Heute kam ein Bericht darüber bei Brisant im Ersten (ARD). Die Wiederholung im mdr habe ich dann aufgenommen und bei youtube hochgeladen, damit ich sie hier einbinden kann.
Mehr zu dem Thema stand letzten Samstag (11. Juli 2009) im Hohenloher Tagblatt. Hier der Artikel.
Das Crailsheimer Ordnungsamt hat durchaus mit Schusswaffen gehandelt
Nach Pistolen-Klau und OB-Rücktritt bahnt sich jetzt in Crailsheim eine neue Affäre an: Auf dem Rathaus wurde mit Waffen gehandelt – was die Stadtverwaltung bisher bestritten hat.
Crailsheim: Die Märchenstunde begann mit einem Telefonat: Die HT-Redaktion wollte wenige Tage nach dem spektakulären Pistolen-Diebstahl an Fronleichnam wissen, ob zuvor von der Stadt Crailsheim jemals irgendwelche Waffen feilgeboten wurden – was den einschlägigen Waffenbehörden rein rechtlich durchaus erlaubt ist, moralisch aber spätestens nach dem Amoklauf von Winnenden der Bevölkerung kaum mehr vermittelbar sein dürfte.
Die Pressestelle der Stadt Crailsheim gab der HT-Redaktion eine glasklare, „offizielle“ Antwort, die auf Auskünften des zuständigen Ordnungsamtsleiters Gerhard Bauer fußte, von Oberbürgermeister Andreas Raab abgesegnet und in der HT-Ausgabe vom 23. Juni unter der Überschrift „Stadt: Keine Waffe verkauft“ nachlesbar war.
Die Stadtverwaltung, so hieß es in dem Artikel, habe demnach „zu keinem Zeitpunkt“ Überlegungen in Sachen Waffenverkauf angestellt – und es seien somit auch aus dem Bestand jener rund 130 Schießgeräte, die nach dem Amoklauf von Winnenden freiwillig auf dem Ordnungsamt abgeliefert wurden, „keinerlei Waffen“ veräußert worden. Diese bis heute weder dementierten noch korrigierten Aussagen gehören allerdings ins Reich der Fabel: HT-Recherchen belegen eindeutig, dass das Ordnungsamt unter der Regie von Gerhard Bauer in der Vergangenheit nicht nur regelrechte Verkaufsschauen in diversen Schützenhäusern (zum Beispiel im Herbst 2008) abgehalten hat, sondern bis in die jüngste Zeit hinein noch Schusswaffen versilbert hat. Etliche Waffenhändler und andere private Waffenlizenzträger waren seit Jahren Stammkunden auf dem Ordnungsamt.
Die HT-Redaktion verfügt zudem über Informationen, wonach jene elf Pistolen, die an Fronleichnam nach einem Einbruch aus dem Tresorraum des Ordnungsamtes mitsamt der passenden Munition verschwunden waren, zu den „schönsten Stücken“ der städtischen Schießeisen-Kollektion zählten, für eine spätere Versteigerung zurückgehalten und deshalb zunächst nicht dem zuständigen Kampfmittelbeseitigungsdienst übergeben worden seien – Waffen, von denen die Vorbesitzer glaubten, dass sie endgültig vernichtet werden. Stattdessen wurden genau diese Pistolen zur leichten Beute eines Einbrechers.
Das Crailsheimer Ordnungsamt ignorierte damit auch eine dringende Bitte des Regierungspräsidiums Stuttgart in einem Rundschreiben vom 30. März, wonach die Waffenbehörden künftig nicht mehr als Waffenhändler auftreten sollten.
Quelle: Am 11. Juli 2009 erschienen im Hohenloher Tagblatt.