Meine Wanderung im Pfälzer Wald liegt schon ein paar Tage zurück. Mitte September war ich dort – es dürfte einer der letzten Sommertage des vergangenen Jahres gewesen sein. Als Ausgangsort meiner Tour hatte ich mir Annweiler am Trifels ausgesucht. Weil mich die Wanderung sehr fasziniert hat, habe ich nun beschlossen doch noch darüber zu bloggen.
Das kleine Städtchen bot gute Erreichbarkeit per Bahn und sah auf Fotos auch ganz schmuck aus. Außerdem wachen die Burg Trifels und zwei weitere Burgruinen über dem Tal. Ausgewiesene Wanderwege im Trifelser Land, wie die Gegend auch genannt wird, gibt es eine ganze Menge. Aber so richtig zusagen wollte mir keiner. Mit so 8 oder 13 Kilometer Länge waren mir die Rundwanderwege alle zu kurz.
Also musste ich ein bisschen improvisieren und hab aus zwei markierten Rundwanderwegen eine neue Route geschaffen. Als Basis in komoot nahm ich den Richard-Löwenherz-Weg und ergänzte diesen um die Burgel und Berggipfel des Annweilerer Burgenweges. Ganz am Schluss wartete so die Burg Trifels auf mich. Nun hatte ich eine Tour mit rund 20 Kilometer geschaffen, was mir zusammen mit den fast 700 Höhenmetern als angemessen erschien.
Ein kleines Malheur am Morgen…
Weil ich für die Wanderung einen Freitag auswählen konnte, war es im Wald, auf der Burg und im Zug auch ziemlich leer, am Wochenende hätte es wahrscheinlich ein bisschen anders ausgesehen. Am Vortag hatte ich mir abends noch einen Sparpreis von Wiesbaden nach Annweiler gebucht. Um 7:20 Uhr sollte mein ICE bis Mannheim fahren, von dort ging es weiter in zwei Regionalbahnen über Neustadt an der Weinstraße und Landau.
Dummerweise hatte ich an meinem Ausflugstag verschlafen und der gebuchte Zug fuhr ohne mich. Zum Glück, war es noch nicht ganz so spät und so fuhr ich dann 1,5 Stunden später los und musste auch nur bis Mannheim ein neues Ticket kaufen. Ab dort konnte ich im Nahverkehr auf dem Sparpreis-Ticket weiterfahren. So kam es dann, dass ich erst gegen Mittag am Bahnhof ankam. Eigentlich wollte ich dort um 10 Uhr loswandern. Aber die Sonne schien abends ja lange und mit dem Zug konnte ich auch noch gegen 20:00 Uhr nach Hause fahren.
Auf dem Richard-Löwenherz-Weg
Nach Ankunft am Bahnhof, musste ich einmal quer durch das hübsche Städtchen mit seinen kleinen Gassen, klappernden Mühlen und idyllischen Bachläufen. Beim Streifzug durch die Gassen vorbei an etlichen Restaurants und Gasthäusern konnte man schon einmal gucken, auf welcher Terrasse man es sich am Abend gemütlich machen würde. Wenn das mit der Zeitplanung alles hinhaut…
Unmittelbar nach der Altstadt ging es dann steil bergauf. Mein Wanderweg war von nun an gut sichtbar mit einer gelb-roten Plakette gekennzeichnet. Die schwarzen und rote Pfeile gaben die Richtung an, je nachdem, ob man im Uhrzeigersinn oder gegen ihn läuft. Also immer derselben Farbe folgen, dann kann nichts schief gehen.
Nach rund vier Kilometer Wanderung hat man dann an der Trifelsruhe das erste Mal einen Rund-um-Blick auf den Naturpark Pfälzer Wald. Die Trifelsruhe ist eine Art Friedhof, nur ohne Grabsteine, mehr so eine Art Friedwald. Ein kurzes Stück führt der Wanderweg auch durch diesen Friedwald. Aus Interesse hatte ich auf der Rückfahrt mal die Gebührenordnung des Friedhofes gesucht – verlinke ich euch am Ende des Blogpostes.
