Kennt ihr diese kindliche Freude, die Kinder spüren, wenn sie das erste Mal in ihrem Leben ins Disneyland kommen und an jeder Ecke eine neue Attraktion wartet? Ungefähr so ging es mir im Russischen Eisenbahnmuseum!
Ich konnte gar nicht so richtig glauben, wie groß das ganze Areal ist. Und wie groß die sowjetischen und russischen Loks sind! Und überhaupt. Als staatliches Museum muss es wohl auch nichts abwerfen. Anders ist der Eintrittspreis von gerade mal 300 Rubel (4 Euro) wohl nicht zu erklären. Laut Wikipedia gilt es als eines der größten Eisenbahnmuseen weltweit. Für mich auf jeden Fall das Schönste!
Es ist auch ganz neu. Es zog erst vor eineinhalb Jahren in das neue Domizil am Baltischen Bahnhof ein. Davor war es viele Jahre lang am Warschauer Bahnhof beiheimatet. Also aufpassen! Nicht alle Einträge bei TripAdvisor und GoogleMaps weisen den korrekten Standort auf. Der Warschauer Bahnhof wurde inzwischen zu einem Einkaufszentrum umgebaut. Auf dem Gleisvorfeld entstehen Wohnungen.
Das Museum ist aufgeteilt in drei größere Bereiche. Zwei große Abstellhallen, davon eine mit Indoor-Drehscheibe und der sicher dreimal so große Außenbereich. Am Besten man folgt einfach dem Rundweg, dann vergisst man kein Exponat.
Unterteilt sind die Bereiche nach Epochen. Gleich zu Beginn sieht man frühe Dampfloks und sehr alte, aber dafür sehr noble Reise- und Schlafwagen. Aber auch Postwagen und diverse Güterwagen werden ausgestellt.
Im Außenbereich findet man dann neben frühen Schnellzügen der Sowjetzeit auch Militärzüge. Ein Eisenbahnartilleriesystem in XXXL aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und eine nicht minder furchteinflössende Interkontinentalraketenabschussbasis auf Schienen aus den späten 80er-Jahren.
Als Wehrdienstverweigerer möchte ich natürlich kein militärisches Tötungsequipment verherrlichen, aber zeigen muss ich euch die Fotos einfach trotzdem. Gebaut wurden von diesem Eisenbahnartilleriesystem nur drei Stück. Transportiert wird er auf 16 Achsen. Die Interkontinentalrakete war bis 2005 im Dienst der russischen Streitkräfte.
Aber zurück zu den Personen- und Güterlokomotiven. Davon stehen auch zwei Dutzend auf dem Gelände aus. Auch da misst jede um die 4,70 Meter in der Höhe und 3,60 Meter in der Breite.
Um einen Überblick zu bekommen, empfiehlt sich ein Rundgang über den Weg im Dachgerüst der Lokhallen. Alle Exponate sind zweisprachig in russisch und englisch beschildert. Im Außenbereich nur mit Metalltafeln, im Innenbereich meist mit Touchscreen-Monitoren, auf denen man vertiefende Details ablesen kann.
Es gibt eigentlich fast keine Art von Eisenbahngefährt, das nicht ausgestellt wurde. Draußen standen auch noch rund ein zwei Dutzend Güterwaggons verschiedener Bauart.
Weil es mir im Museum so gefallen hat, war ich auch knapp drei Stunden drin. Fast solange wie in der Eremitage, in der ich am Vormittag war. Aber zum Glück war es im Eisenbahnmuseum nicht so überlaufen. Wie ihr an den wenigen Leuten auf den Fotos seht, war es total leer.
Wie anfangs schon geschrieben: DAS HIGHLIGHT für mich in St. Petersburg! Außerdem musste ich ohnehin ja ein paar Ausgleichsmaßnahmen Richtung Eisenbahn unternehmen, da ich im Baltikum immer Bus fuhr.
Zu den weiteren Blogposts aus St. Petersburg
- Übersichtsartikel: Tag 8 bis 12 der Tour Baltica: Fünf Nächte in St. Petersburg
- Pflichtprogramm in St. Petersburg – ein Rundgang durch die Eremitage und Winterpalast
- Unterwegs ins den schönsten Metro-Stationen der Stadt
- Abseits des Mainstreamprogramms: ein Blick ins Straßenbahnmuseum
- Mein Abstecher in den Katharinenpalast
- Der letzte Tag in St. Petersburg – ein Ausflug zum Peterhof
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Ein Kommentar
WOW! Jetzt habe ich ja noch einen Grund mehr, endlich mal nach St. Petersburg zu kommen (was mir bei meiner Fährkreuzfahrt über die Ostsee mit Besuchen in Stockholm, Helsinki, Tallinn und Riga ja fehlte)…
Wenn Du sagst „das schönste Eisenbahnmuseum“ – warst Du eigentlich mal in Nürnberg im Eisenbahnmuseum? Gefunden im Blog hab ich nix bei Dir, aber das muss ja nichts heißen… Ich pack meinen Beitrag dazu mal hinter meinen Namen, wenn es ok ist…