Die ZEIT entwickelt sich immer mehr zu meiner Lieblingszeitung, nicht die Papierausgabe, die kauf ich selten bis überhaupt nicht, wenn dann les ich meist nur die gratis Ausgaben im ICE – nein gemeint ist die Onlineausgabe (inkl. Twitteraccount @zeitonline und Facebook-Fanpage).
Gerade hat ZEIT ONLINE ein interaktives Modul veröffentlicht, das ich wirklich beachtenswert finde, daher auch gleich mein Blogbeitrag. Über einen kleinen Schieber kann man selbst die Radien um die deutschen (und angrenzenden ausländischen) Atomreaktoren einstellen und so sehen, wie viele Personen im Umkreis von x Kilometern betroffen wären. Ein Klick auf die einzelnen Kreis liefert Informationen zum ausgewählten AKW. Ein Klick auf die freie Fläche in der Karte kehrt wieder zurück zur Übersicht aller Atomkraftwerke.
60 Kilometer Umkreis und mein Wohnort wäre gleich von 2 AKWs betroffen, Neckarwestheim und Gundremmingen. Bei Ausdehnung auf 75km kommt dann noch ein drittes AKW aus Schweinfurt mit dazu. Am meisten Angst macht mir aber Neckarwestheim, es ist das zweitälteste, das nächste und liegt westlich. Und zu 80% im Jahr haben wir hier Westwind.
In Gundremmingen B war ich übrigens mal mit dem Physik-LK im Kraftwerksinneren. Irgendwie immer noch ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran zurück denke. Es gab Einweg-Overalls über die Kleidung und die Schuhe. Alle waren Personen waren mit persönlichem Geigerzähler ausgestattet und im Turbinenraum konnte man dem Ding regelrecht dabei zugucken, wie es nach oben zählte.
Zurück zur interaktiven Karte. Hier der Ausschnitt für den Haller Landkreis und die betroffenen Gebiete bei einem Radius von 60 Kilometer. Das Modul findet ihr unter http://opendata.zeit.de/atomreaktoren/. In der Google-Karte kann nach Belieben gezoomt und hin und her manövriert werden.
Im 80km-Umkreis von Neckarwestheim-1, dem zweitältesten deutschen Kernkraftwerk, leben übrigens zugleich mit am meisten Menschen: 7,7 Millionen! Nur unser ältestes AKW Biblis-A würde mit 7,8 Millionen noch mehr Menschen verstrahlen.
Nicht gerade beruhigende Zahlen, zumal 51% (knapp 42 Millionen) aller in Deutschland lebenden Personen im Umkreis von 80km um ein Atomkraftwerk leben.
Natürlich ist mir bewusst, dass Wind (und Regen) solche Zahlen extrem beeinflussen können. Ob nun positiv oder negativ, wobei in Europa wohl fast immer negativ.
So ist Tokio mit seinen geschätzten 30-35 Millionen Bewohnern aktuell akut in Gefahr vom Kraftwerk in Fukushima und hier beträgt die Entfernung 250 Kilometer. Rund um Deutschland gibt es aber Nachbarstaaten, einen großen Ozean haben wir nicht vor der Tür, in dem die radioaktive Strahlung auf den ersten Blick nicht ganz so schlimm wäre. Irgendwann kommt sie aber ohnehin zurück über die Nahrungskette!
2 Kommentare
Erstaunlich. Mein Dorf ist erst ab 72 km betroffen und nicht wie ich vermutete durch die Kernkraftwerke Isar sondern durch Grundremmingen. Hätte ich nie vermutet.
Wahrscheinlich wäre München selbst auch eher von Gundremmingen betroffen, wenn man die Hauptwindrichtung bedenkt….
Bläst halt nunmal vom mehr Atlantik/Frankreich Richtung Osteuropa… ohne jetzt genauer nachzuschauen, aber das kommt auch irgendwie durch die Erdrotation 😉