Eisenbahnreise 26. August 2018

Die Nacht auf Tag 24 der Tour Baltica: Im Nachtzug der Norwegischen Eisenbahn nach Trondheim

Mit einem Tag planmäßiger Verspätung konnte ich am Samstagabend dann endlich aus Bodø weiterfahren. Auf der Nordlandsbanen sollte es gen Süden nach Trondheim gehen. Eigentlich wollte ich direkt am Freitagabend weiterreisen, aber da waren die Betten im Schlafwagen leider bereits vor sieben Wochen ausgebucht.

Dass mir Bodø nicht so gefallen hat, hab ich ja schon erzählt. Der Vollständigkeit halber sei jedoch noch erwähnt, dass es mit dem Charme von Gelsenkirchen leben muss, weil das Städtchen von Hitler-Deutschland 1940 bei einem Luftangriff nahezu dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Das Samvirkelaget in Bodø. Hier hab ich den frühen Abend verbracht.

Das Samvirkelaget in Bodø. Hier hab ich den frühen Abend verbracht.

Nachdem ich von meinem Ausflug am Nachmittag zu dem Saltstraumen wieder in der Stadt war, hing ich noch zweieinhalb Stunden in einem netten Café ab und bloggte ein wenig. Gegen 19:30 Uhr machte ich mich zum Bahnhof auf. Zuvor holte ich schnell meinem Rucksack im Hotel ab. Abfahrt des Zuges war um 21:10 Uhr.

Der Bahnhof war schon nach wenigen Minuten erreicht, ich hatte ein wenig darauf spekuliert, dass man wieder früher einsteigen könnte. Aber der Zug stand bis kurz vor Abfahrt leider verschlossen am Bahnsteig.

Mein Zug nach Trondheim. Noch verschlossen aber dafür mit Regenbogen.

Mein Zug nach Trondheim. Noch verschlossen aber dafür mit Regenbogen.

Also hieß es mit den anderen Backpackern und Wanderern – großteils schon wieder welche aus Frankreich und Österreich – in der Wartehalle des Bahnhofs Zeit totzuschlagen. Als wir dann vom Lautsprecher endlich zum Einsteigen aufgefordert wurden, war die Verwirrung zunächst recht groß.

Der Zug hatte 11 Wagen. Die hinteren 5 blieben aber die komplette Fahrt über verschlossen. Hat uns am Kopfbahnhof in Bodø nur keiner mitgeteilt. Diese waren gleich nummeriert wie die vorderen. Wir hatten also die Wagen 5, 4, 3 und 2 doppelt im Zug. Daher blieben erstmal alle mit entsprechender Reservierung vor den hinteren Wagen stehen und warteten darauf, bis sich die Türen endlich öffnen ließen.

Der Flur im Schlafwagen. Farblich besonders hübsch. Morgens hab ich hier ein älteres Ehepaar frühstücken sehen...

Der Flur im Schlafwagen. Farblich besonders hübsch. Morgens hab ich hier ein älteres Ehepaar frühstücken sehen…

Ich hatte in Wagen 11 reserviert. Der Schlafwagen ließ sich zwar öffnen, aber dann stand man im Zug vor verschlossener Abteiltür. Die Schlüsselkarte in Norwegen ist nämlich im Restaurantwagen (Wagen mit der Nummer 5) abzuholen. Dummerweise war der aber ja ebenfalls abgesperrt. Bis dann endlich mal jemand drauf kam, dass es auch zwei Bordbistros im Zug gibt. Der zweite Wagen hinter der Lok war ebenfalls ein Bordbistro. Dieses war offen und mit Personal besetzt.

Wenn ich die ganze Zeit von Schlüssel schreibe, dann meine ich eigentlich diese Lochkarte.

Wenn ich die ganze Zeit von Schlüssel schreibe, dann meine ich eigentlich diese Lochkarte.

Dort konnte ich mir nach kurzem Fahrkartencheck dann also endlich den Schlüssel für das Abteil aushändigen lassen. Inzwischen war die Zeit vorangeschritten und es schon kurz vor der Abfahrtszeit. Deshalb wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen und bin nicht nochmal ausgestiegen, um die vier Wagen am Bahnsteig zurück zu laufen. Ich wählte daher lieber die Variante durch die engen Flure des Zuges. Beliebt machte ich mich dadurch nicht gerade, aber das war mir egal.

Mein Abteil für diese Nacht. Am Fenster das kleine Waschbecken.

Mein Abteil für diese Nacht. Am Fenster das kleine Waschbecken.

