Eins vorweg: Siracusa im Süden von Sizilien ist wahnsinnig schön, aber eigentlich nicht der optimale Ausgangspunkt für einen Tagestrip auf den Ätna. So wäre mein Ausflug zum aktivsten Vulkan Europas beinahe vorbei gewesen, bevor er überhaupt angefangen hatte. Aber der Reihe nach…
Auf den Ätna zu kommen, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln fast unmöglich. Es fährt von Catania nämlich nur einmal am Tag ein Bus hoch. Also suchte ich nach einer anderen Möglichkeit und buchte mir eine geführte Tour auf den Vulkan. So war der Transport auch gleich sichergestellt. Macht aber nicht denselben Fehler wie ich und wartet zu lange. Die Touren sind schnell ausgebucht.
Mein eigentlicher Plan sah vor, den Ätna samstags erstmal mit der Ferrovia Circumetnea – einer Mischung aus Regionalbahn und Überlandstraßenbahn – zu umrunden und dann sonntags auf den Berg hochzufahren. Diesen Plan musste ich aber schnell verwerfen, denn für Sonntag waren alle Touren bereits ausgebucht. Ich bekam nur noch ein Ticket für Samstag. Und da das Bähnchen sonntags leider überhaupt nicht fährt, musste ich diesen Part des Plans leider opfern. Im Nachhinein hatte das auch was Gutes, ich hätte ja sonst fast keine Zeit für Siracusa selbst gehabt.
Es gibt verschiedene Touren. Je nachdem wie weit hoch ihr wollt, kosten sie unterschiedlich. Die Seilbahn alleine kostet schon um die 38 Euro. Weil ich eine Ganztagestour mit Seilbahnfahrt und Fahrt in einem zum Allradbus umgebauten Unimog aufs Gipfelplateau haben wollte, war die auch nicht ganz billig. 119 Euro habe ich dafür bezahlt. Aber den Preis auf jeden Fall wert und inklusive Picknick mit sauleckeren sizilianischen Leckereien in einem Olivenhain! Den Anbieter habe ich euch am Ende des Blogposts verlinkt.
Wie kann man nur so blöd sein?
Um 8:00 Uhr sollte ich am Bahnhof in Catania sein um eingesammelt zu werden. Eigentlich kein Problem. Hätte ich an jenem Morgen eben nicht verschlafen und den verdammten Zug verpasst. Und ich spreche jetzt nicht so von ein bisschen verschlafen, sondern von 90 Minuten Verschlafen! Keine Ahnung wie das passieren konnte. Normalerweise verschlafe ich nie, der Wecker war auch gestellt. Gegen 5:30 Uhr wollt ich aufstehen, mich fertigmachen und gemütlich zum Bahnhof laufen. Mein geplanter Zug fuhr um 6:40 Uhr. Blöd halt, wenn man aber erst um 7:00 Uhr aufwacht.
Nach einem kurzen panischen Moment, checkte ich, was der sizilianische “Fahrplantakt” so hergab. Und ich hatte mega Glück. Um 7:32 Uhr sollte noch ein Zug fahren. Bei rund 10 Minuten Fußweg zum Bahnhof war das noch zu schaffen. Ich habe sogar noch Zähne geputzt. Nur unterwegs noch ein Frühstück zu besorgen, das war jetzt nicht mehr drin. Die Fahrkarte wurde im Laufschritt Richtung Bahnhof in der TrainLine-App gekauft und den Zug habe ich auch noch geschafft. Ganze 3 Minuten vor Abfahrt.
Ich hatte jetzt nur noch ein Problem. Der spätere Zug schaffte es natürlich nicht mehr bis 8:00 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt. Aber ich war zuversichtlich, dass sich das schon noch irgendwie regeln lasse. Also habe ich im Zug gleich die Agentur angerufen und das Problem geschildert. Meine neue Ankunftszeit in Catania war übrigens 8:38 Uhr. Also 38 Minuten zu spät. Zum Glück konnte die Agentur aber die Einsammelreihenfolge der acht Fahrgäste im Minibus mit sizilianischer Improvisationskunst irgendwie noch rumdrehen und so durfte ich um 8:40 Uhr als Letzter zusteigen. Boa ey, da hatte ich echt drei Kreuze gemacht, als ich endlich in diesem verdammten Minibus saß!
