Fotografie Heimat 20. März 2022

Rheingauviertel und Feldherrenviertel: Stadtführung im eigenen Viertel

Um die Ringkirche herum entstand das Rheingauviertel kurz nach 1900.

Diese Woche habe ich an einer Stadtteilführung in Wiesbaden teilgenommen. Bei bestem Wetter ging es durch das Rheingau- und das Feldherrenviertel. Zusammen mit dem Dichterviertel meine drei Lieblingsviertel in meiner Heimatstadt Wiesbaden. 🥰

Das Durchschnittsalter in der Gruppe hab ich mit meinen zarten 36 Jahren zwar fast halbiert, aber dafür sehe ich die schon immer gemochten Häuser jetzt nochmal mit ein paar anderen Augen. Ich lass einfach einmal die Bilder für sich sprechen.

Eins der schönsten Häuser im Rheingauviertel.
Eins der schönsten Häuser im Rheingauviertel.
All die schönen Verzierungen. Und vom verglasten Balkon besten Blick auf die Ringkirche.
All die schönen Verzierungen. Und vom verglasten Balkon besten Blick auf die Ringkirche.

Los ging die Tour an der Ringkirche, um die herum das komplette Rheingauviertel innerhalb kurzer Zeit von 1902 bis 1908 entstand. Dies war die Zeit, als Wiesbaden seine Blütezeit als Weltkurstadt erlebte und jedes Jahr im Mai der Kaiser mit Gefolge zur Kur anreiste.

Diese vierstöckige Stadthaus findet man in der Klarenthaler Straße.
Diese vierstöckige Stadthaus findet man in der Klarenthaler Straße.
Dieser Dachgiebel erinnert irgendwie an die Sonne der Teletubbies.
Dieser Dachgiebel erinnert irgendwie an die Sonne der Teletubbies.

Wiesbaden zählte damals die meisten Millionäre Deutschlands und es gab ein enormes Bevölkerungswachstum. Die Einwohnerzahl explodierte förmlich von ca. 33.000 Einwohnern im Jahre 1870 auf über 109.000 Einwohner 1910. Und das war wirklich ein echtes Wachstum, nicht nur Wachstum auf dem Papier, denn Eingemeindungen der umliegenden Dörfer und Städte wie Biebrich erfolgten erst ab 1926.

Viele Türen aus der Gründerzeit haben es nicht überlebt, aber Marcobrunner-Straße 3 bietet dieses tolle Exemplar.
Viele Türen aus der Gründerzeit haben es nicht überlebt, aber Marcobrunner-Straße 3 bietet dieses tolle Exemplar.
Geschmiedetes Eisen wohin man schaut.
Geschmiedetes Eisen wohin man schaut.

Neben ausgedehnten Villengebieten im Norden und Osten der Altstadt im Historischen Fünfeck entstanden entlang der Ringstraße – dem heutigen Ersten Ring – nacheinander drei große Viertel mit geschlossener Wohnbebauung.

Zuerst wurde ab 1895 im Nordwesten das Feldherrenviertel gebaut, danach folgte ab 1902 das Rheingauviertel und als drittes folgte zwischen Schiersteiner Straße und dem Hauptbahnhof im Südosten der Stadt kurz darauf das Dichterviertel.

Jeder Balkon - selbst die am selben Haus - ein bisschen anders.
Jeder Balkon – selbst die am selben Haus – ein bisschen anders.

Die Dotzheimer Straße trennt das Rheingau- und das Feldherrenviertel. Letzteres wird auch Äußeres Westend genannt, im Gegensatz zum Inneren Westend rund um die Wellritzstraße. Die Wohnungen wurden im Feldherrenviertel noch nicht ganz so groß und luxuriös angelegt wie im später entstandenen Rheingau-Viertel. Das Viertel war früher einmal voller Handwerker und vieler Hinterhöfe, die als Werkstatt oder Lagerraum dienten.

