Auf Reise 22. Juli 2009

Die Bahn: Baustellen, Verspätungen & wenig kundenorientiertes Verhalten

Wieder einmal war ich auf die Deutsche Bahn angewiesen um von Würzburg nach Crailsheim zu kommen. Wie vielleicht ein paar wissen ist die Verbindung nicht gerade die schnellste. Für die 110km, die man mit dem Auto auf der A7 in weniger als einer Stunde schafft, braucht die Bahn mindestens 1h 50min. Wenn man eine ungute Verbindung wählt auch mal 1h 55min oder 2h 04min. Oder eben 2 Stunden und 55 Minuten. Ja richtig gelesen, knappe 3 Stunden für etwas über 100km, gut Bahnkilometer sind es über Ansbach wohl ein paar mehr.

An die 2 Stunden habe ich mich ja gewöhnt, schlafend, dösend, lesend, musikhörend… irgendwie bekommt man die Zeit schon um, aber bei 3 Stunden hört der Spaß definitiv auf. Doch lasst mich kurz erklären, wieso die Heimfahrt die letzten zweimal eine halbe Ewigkeit gedauert hat. Ich kann zwischen zwei verschiedenen Strecken wählen: über Ansbach oder über Lauda – von der Zeit her schenken sich beide Strecken nicht viel, von der reinen Fahrzeit ist die über Ansbach schneller, aber man hat immer 20 Minuten Aufenthalt in Ansbach, also schenkt es sich am Ende nichts mehr.

Meist nehme ich aber die Strecke über Ansbach, denn 20 Minuten sind zum Umsteigen sicherer als die 4-5 Minuten in Lauda und außerdem ist die Taubertalbahn über Satteldorf, Rot am See, Blaufelden, Schrozberg, Niederstetten, Laudenbach, Weikersheim, Elpersheim, Markelsheim, Igersheim, Bad Mergentheim, Königshofen und Lauda einfach nur Bimmelbahn hoch 10. Wenn man umsteigt, dann gehts mit der RE aus Stuttgart weiter und der nächste Bahnhof heißt gleich Würzburg Hbf, in umsteigefreien Regionalbahnen kommen noch die Halte in Gerlachsfeld, Grünsfeld, Zimmern, Wittighausen, Gaubüttelbronn, Kirchheim (Unterfr.),  Geroldshausen und Würzburg Süd dazu. Ich kann mir nach 3 Jahren immer noch nicht alle Unterwegshalte bis Lauda merken, die danach ja sowieso nicht. 😉

Der "Hauptbahnhof" in Lauda.

Der "Hauptbahnhof" in Lauda.

Also zurück zur Ansbacher Strecke. Die hatte ich am Freitagnachmittag vor 2 Wochen Richtung Heimat genommen. Leider hat die Bahn durch das Konjunktur-Programm des Bundes jetzt aber zuviel Geld und baut daher an allen Ecken und Enden. So war die Strecke irgendwo bei Ochsenfurt wieder einmal nur eingleisig befahrbar. Wer weiß, wie hoch die Auslastung auf der Strecke ist, der weiß, dass das nichts Gutes heißt. Aus Langeweile hab ich schon ein paar mal mitgezählt. 7-8 entgegenkommende Züge zwischen Würzburg-Heidingsfeld und Ansbach sind keine Seltenheit – und das bei ca. 60 Minuten Fahrzeit. Und so standen wir da vor 2 Wochen in Ochsenfurt – aufgrund von Bauarbeiten sollte sich unsere Weiterfahrt um ca. 5 Minuten verzögern. Gut 5 Minuten stören mich nicht, hab ich ja immer noch 15 Minuten zum das Gleis wechseln. Aber aus den 5 Minuten wurden ohne weitere Ankündigung ca. 20 Minuten.

Immer wieder lustig zu beobachten: nach ziemlich genau 7 Minuten fängt der erste im Abteil an zu telefonieren, heillos über die Bahn loszuschimpfen und dass man nochmal anruft, wenn man genaueres weiß. Und dann geht’s los. Noch 10-15 andere Personen machen es dem ersten nach und rufen auch alle daheim irgendwo an. Zu der Sorte gehör ich eigentlich nicht, denn wenn gebaut werden muss, dann muss man eben sowas in Kauf nehmen. Aber die Informationen in der Bahn, die waren wieder einmal sehr dürftig, genau genommen gab es garkeine. Unser Zugbegleiter hatte sich natürlich in Luft aufgelöst – wahrscheinlich irgendwo im Klo eingeschlossen, dass er ja keinen Fahrgastkontakt ertragen muss.