Wenige hundert Meter später, hat man dann am Wagaublick einen weiteren tollen Ausblick, diesmal aber in Richtung Frankreich und Nordvogesen. Kurz darauf passiert man dann den Asselstein. „Stein“ ist für einen 60 Meter langen, 10 Meter breiten und 58 Meter hohen Felsen vielleicht ein bisschen untertrieben. Über 80 Kletterrouten führen auf den Buntsandstein-Felsen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich lieber unten blieb und dabei den Klettenden beim Auf- und Abstieg zuschaute. Perfekter Ort für eine kleine Vesperpause. Für mich waren die Felsen der Hauptanlass überhaupt mal im Pfälzer Wald wandern zu gehen. In der Nähe des Asselsteins gibt es auch eine Hütte mit großem Biergarten, den man für eine Rast nutzen kann, wenn man nicht so viel Proviant mitschleppt.
Eine Stärkung ist aber auch notwendig, denn danach steigt der Richard-Löwenherz-Weg steil an und führt auf den 576 Meter hohen Rehberg. Einer der höheren Berge im Pfälzer Wald bzw. genauer gesagt im Wasgau. Auf dem Berg kann man dann noch den 14 Meter hohen Rehbergturm erklimmen. Dazu hatte ich mich trotz Höhenangst durchgerungen. Ich kam auf der Wendeltreppe auch bis ganz oben, aber als ich dann sah, dass man auf das offene Aussichtsplateau mit seiner 50 cm hohen Brüstung nur über eine ca. drei Meter hohe Leiter kommt, da verließ mich der Mut. Ich blieb sicherheitshalber auf einer der oberen Stufen der Leiter und schoss schnell ein paar „Beweisfotos“, bevor ich mich wieder nach unten machte.
Unten wartete auch schon die nächste Person, die auf den Turm wollte. Durch die beengten Platzverhältnisse im Turm nahmen alle Wanderer im Corona-Sommer sehr viel rücksichtig aufeinander und lösten sich unten ab, sodass immer nur ein Haushalt im Turm war. Ganz ohne entsprechendes Schild, das das anordnete. 😊
Weiter auf dem Annweilerer Burgenweg
Der Richard-Löwenherz-Weg, dem ich bisher folgte, führte von nun an über die Ortschaft Bindersbach und ein langgestrecktes Tal wieder zurück nach Annweiler. Ich hingegen nahm nun Kurs auf den Burgweg. Daher folgte ich etwa zwei Kilometern gewöhnlichen Forstwegen, bevor ich dann am Fuße des Scharfenbergs auf den zertifizierten Premiumwanderweg traf. Auf dem Scharfenberg findet man noch einige Reste einer Burgruine. Zusammen mit der Burgruine Anebos (wie Amboss) und der restaurierten Burg Trifels bilden diese drei Burgen die Trifels-Gruppe.
Volkstümlich wird die mittelalterliche Ruine auf dem Scharfenberg auch Münz genannt. Als Begründung für den Namen dient die Mutmaßung, dass die Stadt Annweiler auf der Burg ihre Münzen geprägt haben soll. Dies wäre jedoch wegen der räumlichen Entfernung und der Abgeschiedenheit sehr umständlich und risikoreich gewesen. Wie Wikipedia weiß, lässt sich der Name vielmehr vom lateinischen munitio ableiten, was Festung oder Bollwerk bedeutet.
Ich glaub ich muss es nicht weiter erwähnen, dass man auch auf diesem Berg wieder einen tollen Rundumblick hat. Folgt man dem Weg durch eine kleine Kuhle auf dem Bergrücken, so erreicht man nach rund 10 Minuten Fußmarsch mit der Anebos-Ruine die zweite der ehemals drei Burgen. Anders als an der Münz sind hier fast keine Überreste mehr zu sehen, dafür wartet mit dem Anebos-Felsen der nächste beeindruckende Felsen. Wenn man die Phantasie ein wenig schweifen lässt, dann könnte der Burgfelsen auch in einem Westernfilm in der weiten Prärie stehen.
