Im Nachhinein betrachtet war Tag Nummer 25 einer der spektakulärsten meiner Reise! Und das sogar ganz ohne Eisenbahn. Ein Wechsel des Verkehrsmittel stand an. Um die 103 Kilometer Landschaftsroute Trollstigen Geiranger richtig „erfahren“ zu können, setzte ich in der äußerst dünn besiedelten Provinz nicht mehr auf öffentliche Verkehrsmittel, sondern auf einen Mietwagen.
Im Vorfeld meiner Reise hatte ich zwar noch einen Bus recherchiert, der die Route inkl. kurzen Fotostopps fahren sollte. Aber mit 98 Euro war die fünfstündige Fahrt alles andere als günstig. Wie sich dann auf den Lofoten rausstellte, fuhr der Bus auch nur bis Mitte August. Danach erfolgt auf dieser Touristikroute eine neunmonatige Winterpause.
Eine neue Lösung musste also her. Und so schaute ich nach, ob man in Åndalsnes wohl einen Mietwagen bekommen könnte. Ich hatte Glück. Avis hat sich auf das Urlaubergeschäft spezialisiert und unterhält dort mindestens ein gutes Dutzend Mietfahrzeuge. So viele konnte ich nämlich beim Abholen auf dem Parkplatz ausmachen.
Ich hatte mir einen Wagen in der Kategorie „Kleinwagen“ gesichert. Dieser kostet 90 Euro für einen Tag. Abholung und Rückgabe kann 24 Stunden am Tag erfolgen. Die Abholstation ist nämlich im Grand Hotel untergebracht und die Rezeption ist sowieso rund um die Uhr besetzt.
Abgeholt habe ich mein Autochen morgens um 8:30 Uhr. Nach dem Unterschreiben des Mietvertrages wurden mir die Schlüssel ausgehändigt. Ein Toyota Yaris sollte es sein. Am Auto angekommen stellte ich mit Freude fest, dass es doch ein Automatikfahrzeug ist und dieses sogar Hybridantrieb besaß.
Nach kurzer Eingewöhnungsphase auf der Anfahrt kam ich gegen 8:45 Uhr am unteren Ende der Trollstigen an. Außer einem Wohnmobil kein einziges Fahrzeug in Sicht. Ganz anders wie Koelnformat in ihrem Blog beschrieben hat. Dieser Artikel, den Heike vor 5 Jahren geschrieben hat, war mit der Auslöser, warum ich die Serpentinen-Strecke unbedingt fahren und fotografieren wollte.
Nach einigen Fotos von unten machte ich mich an die 13 Kurven bis zur Station ganz oben. Die Kurven machten mächtig Eindruck. Oft nur durch größere Felsbrocken gesichert ging es links bzw. rechts mehrere hundert Meter steil bergab! An den Engstellen war ich ganz froh, dass mir zu dieser Zeit noch kein Reisebus entgegen kam. Mittags sollte das dann anders sein.
Angekommen auf der Raststätte auf 800 Meter war es noch ziemlich frisch. Aber der Himmel war klar und so genoss ich den Ausblick auf den Trollstigen mit seinen 13 Haarnadelkurven, die ich eben hochgefahren war. Meine Höhenangst machte heute zum Glück mal einen Tag Pause. So konnte ich sogar auf der freischwebenden Aussichtsplattform über das Gitter bis nach ganz vorne an die Glasscheibe gehen.
Nun machten sich auch langsam die ersten Busse auf den Weg nach oben. Vorbei am Wasserfall, über den eine schmale Brücke führt, kletterten sie Kurve für Kurve Richtung Gipfel und lieferten mir dabei in den Spitzkehren nette Fotomotive.
Als ich dann nach etwa einer Stunde genug geschaut und fotografiert hatte, machte ich mich auf den Weg zurück zum Parkplatz an der Station. Dieser war nun schon deutlich voller! Lustigerweise parkten nun neben mir ein Haller, ein Aalener und ein Gmünder Auto. Da fährt man 2500 Kilometer weit weg, nur um sich dann wie zuhause auf dem Nettoparkplatz zu fühlen. Nur dass man da wohl niemals jemand aufgrund seines Kennzeichens ansprechen würde.
