Nach der Stadtbesichtigung, zurück am Bahnhof in Trondheim wollte ich noch die Sitzplatzreservierung für meinen Zug nach Åndalsnes kaufen. Soweit ich gelesen hatte, war die Reservierung in Norwegen immer obligatorisch. Außerdem wollte ich nicht fünfeinhalb Stunden lang ohne Sitz verbringen. Am Bahnhof dann jedoch die Hiobsbotschaft, mein zweiter Zug, der Regionalzug auf der Raumabanen sei ausverkauft.
Ich kaufte also nur eine Reservierung von Trondheim bis zum Umstieg in Dombås. Ab dem Umstieg dort, wollte ich schauen, ob ich mich noch in den Zug drängen kann. Fahren doch nur vier Züge am Tag in den abgelegenen Ort. Ich bezahlte die 200 Kronen und holte meinen Rucksack aus dem Schließfach. Schließfächer bezahlt man in Trondheim übrigens ausschließlich cashless. Kam mir sehr entgegen. Hatte ich doch immer noch keine Norwegischen Kronen.
Als ich die Sitzplatzreservierung danach nochmal genauer ansah, bemerkte ich, dass die Dame am Schalter mir für jeden Zug zwei Plätze reserviert hat. Warum auch immer. Ich ging also nochmal zurück und reklamierte diesen Umstand.
Sie entschuldigte sich vielmals und meinte, sie hätte es so verstanden. Kurzerhand wurde der zweite Platz wieder storniert und mir die Hälfte des Betrages ausbezahlt. In bar! Meine ersten 100 Norwegischen Kronen. Außerdem kontrollierte sie nochmal, ob denn noch ein einzelner Platz im Regionalzug nach Åndalsnes zu buchen sei. Und tatsächlich. Ich hatte Glück und nun für alle vier Züge der nächsten Tage einen garantierten Sitzplatz.
Von Trondheim bis Dombås fuhr ich im Schnellzug der NSB Richtung Oslo mit. Dieser bestand aus zwei vierteiligen Triebwagen. Etwas unruhig fand ich die Wagen. Zu wackelig jedenfalls um auf den Laptop zu schauen. Das erklärt auch, warum es eine Weile keine Blogposts mehr gab.
Dafür war die Aussicht entlang der Strecke sehr toll. Wir fuhren durch ein kleines Gebirge und ziemlich lange an einem wilden Gebirgsfluss entlang.
Nach etwa 3 Stunden Fahrzeit hieß es dann mitten im Nirgendwo umsteigen. Dombås zählt nur 1500 Einwohner und hatte an einem Sonntag nicht viel zu bieten. War mir aber egal, hatte ich doch laut Fahrplan ohnehin nur zehn Minuten zum Umstieg. Durch eine kleine Verspätung waren es an meinem Reisetag dann sogar nur 6 Minuten.
Was dann folgte, kann ich eigentlich nicht mehr ganz nachvollziehen. Ein kleiner Blackout. Ich wusste nicht, auf welchem Gleis es in Dombås weitergehen sollte. Das zeigt die Seite der Norwegischen Eisenbahn nämlich nicht immer an.
Aber ich dachte bei den wenigen Zügen am Tag wird das schon zu meistern sein. Wir kamen auf Gleis 1 an. Dieses hatte einen Mittelbahnsteig zu Gleis 2. Auf diesem fuhr auch wenige Sekunden nach unserer Ankunft ein Zug ein. Blindlings stieg ich zu. In Wagen 2 suchte ich meinen Sitzplatz. Zum Glück fand ich ihn nicht. So wachte ich endlich wieder auf aus meinem Tagtraum.
Panisch bemerkte ich, dass ich in den Gegenzug aus Oslo zurück nach Trondheim eingestiegen war. Nix wie raus dachte ich mir und drängte mich so schnell wie möglich wieder zur Tür. Zum Glück ließ sie sich auf Tastendruck noch öffnen.
Ich stand also wieder auf dem Bahnsteig; als sich gerade der Zug, mit dem ich ankam in Bewegung setzte. Wenige Sekunden später piepsten auch hinter mir die Türen und der Schnellzug nach Trondheim fuhr ab. Als mein ursprünglicher Zug weg war, sah ich dann auch endlich, dass es hinter Gleis 1 noch ein Stumpfgleis gab. Keine Ahnung welche Nummer es hatte. In Deutschland sind diese gerne als Gleis 11 nummeriert.
Dort stand dann auch eine kleine Regionalbahn bereit. Im Laufschritt machte ich mich die 200 Meter auf zur Bahn. Zum Glück standen noch viele Leute vor den Türen, sodass die Bahn nicht wegfahren konnten. Ich kam also ebenfalls noch mit!
Das Ganze ging gerade nochmal so gut. Wäre ich in den falschen Zug eingestiegen, hätte ich dort mindestens 30 Minuten mitfahren müssen bis zum nächsten Halt. Das Problem aber, auf dieser Strecke wäre an diesem Tag nach 16 Uhr kein Zug mehr Richtung Dombås gefahren. Ich hätte also wohl trampen müssen, um den Zug am Abend von Dombås nach Åndalsnes zu erreichen.
Die Fahrt mit der Raumabanen konnte ich nach dem Schreck wenig genießen. Ausgewählt hatte ich die Fahrt, weil sie laut TripAdvisor als schönste Bahnstrecke der Welt gelten soll. Das kann ich so nicht bestätigen. Durch die dreckigen und gewölbten Fenster konnte man bei der tief stehenden Abendsonne jedenfalls auch nicht besonders viel erkennen. Aber mehr zur Fahrt auf der Raumabanen dann im übernächsten Blogpost. Ich musste die Strecke ja auch wieder zurück fahren und dort konnte ich sie etwas mehr genießen.
Bei Ankunft in Åndalsnes um 19:30 Uhr erstrahlte die Umgebung nochmal in goldener Abendsonne. Richtig schön. Da es am nächsten Tag wieder eher regnerisch werden sollte, nutzte ich die Gunst der Stunde und machte noch ein paar Fotos bevor ich den Berg ein Stück hoch lief zu meiner Pension.
Untergekommen war ich in der „Villa Åndalsnes“ Lasst euch vom Namen nicht täuschen. Villa ist das wahrlich keine. Eher eine hellhörige in die Jahre gekommene Unterkunft mit einer Portion Jugendherbergscharme. Auch das WLAN. Mehr schlecht als recht. Aber für zwei Nächte sollte es gehen.
Und so ging es auch früh ins Bett um am nächsten Tag fit zu sein. Ich hatte geplant mit einem Mietwagen den Trollstigen hochfahren.
Nützliche Links:
Statistik der Tour Baltica | Trondheim – Åndalsnes | Gesamte Tour: |
Kilometer: | 326 Kilometer | 7597 Kilometer |
Im Zug und Bus verbrachte Zeit: | 4 Stunden | 114 Stunden |
Gesammelte Verspätung: | 3 Minuten | -31 Minuten |
Anzahl der Züge: | 2 | 24 |
Anzahl der Busse: | 0 | 10 |
Anzahl der Schiffe: | 0 | 4 |
Anzahl der Speisewagenbesuche: | 1 | 5,5 |
Fahrpreis: | 0,00* + 5,00 €** | 581,63 € |
* Interrail-Ticket (allerdings schon beim Nachtzug nach Trondheim berechnet)
** Sitzplatzreservierung