Nachdem ich die Hinfahrt auf der Raumabanen ja nicht so wirklich genießen konnte, sollte es die Rückfahrt richten. Ab Åndalsnes geht es nämlich nur noch auf Straßen weiter. Ich musste dieselbe Strecke also ohnehin auch zurück wieder befahren und so hatte die Bergstrecke eine zweite Chance. So richtig warm wurde ich mit der Strecke aber immer noch nicht. Zwar gab es auf der zweiten Fahrt sogar zweisprachige Durchsagen zu den Highlights entlang der Strecke, aber sehen konnte man die immer nur ganz kurz. Dann war alles wieder durch Wald verdeckt.
Um wenigstens ein paar Fotos von der Strecke zu haben, hatte ich mit dem Mietwagen abends noch einen kleinen Abstecher zur Raumabanen gemacht. So konnte ich auch noch die Felswand des Trollwegen ablichten. Dieser 1800 Meter Berg besitzt die höchste senkrechte Felswand weltweit. 1000 Meter steigt der Berg einfach nur kerzengerade aus der Erde empor! Diese Wand ist damit nochmal 400 Meter höher als der Preikestolen (Beichtstuhl) am Luisefjord. Diesen bin ich vor 6 Jahren in meinem ersten Norwegenurlaub vom Bergrücken her hochgewandert. Und dann saßen wir da. An der Felskante ganz vorne ohne Absicherung. Immer noch eine gruselige Vorstellung.
Aber zurück zum aktuellen Urlaub: ohne dass ich es am Abend geplant hatte, konnte ich so sogar noch den letzten der vier Züge am Tag ablichten. Er hatte sich meiner Fußgängerbrücke über die Rauma mit großem Lärm genähert. So konnte ich noch schnellen Schrittes zur Eisenbahnstrecke sprinten und 2-3 Fotos machen. Der Zug muss nämlich vor jedem unbeschränkten Bahnübergang pfeifen. Und von diesen gibt es eine Menge! Das enge Tal sorgte mit dem Echo für das Übrige.
Was mich wunderte: auch die Rückfahrt an einem Dienstag war wieder ausgebucht. Wie bei der Hinfahrt wusste die Norwegische Bahn das 1,5 Tage vorher und hat es trotzdem nicht geschafft dem Zug mal eine zweiten Triebwagengarnitur anzuhängen. Auf den Werbefotos der Bahn sah man sogar immer einen dreiteiligen Zug. Bei mir fuhr er stets nur einteilig.
Waren es auf der Hinfahrt noch Wanderer mit großen Rucksäcken, die den Zug bevölkerten, so waren es auf der Rückfahrt hauptsächlich Kreuzfahrttouristen aus Italien. Der Koffergröße nach zu urteilen waren die mindestens fünf Wochen auf hoher See! Wahrscheinlich waren es aber nicht mehr als 10 Tage.
Laut Streckenbeschreibung fährt man über ein paar spektakuläre Brücken. Aber wenn man drüber fährt, dann sieht man von diesen relativ wenig. Bei den Kehrtunnel im Bergmassiv ist es ähnlich. Nach rund 80 Minuten Fahrzeit waren wir dann auch schon wieder in Dombås. Hier musste ich erneut umsteigen. Diesmal ging aber alles glatt! Keine Beinahe-Katastrophe wie zwei Tage zuvor.
Der weiterführende Zug nach Oslo war ein lokbespannter Schnellzug mit InterCity-Wagen. Wenig Aufregendes. Wenig Erzählenswertes. Erfreulicherweise wurde das Wetter mit jedem Kilometer Richtung Süden besser. Die Sonne scheinte endlich mal wieder länger als drei Minuten! Dafür war der Handyempfang entlang der Strecken eher wie in Deutschland. Ein Funkloch gliederte sich an das nächste. Und das WLAN im Zug war auch eher lahm. Kein Vergleich zu Finnland.
Dafür war die Ticketkontrolle im Schnellzug nach Oslo die sympathischste, die ich auf meiner ganzen Reise hatte. Der Kontrolleur sah das Interrail-Cover nur von vorne. Und schon strahlte er über das ganze Gesicht. Er machte nur noch eine Handbewegung, dass es schon okay sei und ich das Ticket direkt wieder einpacken könne. Schon ging er weiter. Er hat sich wohl an die „guten alten Zeiten“ erinnert, als noch viel mehr Interrailer unterwegs waren oder als er selbst auf großen Reisen war.
Außerdem bemerkte ich auf der NSB-Webseite noch den Hinweis, dass in Norwegen Fahrgastrechte, also eine anteilige Erstattung des Ticketpreises im Verspätungsfall, nur greifen, wenn die Umstiegszeit mindestens 30 Minuten beträgt. Auf manchen Strecken beträgt diese sogar 60 Minuten. Dann kann man es auch gleich lassen. Aber ohnehin wird der Personenverkehr in Norwegen in meinen Augen ziemlich vernachlässigt. Von Oslo nach Bergen fahren zum Beispiel nur drei Züge am Tag. Die Fahrzeit beträgt etwa sechs Stunden. Dafür fliegen aber drei Airlines zwischen beiden Flughäfen hin und her. Teilweise im 20 Minuten-Takt!
Nach Ankunft in Oslo wollte ich dann eigentlich die nächste Sitzplatzreservierung holen. Komischerweise bezeichnete die Norwegische Eisenbahn die dreieinhalbstündige Fahrt nach Göteborg aber als Regionalzug. Und diesen könne man nicht reservieren. Und für den dänischen Zug von Göteborg nach Kopenhagen konnte das System ebenfalls keine Reservierung ausspucken.
So machte ich mich kurz nach 15 Uhr eben ohne Reservierungen auf in meine Unterkunft in Oslo. Doch mehr über die norwegische Hauptstadt dann im nächsten Artikel.
Nützliche Links:
Statistik der Tour Baltica | Åndalsnes – Oslo | Gesamte Tour: |
Kilometer: | 456 Kilometer | 8300 Kilometer |
Im Zug und Bus verbrachte Zeit: | 5 Stunden 40 Minuten | 131 Stunden 40 Minuten |
Gesammelte Verspätung: | -1 Minute | -32 Minuten |
Anzahl der Züge: | 2 | 26 |
Anzahl der Busse: | 0 | 10 |
Anzahl der Mietwagen: | 1 | 1 |
Anzahl der Schiffe: | 0 | 4 |
Anzahl der Speisewagenbesuche: | 0 | 5,5 |
Fahrpreis: | 32,40 €* + 5,00 €** | 766,03 € |
* Interrail-Ticket (Anteilig)
** Sitzplatzreservierung
2 Kommentare
Beeindruckende Tour und tolle Fotos. Danke.
Atemberaubende Bilder. Es macht wirklich Freude dir wenngleich auch „virtuell“ immer mal wieder zu folgen. Allein der Blick in das verlassene Tal und die imposante Ansicht machen doch einiges her. Ich nehme das auf jeden Fall mit als Inspiration für eine kommende Reise mit.