Achtet mal auf die filigranen Eisenkonstruktionen, die die Balkone halten.
Achtet mal auf die filigranen Eisenkonstruktionen, die die Balkone halten.
Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man noch die eine oder andere renovierungsbedürfte Stelle.
Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man noch die eine oder andere renovierungsbedürfte Stelle.

Rund um den Blücherplatz

Den Mittelpunkt des Feldherrenviertels, dessen Straßen alle nach Namen verdienter Generäle der Preußischen Armee und bedeutender Schlachten benannt sind, bildet die Blücherschule. Man sieht es auf meinem Foto nicht richtig, aber achtet bei dem Gebäude besonders auf das Dach.

Die Blücherschule. Seit knapp 130 Jahren der Mittelpunkt im Feldherrenviertel.
Die Blücherschule. Seit knapp 130 Jahren der Mittelpunkt im Feldherrenviertel.
An diesem Gebäude hat mich das etwas andere Ecktürmchen sehr fasziniert.
An diesem Gebäude hat mich das etwas andere Ecktürmchen sehr fasziniert.
Sonnenverwöhnt, aber leider autogeplagt. Eine Häuserzeile in der Yorck-Straße.
Sonnenverwöhnt, aber leider autogeplagt. Eine Häuserzeile in der Yorck-Straße.

Bis in die 1970er und 1980er-Jahre müssen viele Häuser noch so oder schlimmer ausgesehen haben erzählte die Stadtführerin. Erst danach begannen die Wiesbadener und Wiesbadenerinnen sich wieder für ihre schönen Viertel aus der Gründerzeit und aufwendige Restaurationen begannen.

Eins der allerletzten bisher nicht renovierten Häuser im Feldherrenviertel.
Eins der allerletzten bisher nicht renovierten Häuser im Feldherrenviertel.
Malerischer Blick aus der Roon-Straße Richtung Blücherplatz.
Malerischer Blick aus der Roon-Straße Richtung Blücherplatz.

Infos: entdeckt hatte ich die Stadtteilführung eher zufällig in einer Facebook-Gruppe. Eigentlich war dort auch eine ganz andere Veranstaltung des Volksbildungswerkes Bierstadt geworben, aber so kam ich auf deren Homepage und fand die interessante Führung. Einen neuen Termin für die von mir besuchte Führung gibt es aktuell leider keinen.


Dieser Artikel wurde am 20. März 2022 um 15:48 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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4 Kommentare

  • Reply Nina P. 20. März 2022 at 17:03:16

    Wiesbaden steht auf jeden Fall auch meiner Ausflugsliste. Schöne Bilder!

  • Reply Uwe 20. März 2022 at 17:41:05

    Interessanterweise ist der Begriff Feldherrenviertel nach meiner Ansicht erst in den letzten Jahren entstanden. Als ich da groß geworden bin hieß das Westend. Weder inneres noch äußeres, sondern Westend. Und die Blücherschule war damals geteilt. Ich ging in die linke Hälfte. Die hieß Ludwig Uhland Schule. Die rechte Hälfte Blücherschule. Wurde in den späten 70ern dann wieder geändert.

    • Reply mahrko 20. März 2022 at 17:42:41

      Danke für die Ergänzung Uwe. Dass die Schule nach Jungs und Mädel aufgeteilt war wurde berichtet bei der Führung. Dass sie zwei verschiedene Namen hatten, war mir neu.

  • Reply André Leisner 16. September 2022 at 08:35:17

    Hallo Marco,
    wunderschöne alte Bauten. Einfach herrlich, wenn alte Gebäude in Städten noch zu finden sind und Kriege überdauert haben. Wie Du schon schreibst, ein malerischer Anblick. Das mag ich auch sehr in Lübeck. Und auch hier habe ich selbst an Staatsführungen teilgenommen und wirklich noch Punkte entdeckt, die ich bei meinen Fototouren noch nicht gesehen hatte.

    Viele Grüße aus Lübeck
    André

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