Ich war kaum recht im Abteil, da setzt sich der Zug Richtung Trondheim auch schon in Bewegung. Vor uns lagen nun 10 Stunden und 20 Minuten Fahrt. Die 703 Kilometer wollte ich wie in Finnland im Schlaf zurücklegen.

Zuvor wollte ich aber noch eine Kleinigkeit im Bordbistro, das bei der Norwegischen Eisenbahn „NSB Kafe“ heißt, essen. Ich wählte Würstchen mit Kartoffelbrei und dazu einen Linsensalat. Zusammen gab’s das Festmahl für rund 12 Euro. Für Norwegen wohl ein recht anständiger Preis. Kleines Beispiel gefällig? Dönerteller mit Pommes kostete in einem Imbiss in Bodø 18 Euro. Ich glaub ein Getränk war auch dabei. Bin mir aber nicht ganz sicher.

Es schmeckte wieder einmal besser als es aussah. Oder hätte mein knurrender Magen alles lecker gefunden?

Es schmeckte wieder einmal besser als es aussah. Oder hätte mein knurrender Magen alles lecker gefunden?

Auf ein Feierabendbier verzichtete ich diesmal aber dankend. Die 9 Euro war mir der halbe Liter nicht wert. Alternativ hätte es auch noch Wein gegeben. Dort schlug der halbe Liter sogar mit 24 Euro zu Buche. Und es haben trotzdem viele um mich rum Bier und Wein getrunken. Der Speisewagen war gut gefüllt. Dafür bin ich dann leider zu geizig. In Deutschland gerne wieder. Noch lieber aber in der Slowakei. Da gibt’s den halben Liter Bier nämlich für 1,10 Euro im Zug. 😉

Nach dem Snack im Bordbistro ging ich dann gegen 22:00 Uhr zurück in meine Kabine. Zunächst kämpfte ich noch ein bisschen mit dem WLAN des Zuges. Gab aber schnell auf, weil der LTE-Empfang ja meist ziemlich gut war. Unmittelbar danach wollte ich eigentlich früh schlafen. Auf der zweiten Fahrt musste ich ja schon um 7:47 Uhr raus aus dem Zug. In Finnland war das noch etwas angenehmer mit 9:30 Uhr.

Der doch recht gut besetzte Speisewagen. Alle um mich rum mit Bier oder Wein.

Der doch recht gut besetzte Speisewagen. Alle um mich rum mit Bier oder Wein.

Leider roch es im ganzen Abteil aber so stark nach Dieselabgasen der Lok, sodass meine empfindliche Nase nicht ans Schlafen denken wollte. Ich konnte mit meinem kleinen Klappfenster zwar etwas lüften, aber das machte es kaum besser. In jedem Tunnel, durch den wir fuhren, drang der Geruch noch stärker rein. Und wir fuhren durch sehr viele Tunnel!

Ich entschloss mich also dafür das Fenster zu schließen und ein nasses Handtuch unter den Türspalt zum Flur zu legen. Außerdem wechselte ich vom unteren ins obere Bett. Auf der Fahrt durch Norwegen gehörten mir ja wieder beide. Nur musste ich diesmal auch für beide bezahlen. Ein Abteil nur zu Hälfte reservieren, das lässt die Norwegische Eisenbahn leider nicht zu.

Zunächst versuchte ich im unteren Bett zu schlafen. Hier gut zu sehen, der kleine Tisch.

Zunächst versuchte ich im unteren Bett zu schlafen. Hier gut zu sehen, der kleine Tisch.

Aber auch der Handtuchtrick half nicht so richtig. Also zog ich mich nochmal an und wollte nachschauen, ob ich nicht die Wagenübergangstür zum vorderen Wagen schließen konnte. Diese ließ sich vorhin nämlich nicht schließen. Ich rüttelte ein wenig daran und merkte, dass sie arretiert war. Dasselbe mit der Schwingtür im Gang des Zuges. Also rasch zurück in die Kabine und den Vierkantschlüssel geholt. Schwups. An der einen Tür passte der Innenvierkant. An der anderen der Außenvierkant. Ich kontrollierte nochmal, ob sich die Türen auch korrekt öffnen ließen. Funktionierte einwandfrei. Auch schlossen sie nun korrekt automatisch.

Nach getaner Arbeit ging es zurück ins Abteil. In der Hoffnung, dass nun nicht mehr so viele Dieselabgase in den Zug dringen, legte ich mich wieder ins Bett. Perfekt war es danach leider noch nicht. Aber zumindest wesentlich besser. Ich konnte endlich einschlafen.

Später habe ich dann doch im oberen Bett geschlafen. Der Rucksack wanderte ins untere Bett.

Später habe ich dann doch im oberen Bett geschlafen. Der Rucksack wanderte ins untere Bett.