Wir standen jetzt schon ziemlich genau 35 Minuten in Ochsenfurt, als plötzlich die Durchsage kam, wir müssen jetzt noch kurz einen ICE passieren lassen und dann dürften auch wir weiter. Und tatsächlich, weitere 6-7 Minuten später ging es dann tatsächlich weiter. Im Schneckentempo durch die Baustelle und dann tauchte sogar noch der Zugbegleiter auf. Ein sehr unfreundlicher Zeitgenosse. Mein RE in Ansbach nach Stuttgart sei natürlich längst weg – ja doof bin ich auch nicht, 25 Minuten wartet kein Zug, aber in einer Stunde würde ein IC fahren. Ich gleich nachgefragt, ob er mir einen Vermerk auf der Fahrkarte machen kann, dass mein Nahverkehrs-Fahrschein durch Verspätung auch im Fernverkehr gilt. Da meinte er nur: nee des kann i ned, aber Sie haben in Ansbach eh 20 Minuten Zeit, gehen se in Bahnhof, da kann man ihnen eventuell helfen. Na vielen Dank auch für die große Hilfe. War ja nicht das erste Mal, dass ich so eine Umschreibung haben wollte und bisher hat das auch immer geklappt.

Also in Ansbach in der Bahnhof geschlappt und wollt dort schon rumstressen, aber dort hatte ich dann eine Nette erwischt. Anstandslos wurde auf dem Fahrschein vermerkt, dass RB1234 40 Minuten Verspätung hatte und ich jetzt IC123-Freigabe hab. Wenigstens das hat geklappt. Und so kam ich dann mit 60 Minuten Verspätung doch noch in Crailsheim an.

Westfrankenbahn. Die Bummelbahn schlechthin.

Westfrankenbahn. Die Bummelbahn schlechthin.

So jetzt zu der Heimfahrt diese Woche: da ich ja von den noch andauernden Bauarbeiten bei Ochsenfurt wusste, wollt ich das Problem umgehen und einfach über Lauda fahren. Die Fahrt fing dann aber auch schon gut an. „Wegen Warten auf Anschlussreisende verzögert sich die Abfahrt um ca. 5 Minuten“ hieß es am Bahnsteig in klassischem Bahn-Deutsch. Und das war wahrscheinlich auch schon der Auslöser der ganzen Problems. Denn – was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste – zwischen Würzburg und Lauda wurden auch die Gleise erneuert und es stand auch nur ein Gleis zur Verfügung.

Das Warten auf die Anschlussfahrgäste in Würzburg muss dann aber alles durcheinander gebracht haben. Irgendwo mitten in der Pampa (a.k.a. Unterfranken) blieb der Zug nämlich stehen. Es kam sogar noch eine kurze Durchsage: „Wegen Bauarbeiten wird sich unsere Fahrt um wenige Minuten verzögern“. Erfahrene Bahnfahrer wissen hier – wenige Minuten, das kann alles heißen, denn der Durchsagensprecher hat nämlich selbst nicht die geringste Ahnung. Im besten Fall steht man nur 2 Minuten im schlechtesten sinds halt 20. Bei uns warens dann schließlich um die 10 Minuten. Wieder kam ein Zug entgegen und dann gings durch die Engstelle.

Sprich durch unsere Verspätung hats uns nicht mehr gereicht, vor dem andern Zug durch die Engstelle zu kommen und wir mussten warten. Da frag ich mich doch: warum wird in so einem Fall, wenn die Engstelle doch bekannt ist, ein Zug überhaupt 5 Minuten auf ein 3-4 doofe ICE-Fahrgäste warten gelassen, wenn dafür dann 50-70 Fahrgäste in Lauda den Anschluss in Richtung Bad Mergentheim/Crailsheim verpassen? Irgendwie sollte die Bahn hier andere Prioritäten setzen. Der eigentliche Auslöser für den Artikel war dann auch die Abfertigung in Lauda. Dass sich der Zugbegleiter nach dem 10-minütigen Halt wieder irgendwo in Luft ausgelöst hatte, brauch ich ja garnicht zu erwähnen, aber dass es außer „Nächster Halt Lauda, Ausstieg in Fahrtrichtung links“ keine Ansage mehr gab, das fand ich schon ziemlich mau. Schließlich waren wir jetzt 10 Minuten zu spät in Lauda und es hätte vielleicht schon ein paar interssiert, was nun mit ihrem Anschluss ist.

Die Information gabs dann aber erst in Lauda. Über Lautsprecher kam die Durchsage, Fahrgäste Richtung Crailsheim mögen den Linienbus nach Bad Mergentheim nehmen. Super dacht ich mir, dann bin ich in MGH und dann? Also wollt ich gleich den Mister Lautsprecherdurchsage fragen: alles was ich zu hören bekam war: der Busbahnhof ist gleich da hinten, nach 50 m links. Das wollt ich aber garnicht wissen, ich wollt wissen, wie man von Bad Mergentheim nach Crailsheim kommt. War ich übrigens nicht der einzigste mit der Frage. Wurde aber nicht beantwortet. Dann lief er nämlich weg. Wir haben uns dann aber doch entschlossen zum ZOB zu laufen und dort auf den Bus zu warten.