Der eigentliche Ausflug auf den Ätna
Das alles erstmal vorweg. Jetzt zum eigentlichen Ausflug auf den Ätna. Im Minibus lernte man die anderen Touris kennen und kam ein bisschen ins Gespräch. Ein bisschen wie in Vietnam, wo ich ja viele derartig organisierte Ausflüge unternommen hatte. Meine Mitreisenden kamen diesmal aus Frankreich, Polen, den Niederlanden und Spanien. Der Guide sprach englisch mit uns. Sehr gut sogar. Seinen Namen habe ich leider keine zwei Minuten nach der Abfahrt schon wieder vergessen.
Etwa eine knappe Stunde Fahrzeit war nun veranschlagt zum Parkplatz an der Seilbahnstation auf rund 1.900 Meter Meereshöhe. Auf der Fahrt legten wir schon ein 2-3 kleinere Stopps ein und bekamen einiges über vergangene Ausbrüche und Lavaströme erklärt. Manchmal musste die Straßen nach einem Ausbruch durch die erkaltete mehrere Meter dicke Lavaschicht gebaggert werden.
Am letzten Stopp bekamen wir (sofern benötigt) noch Wanderschuhe, wärmere Kleidung und Trekkingstöcke gestellt. Schuhe hatte ich gute an. Warm genug war mir auch, also entschied ich mich nur für die Stöcke. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich lieber noch eine Jacke genommen und die Stöcke weggelassen. Für die kurze Strecke, die wir zu Fuß zurücklegten, waren die nicht wirklich notwendig.
Auf der ganzen Fahrt hoch merkte man schon auf jedem Höhenmeter, wie sich die Landschaft deutlich veränderte. Unten war es Anfang Mai noch sehr grün und es gab große wunderschöne Olivenhaine. Aber irgendwann gab es dann nur noch vereinzelt wachsende Pionierpflanzen. Und Lavagestein. Nach ein paar Höhenmetern mit der Seilbahn war auch mit dem allerletzten Rest an Grün schnell Schluss.
Ab circa 2.000 Höhenmetern gab es nur eine aus Lavagestein bestehende Wüste. In der Gondel kam ich mir vor, als würde ich über die Mondoberfläche schweben. Richtig beeindruckend und faszinierend. Leider dauerte die Fahrt mit der Seilbahn nur wenige Minuten. Ich wäre gerne noch ein bisschen länger über den „Mond“ geschwebt. Die Fahrt war natürlich deutlich schneller und angenehmer als für die Wanderer, die sich für einen 1,5 bis 2 stündigen Fußmarsch entschieden hatten. So richtig schön zum Wandern wäre es dort wahrscheinlich auch nicht gewesen. Besonders für Kontaktlinsenträger mit all dem feinen vom Wind aufgewirbelten Lava-Staub.
Das letzte Stück…
Die Bergstation der Seilbahn befindet sich auf 2.520 Meter. Ich hatte aber eine Tour auf 2.950 Meter gebucht. Fehlte also noch ein ganzes Stück. Dafür standen nach einem weiteren Umstieg nun die schon erwähnten Allrad-Unimogs parat. Immer etwa 25-30 Personen wurden in ein Gefährt verladen und dann ging es über Stock und Stein eine Höllenpiste hoch. Ich hätte es nicht gedacht, aber die Welt draußen wurde noch unwirklicher je näher wir dem Gipfel kamen.
Reinschauen in den Hauptkrater konnte ich jedoch nicht. Dazu hätte man mit spezieller Ausrüstung und speziellen Guide auf rund 3.230 Meter wandern und klettern müssen. Aber es gibt am Ätna neben dem offenen Hauptkrater auch zahlreiche ehemalige Nebenkrater und einen solchen haben wir besichtigt. Laut einem Vulkanologen, der uns auf dem Fußmarsch auf dem Hochplateau begleitete, wären die verschlossenen ehemaligen Krater die sichersten Orte auf dem Ätna. Aus diesen Nebenkratern würde sich nämlich garantiert keine Lava mehr an die Oberfläche drücken können, so seine Erklärung.