Die Fahrt war durch die vielen Kurven auf der Strecke ein wenig unruhiger als in Finnland. Ich bin also ein paar mal aufgewacht. Zum Glück aber auch immer schnell wieder eingeschlafen. Das Bett war sehr bequem. Aber Steckdose gab es nur am unteren Bett und eine Ablage für das Handy ebenfalls. Da merkt man wohl, dass die Wagen schon etwas älter sind.

Duschen konnte man diesmal nicht im Zug. Nicht mal an den Wagenenden gab es welche. Dort fand man bei der Norwegischen Eisenbahn nur die Toiletten, denn auf der Fahrt von Bodø nach Trondheim hatte mein Abteil kein eigenes WC. Eine Fahrkartenkontrolle gab es nur beim Abholen des Schlüssels. Ich hätte also problemlos noch jemand mit ins Abteil schmuggeln können.

Ein paar Fahrräder kann der Zug auch mitnehmen. Aber Radmitnahme in Norwegen kostet immer den Kinderpreis.

Ein paar Fahrräder kann der Zug auch mitnehmen. Aber Radmitnahme in Norwegen kostet immer den Kinderpreis.

Vor meiner Reise wurde auf Twitter ja noch diskutiert, ob nun die Schlafwagen bei Finnischen oder Norwegischen Eisenbahn die besseren seien. Dazu hab ich ein sehr eindeutiges Ergebnis. In fast allen Punkten schlägt die VR aus Finnland die NSB aus Norwegen.

Einzig, das Tischchen über den Füßen am unteren Bett und die großzügigere Höhe zwischen den Betten waren in Norwegen besser. Man könnte in Norwegen nämlich aufrecht im Bett sitzen. Aber in Finnland befand man sich ja auch in einem Doppelstockzug. Stauraum gab es in Norwegen wie im ÖBB-Nightjet über dem Gang. Bei der VR nur unter dem unteren Bett. Platznot hatte ich aber weder bei der einen noch bei der anderen Fahrt. Beide Abteile waren ja auch nur einfach besetzt. Da dürfte es in einem 6er-Liegewagen deutlich enger zugehen.

Ich hab nicht im Flur gefrühstückt. Ich fand es netter in meinen eigenen vier Wänden. Da war auch der Ausblick besser.

Ich hab nicht im Flur gefrühstückt. Ich fand es netter in meinen eigenen vier Wänden. Da war auch der Ausblick besser.

Angekommen in Trondheim sind wir mit 7 Minuten Verfrühung. Anders als zunächst geplant, fuhr ich nicht direkt nach Åndalsnes weiter, sondern blieb noch bis zur nächsten Verbindung in Trondheim. Nächste Verbindung bedeutet in Norwegen übrigens ca. 7 Stunden später. Mehr über meine Kurzvisite in Trondheim dann im nächsten Blogpost.

Wer ebenfalls vorhat in Norwegen Schlafwagen zu fahren, der sollte sein Bett rechtzeitig buchen. Das kann man direkt online auf der Seite der NSB erledigen, preislich liegt es dann bei rund 135 Euro. Nur wenn man schon ein Interrail-Ticket besitzt und nur den Aufpreis von 105,90 Euro buchen will, dann muss man das entweder im Callcenter der NSB machen oder einfach an einem DB-Schalter. Kann sein, dass euer Gegenüber eine Weile im System suchen muss, aber funktionieren tut es. Wenn man für zwei Personen gleichzeitig bucht, dann wird das Abteil mit zwei Personen belegt und nicht doppelt berechnet. Nur die Fahrt an sich bezahlt jede Person. Außer ihr schmuggelt sie ins Abteil. 😉

Wer wissen will, wie es sich anfühlt und aussieht, wenn man die Strecke im Winter fährt, der kann ja mal bei winterrail.de vorbeischauen.

Nützliche Links:

Statistik der Tour Baltica Nachtzug Bodø – Trondheim Gesamte Tour:
Kilometer: 730 Kilometer 7271 Kilometer
Im Zug und Bus verbrachte Zeit: 10 Stunden 35 Minuten 110 Stunden
Gesammelte Verspätung: -7 Minuten -34 Minuten
Anzahl der Züge: 1 22
Anzahl der Busse: 0 10
Anzahl der Schiffe: 0 4
Anzahl der Speisewagenbesuche: 1 4,5
Fahrpreis: 32,40* + 105,90 €** 576,63 €

* Interrail-Ticket (anteilig)

** Aufpreis für das Bett im Nachtzug


Dieser Artikel wurde am 26. August 2018 um 21:52 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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