RBS Linienbus

RBS Linienbus

Der kam dann auch gleich, nur hatte der Fahrer genau soviel Ahnung wie wir. Er sei kein Schienenersatzverkehr, er sei viel langsamer und wo wir wieder in Zug Richtung Crailsheim kommen, das kann er jetzt auch nicht sagen. Naja wenigstens hat er die Fahrkarte anstandslos anerkannt 😉 Und dann gings los im RBS Richtung Bad Mergentheim – ich fühlte mich an meine Schulzeit erinnert, da durfte ich auch 10 Jahre lang RBS fahren. Im Bus hab ich dann meine persönliche Fahrplanauskunft angerufen – ja ich versprech dir, bald hab ich auchn Handy, wo ich sowas selbst rausfinden kann, dann nerv ich dich nicht mehr – aber nach dem Anruf wusste ich nun, dass um 18:34 Uhr ein Zug von Bad Mergentheim nach Crailsheim fährt. Das war jetzt genau der Zug, der auch in Lauda eine Stunde später gefahren wäre. Wozu hat man also alle Fahrgäste schnell schnell in den Bus verfrachtet? Mir fällt dazu nur ein eine Begründung ein.

In Lauda hatte man schlichtweg keine Lust auf nervende Fahrgäste und so wurde alle schnell schnell in den Bus verfrachtet. Eine ziemliche Dreistigkeit wie ich finde. Für Fahrgäste aus Königshofen und Bad Mergentheim war dies ja sicherlich die bessere Lösung, aber warum sollten auch Fahrgäste nach Crailsheim dort einsteigen? Gut ich hab das schöne liebliche Taubertal mal von einer anderen Seite gesehen und war in Unter- und Oberbalbach, aber das wars eigentlich auch schon. Das Ganze bleibt mir ein Rätsel. Der Zug um halb 7 kam dann auch pünktlich und wir konnten einsteigen. Zum Glück gabs keine weiteren Vorkommnise mehr bis Crailsheim. Um 19:32 Uhr war ich dann endlich „fast“ zuhause.

Der Bahn werd ich Teile aus dem Eintrag mal per E-Mail schicken, vielleicht bekomme ich wieder einen 5-EUR-Reisegutschein, wär ja besser als nichts. Aber wenigstens konnt ich den ganzen Schund jetzt mal irgendwo niederschreiben, hatte ja sowieso genug Zeit im Zug *g*.


Dieser Artikel wurde am 22. Juli 2009 um 10:20 Uhr von mahrko veröffentlicht.
Seither wurde der Artikel 6.217x aufgerufen und bisher 5x kommentiert.

Diese Einträge könnten dir ebenfalls gefallen.

5 Kommentare

  • Reply Stefan 23. Juli 2009 at 10:35:48

    klingt eher nach einem Mertyrium !

  • Reply mahrko 23. Juli 2009 at 10:39:56

    Märtyrer in der Bahn? Bitte nicht, das gibt nur noch mehr Verspätung und außerplanmässige Halte im Nirgendwo 😀

  • Reply mahrko – co2-neutral durchs web2.0.1 » Fahrt nach Würzburg — A7 27. Juli 2009 at 19:21:44

    […] letzte Eintrag über die Heimfahrten mit der der Bahn war doch recht lang, heut will ichs mal kurz machen. Fahrt ging über die A6, A7 und A3 nach […]

  • Reply Helga 17. Februar 2010 at 13:59:27

    Mit Rentnern kann man es ja machen. Ich rege mich selten über etwas auf, aber was zu viel ist, ist zu viel. Auf einer Kurzstrecke kann man ja von der Bahn erwarten, dass die Züge sauber sind. Die Bahnhöfe sollen ja auch nicht verschmutzt werden von den Fahrgästen. Aber schon beim Einsteigen dringt ein übler Geruch in meine Nase, wobei ich mir dann denke, ich fahre lieber Bus. So etwas schmutziges habe ich noch nie gesehen.

  • Reply Martina F. 1. März 2010 at 14:07:38

    Ich bin beruflich oft mit der Bahn unterwegs. Und fast immer gibt es Verspätungen oder, wie die Helga schon sagt, Verschmutzungen, die man einfach nicht hinnehmen kann und darf. Ich bezahle einen nicht zu knappen Preis für meine Fahrkarte und erwarte, dass ich dafür auch einen angemessenen Service bekomme. Die Toiletten benutze ich in der Bahn nie, weil ich nicht weiß, was ich mir da einfange. Die Abteile sind manchmal in einem desolaten Zustand. Aber das ist bei der Bahn der Service, der bei ihnen großgeschrieben wird.

  • Hinterlasse einen Kommentar