Vor der Weiterfahrt schaute ich noch kurz in den Souvenir-Shop. Normalerweise meide ich die ja immer. Aber nun hatte mich eine Mütze angelächelt. Für 13 Euro auch überhaupt nicht teuer. Also schlug ich zu. Das erste Souvenir der ganzen Reise war erstanden!
Danach fuhr ich weiter. Über ein karges Hochplateau auf etwa 900 Meter ging es Richtung Geiranger. Nach kurzem Zwischenstopp an einer Schlucht mit Wasserfall kurvte ich in Valldal schließlich wieder runter auf Meereshöhe. Kurz darauf endete die Straße in Linge. Wer weiter will, der muss eine kurze Fährfahrt in Anspruch nehmen.
Es dauert keine Viertelstunde, dann hat man nach Eidsdal übergesetzt. Für die Fahrt muss man 11 Euro berappen. Zurück dann auch nochmal. Auf der anderen Fjordseite geht die als Landschaftsroute bezeichnete Strecke dann weiter. Als Landschaftsrouten werden in Norwegen übrigens landschaftlich besonders schöne Straßen ausgezeichnet. Im zweiten Teil führte die Strecke in nicht ganz so spektakulärer Weise auf einen Bergrücken auf etwa 650 Meter Höhe.
Am Ende des langen Anstiegs hat man dann einen tollen Blick auf den Geirangerfjord. Leider ist es da nicht mehr so ruhig, wie auf dem Hochplateau. In Geiranger legen nämlich Kreuzfahrtschiffe an. Und die wollen Tagesausflüge erleben. Die Aussichtsplattform teilte man sich also mit den Kreuzfahrern, von denen ständig Nachschub mit Bussen auf den Berg hochgefahren wurden.
Mit reichlich Gegenverkehr ging es dann die 10-15 Kurven hinab ins Dörfchen Geiranger. Da dort alles so überlaufen war, fuhr ich gleich weiter. Außer Souvenirshops sah man von der Straße sowieso nichts. Am etwas außerhalb gelegenen Fjordmuseum legte ich einen kurze Pause ein, entschied mich aber dagegen die 10 Euro Eintritt zu bezahlen und es zu besichtigen.
Stattdessen fuhr ich lieber die nächste Passstraße hoch. Auch hier mit deutlich mehr Verkehr. Darunter auch kleine Elektroflitzer, die die Kreuzfahrttouristen in Geiranger mieten konnten. Obwohl die Teile keine 1,5 Meter breit waren, fuhren die Idioten trotzdem, als sei ihr Untersatz 3 Meter breit. Immer schön mittig und ja nicht zu weit rechts ausweichen.
Je weiter ich den Berg hochfuhr, je weniger der Flitzer waren noch zu sehen. Die Mietzeit wird wohl nach Stunden berechnet und so weit kamen sie in einer Stunde nicht. Was nicht abnahm, war die Dichte der Wohnmobile und Reisebusse. Die blieb immer gleich hoch. Vor allem Wohnmobile aus Süddeutschland traf man zahlreich an.
Diesmal führte mich der Anstieg auf rund 1000 Meter zum Djupvatnet-See. Ungefähr bis zu diesem hatte ich geplant zu fahren. Danach auf gleicher Strecke zurück. Besonders viel Auswahl hatte man ohnehin nicht. Am See angekommen sah ich aber, dass man nochmal 500 Meter höher Richtung Himmel fahren kann.
Der letzte Teil war eine Mautstrecke. Aber die 14 Euro wollte ich jetzt nicht sparen. Da ließ ich lieber einen Restaurantbesuch weg und aß im Gegenzug noch einen Abend mehr Supermarktbrötchen mit Käse.
Die kleine Investition lohnt sich! Über weitere 15-20 äußert scharfe Kurven ging es Richtung Gipfelplateau des Dalsnibba. Die Straße war sehr gut ausgebaut, nur nicht besonders breit. Hier musste ich zweimal rückwärts rangieren, als in den scharfen unübersichtlichen Kurven ein Reisebus entgegen kam und es nicht mehr weiterging.
