Diese Woche habe ich an einer Stadtteilführung in Wiesbaden teilgenommen. Bei bestem Wetter ging es durch das Rheingau- und das Feldherrenviertel. Zusammen mit dem Dichterviertel meine drei Lieblingsviertel in meiner Heimatstadt Wiesbaden.
Das Durchschnittsalter in der Gruppe hab ich mit meinen zarten 36 Jahren zwar fast halbiert, aber dafür sehe ich die schon immer gemochten Häuser jetzt nochmal mit ein paar anderen Augen. Ich lass einfach einmal die Bilder für sich sprechen.
Los ging die Tour an der Ringkirche, um die herum das komplette Rheingauviertel innerhalb kurzer Zeit von 1902 bis 1908 entstand. Dies war die Zeit, als Wiesbaden seine Blütezeit als Weltkurstadt erlebte und jedes Jahr im Mai der Kaiser mit Gefolge zur Kur anreiste.
Wiesbaden zählte damals die meisten Millionäre Deutschlands und es gab ein enormes Bevölkerungswachstum. Die Einwohnerzahl explodierte förmlich von ca. 33.000 Einwohnern im Jahre 1870 auf über 109.000 Einwohner 1910. Und das war wirklich ein echtes Wachstum, nicht nur Wachstum auf dem Papier, denn Eingemeindungen der umliegenden Dörfer und Städte wie Biebrich erfolgten erst ab 1926.
Neben ausgedehnten Villengebieten im Norden und Osten der Altstadt im Historischen Fünfeck entstanden entlang der Ringstraße – dem heutigen Ersten Ring – nacheinander drei große Viertel mit geschlossener Wohnbebauung.
Zuerst wurde ab 1895 im Nordwesten das Feldherrenviertel gebaut, danach folgte ab 1902 das Rheingauviertel und als drittes folgte zwischen Schiersteiner Straße und dem Hauptbahnhof im Südosten der Stadt kurz darauf das Dichterviertel.
Die Dotzheimer Straße trennt das Rheingau- und das Feldherrenviertel. Letzteres wird auch Äußeres Westend genannt, im Gegensatz zum Inneren Westend rund um die Wellritzstraße. Die Wohnungen wurden im Feldherrenviertel noch nicht ganz so groß und luxuriös angelegt wie im später entstandenen Rheingau-Viertel. Das Viertel war früher einmal voller Handwerker und vieler Hinterhöfe, die als Werkstatt oder Lagerraum dienten.
Rund um den Blücherplatz
Den Mittelpunkt des Feldherrenviertels, dessen Straßen alle nach Namen verdienter Generäle der Preußischen Armee und bedeutender Schlachten benannt sind, bildet die Blücherschule. Man sieht es auf meinem Foto nicht richtig, aber achtet bei dem Gebäude besonders auf das Dach.
Bis in die 1970er und 1980er-Jahre müssen viele Häuser noch so oder schlimmer ausgesehen haben erzählte die Stadtführerin. Erst danach begannen die Wiesbadener und Wiesbadenerinnen sich wieder für ihre schönen Viertel aus der Gründerzeit und aufwendige Restaurationen begannen.
Infos: entdeckt hatte ich die Stadtteilführung eher zufällig in einer Facebook-Gruppe. Eigentlich war dort auch eine ganz andere Veranstaltung des Volksbildungswerkes Bierstadt geworben, aber so kam ich auf deren Homepage und fand die interessante Führung. Einen neuen Termin für die von mir besuchte Führung gibt es aktuell leider keinen.
4 Kommentare
Wiesbaden steht auf jeden Fall auch meiner Ausflugsliste. Schöne Bilder!
Interessanterweise ist der Begriff Feldherrenviertel nach meiner Ansicht erst in den letzten Jahren entstanden. Als ich da groß geworden bin hieß das Westend. Weder inneres noch äußeres, sondern Westend. Und die Blücherschule war damals geteilt. Ich ging in die linke Hälfte. Die hieß Ludwig Uhland Schule. Die rechte Hälfte Blücherschule. Wurde in den späten 70ern dann wieder geändert.
Danke für die Ergänzung Uwe. Dass die Schule nach Jungs und Mädel aufgeteilt war wurde berichtet bei der Führung. Dass sie zwei verschiedene Namen hatten, war mir neu.
Hallo Marco,
wunderschöne alte Bauten. Einfach herrlich, wenn alte Gebäude in Städten noch zu finden sind und Kriege überdauert haben. Wie Du schon schreibst, ein malerischer Anblick. Das mag ich auch sehr in Lübeck. Und auch hier habe ich selbst an Staatsführungen teilgenommen und wirklich noch Punkte entdeckt, die ich bei meinen Fototouren noch nicht gesehen hatte.
Viele Grüße aus Lübeck
André