Was er uns jedoch verschwieg: 20 oder 30 Meter daneben könnte sich jederzeit ein neuer Krater bilden und Lava oder Steine ausspucken. Und das wäre dann auch ziemlich blöd für einen, wenn man gerade auf dem Berg steht. Einen strengen oder beißenden Geruch konnte ich übrigens nicht wahrnehmen auf dem Ätna. Ich hätte ja gedacht, dass es schwer nach Schwefel riechen würde. Mit sich drehendem Wind mag sich das aber auch ändern. Wir sahen die Rauchschwaden, die aus dem Erdinneren kamen jedoch nur in die andere Himmelsrichtung ziehen.
Unser Programm am Nachmittag
Nach der kleinen Exkursion auf dem Hochplateau fuhren wir dann mit Allradbus und Seilbahn wieder zum Minibus runter. Am Auto angekommen merkte man auch nochmal ganz deutlich den Temperaturunterschied zwischen fast 3.000 und 2.000 Metern. Jacke also wieder aus.
Über ein paar schmale Serpentinenstraßen fuhr uns unser Guide nun in einen Park am Fuß des Vulkans. Hier machten wir Picknick. Die Mahlzeit und der Wein waren im Preis schon mit drin. Keine Ahnung was wir alles hatten, aber das Gebäckzeugs war total lecker! Und die Atmosphäre in diesem abgelegenen Gärtchen auch deutlich angenehmer als in den Touri-Restaurants mit Wiener Schnitzel und Pommes am Seilbahnparkplatz.
Nachdem wir alle gestärkt waren – und besonders ich, denn für mich war es gegen 13:00 Uhr ja die erste Mahlzeit am Tag, fuhren wir mit dem Auto wieder den Ätna hoch. Diesmal steuerte unser Guide aber eine kleine unscheinbare Parkbucht am Straßenrand an. Nun hieß es Helm aufsetzen und Lampe anmachen. Es ging nämlich hinab in kleine Höhle.
Die Höhle wurde von einem früheren Lavastrom erstellt. So ganz genau hab ich’s nicht verstanden. Aber an der Oberfläche muss die Lava wohl schneller erkaltet sein als im Untergrund, wo sie noch weiterfloss. So ungefähr muss diese Höhle entstanden sein. Erforscht sind ab unserem Einstiegspunkt 300 Meter in Richtung Gipfel und 400-500 Meter in Richtung Tal. Wir konnten ohne Kletterausrüstung aber nur einen sehr kleinen Abschnitt besichtigen.
Nach dem Stopp an der Höhle fuhren wir noch weiter an die Nordseite des Ätna an einen Aussichtspunkt. Hier hatte man einen genialen Blick auf den Lavastrom Richtung Meer von einem der letzten größeren Ausbrüche. Letzter Stopp war dann schließlich in einem kleinem Erzeugermarkt mit Produkten aus der Region. Erst war ich ein wenig genervt da durchgeschleppt zu werden, aber dann habe ich die leckeren Brotaufstriche mit Knoblauch gekostet und sogar zwei Gläschen gekauft.
Die Rückfahrt führte dann schließlich über die Autobahn, an der Mautstation, vorbei am Stau der Barzahler, zurück nach Catania, wo ich mich der Guide diesmal in der Altstadt raus ließ. So konnte ich auf dem Weg zum Bahnhof noch ein wenig von der Stadt erkunden. Es war jedoch Samstagabend und ein Festival in der Stadt. Dementsprechend voll war es dort.
Der letzte Weg führte mich schließlich wieder zum Bahnhof, wo ich beim Warten auf meinen Zug den Sonnenuntergang über dem Meer und den Gleisanlagen beobachten konnte. Wo ich es diesen Urlaub leider nicht hin geschafft habe, das ist die Alcantara-Schlucht. Die ist auch noch in der Nähe des Ätnas. Vielleicht beim nächsten Mal dann…
Nützliche Links:
- Etna Experience – die Agentur, über die ich meinen Ausflug gebucht hatte
- Infos zur Seilbahn am Ätna
- ZDF-Doku: Wie gefährlich ist der Ätna?
- Info über die Circumetnea-Schmalspurbahn