Aber inzwischen hatte ich mich ja an mein kleines Auto gewöhnt und es hatte sogar eine Rückfahrkamera! Einmal mussten die kleinen Autos sogar Linksverkehr aufmachen, denn ein Bus hatte sich lieber für die falsche Straßenseite entschieden zwischen zwei scharfen Kurven.
Von oben hatte man einen herrlichen Rundumblick und auch nochmal sehr gute Sicht auf die von oben nur ameisengroßen Busse auf der Nibbevegen-Passstraße. Achja. Die Busse mussten auf dem Gipfel ja auch irgendwo hin. Hatten die Norweger doch tatsächlich einen Parkplatz für locker 25 Busse auf dem Plateau errichtet.
Nach kurzer Vesperpause etwas abseits des Trubels machte ich mich gegen 15:30 Uhr wieder auf den Rückweg. In sieben Stunden hatte ich es also gerade einmal 110 Kilometer weit geschafft. Aber das Ziel war ja auch nicht möglichst viele Kilometer in möglichst kurzer Zeit zu machen.
Auf dem Rückweg war ich nun aber trotzdem schneller. Da ich die gleiche Strecke befuhr, waren die meisten Fotos ja schon gemacht. Und wenn doch noch ein Motiv fehlte, dann stoppte ich inzwischen einfach direkt auf der Straße. Wofür hatte mein Auto schließlich die Warnblinkanlage. Aber es war ohnehin so wenig Verkehr, dass mich maximal 2-3 Autos überholen mussten. Morgens hatte ich mir immer noch brav eine Ausweichstelle gesucht zum Anhalten, Aussteigen und zurücklaufen. Das frass aber alles zu viel Zeit. 😉
Einziger längerer Stopp auf der Rückfahrt war nochmal am Trollstigen. Hier parkte ich gegen 19 Uhr nochmal am inzwischen wieder leeren Parkplatz. Am Ausguck angekommen, hatte ich gerade noch klare Sicht auf die Serpentinen. Dann zogen Nebelschwaden auf. Zwischen den zwei Fotos liegen genau vier Minuten! Ihr könnt euch also vorstellen, wie schnell dieses Naturschauspiel von statten ging! Richtig schön war das zum Abschluss des Tages nochmal.
Wenige Minuten später war der Spuk dann wieder vorbei und es klarte wieder auf. So konnte ich bei der Talfahrt nochmal ein paar nette Fotos machen. Wieder im Tal angekommen, machte ich noch einen kleinen Umweg zur Strecke der Raumabahn und an den Fluss Rauma. Nach dem Tanken gab ich dann das Auto gegen halb zehn und 250 Kilometer und etwa 4600 Höhenmetern später wieder ab.
Miete, Maut, Sprit und Fähre zusammen haben in etwa 130 Euro gekostet. Aber das war der Tag echt wert! Außerdem war ich insgesamt 12 Stunden unterwegs und nicht nur fünf wie im Bus. Und das Beste: ich musste nicht so hetzen wie einige Japaner-Gruppen, die am Trollstigen-Ausguck nur 25 Minuten Zeit hatten!
Am nächsten Morgen ging es dann wieder mit der Eisenbahn weiter. Das nächste Etappenziel sollte Norwegens Hauptstadt Oslo sein.
Nützliche Links:
- Autovermietung Avis
- Informationen zur Landschaftsroute Trollstigen – Geiranger
- Informationen zum Geiranger Skywalk
- Meine Route bei GoogleMaps
Statistik der Tour Baltica | Mietwagen Åndalsnes – Trollstigen – Geiranger und zurück | Gesamte Tour: |
Kilometer: | 247 Kilometer | 7844 Kilometer |
Im Zug und Bus verbrachte Zeit: | 12 Stunden* | 126 Stunden |
Gesammelte Verspätung: | — | -31 Minuten |
Anzahl der Züge: | 0 | 24 |
Anzahl der Busse: | 0 | 10 |
Anzahl der Mietwagen: | 1 | 1 |
Anzahl der Schiffe: | 0 | 4 |
Anzahl der Speisewagenbesuche: | 0 | 5,5 |
Fahrpreis: | 90,00 € ** + 11,00 € + 11,00 € + 14,00 € + 21,00 € *** | 728,63 € |
* Diese Etappe im Auto
** Mietwagenpreis
*** Fähre, Fähre, Maut, Benzin