegionalExpress nach Frankfurt, ICE bis Dresden-Neustadt und dann in der Regionalbahn durch die Lausitz über Zittau nach Liberec (Reichenberg) in Tschechien. Durch Bauarbeiten musste ich zwar ein bisschen Schienenersatzverkehr fahren, aber ich hatte es ja nicht eilig. ?

Eine etwas ältere Straßenbahn in Liberec, hier aber nur auf bierseliger Schoppenfahrt.

Eine etwas ältere Straßenbahn in Liberec, hier aber nur auf bierseliger Schoppenfahrt.

Den ersten Tag verbrachte ich im böhmischen Liberec, laut Torsten soll man dort ganz toll wandern können. Aber dazu fehlte mir die Zeit und die richtige Jahreszeit oder zumindest ein bisschen Sonne. Vielleicht komme ich ja mal wieder. Die 100.000 Einwohner zählende Stadt war ansonsten tagsüber recht ausgestorben, erst abends kamen zahlreiche Wintersportler von den umliegenden Skipisten wieder. Pluspunkte: es gab ein leckeres Menü mit Burger in der Chicago Grillbar. Minuspunkte: ziemlich viel trister grauer Einheitsbrei außerhalb der Altstadt.

Gemächlich ging es zu auf Böhmens Nebenbahnen.

Gemächlich ging es zu auf Böhmens Nebenbahnen.

Mein zweiter Tag begann um 6:30 Uhr immerhin eine ganze Stunde später als der erste, aber immer noch sehr früh für meine Verhältnisse. Das Hauptproblem, wenn man im Winter reist: Es wird immer verdammt früh dunkel. Will man wenigstens ein bisschen was vom Tageslicht, dann muss man eben früh raus… ?

Nach dem Frühstück und Auschecken war ich kurz nach 8 Uhr am Bahnhof – wenig später fuhr auch auch schon meine Regionalbahn nach Szklarzska Poreba ein. Die eingleisige Strecke führte über Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) und Tanvald (Tannwald) durch das Riesengebirge und immerhin bis 900 Meter Höhe. Leider hat das warme Wetter der letzten Tage auch hier oben fast allen Schnee geschmolzen oder zumindest matschig gemacht.

Mit den Gebirgsbahnen, die ich schon in der Schweiz gefahren bin, kann die Strecke natürlich nicht ganz mithalten, aber mir gefiel wie gemächlich alles zur Sache ging. Außerdem fuhren wir durch die Region, aus der ganz viel Blasmusik stammt, die ich früher im Musikverein auch gespielt hab. Für mich also irgendwie auch eine kleine Zeitreise. Die zugehörige Spotify-Liste verlinke ich mal lieber nicht, klickt eh keiner… ?

Auf dem Scheitelpunkt der Zackenbahn liegt ein Skigebiet.

Auf dem Scheitelpunkt der Zackenbahn liegt ein Skigebiet.

Nachdem die letzten Skilangläufer kurz nach der polnischen Grenze auf dem Plateau ausgestiegen waren, führte die Strecke wieder passabwärts und wenig später war nach 110 Minuten Fahrzeit der Endbahnhof der tschechischen Bummelbahn erreicht. Nun hatte ich 20 Minuten Aufenthalt und Umstiegszeit auf die Regionalbahn nach Wroclaw Glowny (Breslau Hauptbahnhof).

Die 2. Klasse im Newag Impuls der Koloje Dolnoślaskie.

Die 2. Klasse im Newag Impuls der Koloje Dolnoślaskie.

Das Anziehen der Mütze und Handschuhe hätte ich mir sparen können. Nur 3-4 Minuten nach meiner Bahn fuhr der Zug aus Wroclaw auch schon ein. Nachdem die ankommenden Reisenden ausgestiegen waren, konnte ich schon wieder ins Warme. Nach kurzer Wendezeit fuhr der Triebzug dann wieder zurück in die immerhin 640.000 Einwohner große Hauptstadt Niederschlesiens.

Sehr laufruhig, äußert bequeme Sitze und an jedem Platz Strom und USB!

Sehr laufruhig, äußert bequeme Sitze und an jedem Platz Strom und USB!

Eigentlich wollte ich ja eine andere Verbindung nehmen, sodass ich ab Szklarska Poreba mit einem InterCity gefahren wäre, aber Torsten hielt mich beim Buchen zuhause davon ab. Er meinte, dass ich noch nie eine so bequeme Regionalbahn gefahren sei und er sollte recht behalten. Der Zug der Koleje Dolnóslaskie war echt top! Die ersten eineinhalb Stunden bis Walbrzych war er auch sehr leer.

Wenn eine Stadt ihre ankommenden Reisenden so begrüßt, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen...

Wenn eine Stadt ihre ankommenden Reisenden so begrüßt, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen…

Lustige Anekdote am Rande: für die Fahrt hatte ich mir ein Onlineticket der tschechischen Bahn besorgt. Das konnte man die komplette Fahrt durchbuchen. Davon war Schaffner im polnischen Zug war so von fasziniert, dass er den Ausdruck nach der Kontrolle noch mit seinem Handy fotografiert hat. ?

Aber Achtung: das Ticket muss in Tschechien gestempelt worden sein, sonst gilt es in Polen nicht, weil es die dortigen Lesegeräte wohl nicht einlesen können. Das war im Zug der ČD aber kein Problem. Der Kontrolleur lief gefühlt alle 5 Minuten durch den Gang. Der Hinweis, der das erklärt, ist übrigens dreisprachig aufgedruckt – tschechisch, deutsch und englisch.

Wenn eine Stadt ihre ankommenden Reisenden so begrüßt, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen...

Das Liternika. Ein total gemütliches Café am Breslauer Marktplatz.

Seit etwa 6 Stunden bin ich nun also in Breslau, gesehen habe ich also noch nicht all zu viel, außerdem hat es meist leicht genieselt, war kalt und windig und trotzdem: irgendwas hat die Stadt! ?

Wroclaw kann auch was bei Nacht! ❤️

Wroclaw kann auch was bei Nacht! ❤️

Mal gucken, wie es morgen mit uns weitergeht und ob es wirklich Liebe auf den ersten Blick unter erschwerten Umständen war. Ich verspreche auch, ich lerne noch die Aussprache deines polnischen Namens Wroclaw. Inklusive deinem seltsamen Ł, das meine Tastatur nicht kann.


Dieser Artikel wurde am 28. Januar 2018 um 20:44 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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2 Kommentare

  • Reply Sebastian 29. Januar 2018 at 00:02:58

    Sehr schön! Schade natürlich, dass auf dem Riesengebirgskamm kaum noch Schnee lag, aber darauf kann man sich 2018 eben nicht mehr verlassen. Ich persönlich hätte den InterCity nach Breslau vorgezogen, wegen Fenster zum Öffnen und so…
    Viel Spaß weiterhin auf der Reise und immer dran denken: Wer nicht Wrocław schreibt, lebt gefährlich… 😉 #Breslaugate

    • Reply mahrko 29. Januar 2018 at 09:10:51

      Das Fenster öffenbare hätte ich lieber auf der Zackenbahn gehabt. ?

      Und Fenster aufmachen im Winter ist ja eh so ne Sache. Da macht man sich sehr schnell unbeliebt bei seinen Mitreisenden.. ??‍♂️

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