Burg Trifels und König Richard Löwenherz
Am Ende der Tour wartet mit der Reichsburg Trifels noch ein Highlight. Zeitlich hatte ich es gerade noch so geschafft, mir um 17:12 Uhr ein Ticket für die Burganlage zu kaufen. Wenige Augenblicke später wurden dann keine Tickets mehr verkauft, weil die Burg um 18:00 Uhr schließt und 45 Minuten davor Einlassstopp ist. Hätte ich mal nicht verschlafen gehabt, dann hätte ich den Berg nicht so schnell hoch spurten müssen.
Zur Geschichte der Burg: ein Erbauungsdatum der Burg ist nicht überliefert, aber das erste Mal urkundlich erwähnt wurde sie im Jahr 1081. Ab dem Jahr 1113 hatte die mächtige Burg in exponierter Lage dann etwa zwei Jahrhunderte lang den Status einer Reichsburg. So wurden Burgen im Besitz des römisch-deutschen Wahlkönigs bzw. des römisch-deutschen Kaisers genannt.
In den Jahren 1193 und 1194 saß der gefangen genommene englische König Richard Eisenherz auf der Burg im Gefängnis. Nach einem Abkommen über ein paar hunderttausend Silbermark, das den dreifachen Jahreseinnahmen der Krone entsprach, wurde der englische König dann nach einigen Wochen in Haft auf Trifels wieder freigelassen. Belegt sind davon drei Wochen im Frühjahr 1193. Am Ende des Blogpostes verlinke ich euch noch den Wikipedia-Artikel mit den historischen Fakten.
Die Burg selbst verlor mit dem Verlust des Reichsburgenstatus ab dem 14. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 1602 brannte sie dann nach einem Blitzschlag nieder. Die Nutzung wurde aufgegeben und die Ruinenüberreste dienten im 18. Jahrhundert gar als „Steinbruch“.
Im Jahr 1841 begannen dann erste Sanierungsarbeiten durch den bayrischen König. Seit 1816 gehörte die Pfalz zum Königreich Bayern. Gut hundert Jahre später fanden auch die Machthaber in der Zeit des Nationalsozialismus Gefallen am Trifels und bauten die Burg ab 1938 wieder auf. Da über den mittelalterlichen Bauzustand der Burg wenig bekannt war, wurde sie im Stil einer süditalienischen Kastellburg aus der Stauferzeit neugestaltet.
Den Nazis ging es dabei sowieso nicht um eine möglichst realistische Rekonstruktion, sondern um eine Glorifizierung der deutschen Geschichte. Über Bauten wie die Reichsburg Trifels sollte die Verbundenheit vom Dritten zum Ersten Reich geschaffen werden. Auch den über zwei Stockwerke hohen Kaisersaal gab es in der Form im Mittelalter nicht. In den 30er- und 40er-Jahren galt die Burg Trifels als „nationale Weihestätte“. Die ganze Infos habe ich mir auch erst im Zug angelesen. Das ist das schöne am Zugfahren. Man hat Zeit zum Lesen.
Heute kann man auf dem Trifels Nachbildungen der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reichs besichtigen. Inzwischen ist die ehemalige Reichsburg mit über 100.000 jährlichen Besuchern nach dem Hambacher Schloss mit 200.000 Besuchern pro Jahr die am zweithäufigsten frequentierte Burg in der Pfalz.
Zurück im Luftort Annweiler
Nach der Besichtigung der Burg hatte ich noch ca. drei Kilometer Fußweg steil bergab ins Städtchen vor mir. Dass es mir sehr gefallen hat, habe ich ja eingangs schon erwähnt. Besonders hübsch fand ich die Wassergasse. In der Ecke nahm ich dann noch einen großen Teller leckere Käsespätzle in der „Alten Gerberei“ zu mir. Kartenzahlung mit Girocard (EC-Karte) war möglich. Der Eintritt an der Burg hingegen konnte nur bar bezahlt werden.
Nach der Stärkung machte ich mich dann gegen 19:30 Uhr zum Bahnhof. Übrigens ein sehr schöner Bahnhof mit ganz frisch erneuten Bahnsteigen. Für Anwohner steht auch ein kleines Fahrradparkhaus mit Stellplätzen zur Dauermiete zur Verfügung. Gleich daneben findet man noch eine Ladestation für E-Bikes und E-Autos.
Zurück fuhr ich übrigens mit der Strecke über Pirmasens Nord und Kaiserslautern eine andere Route wie auf der Hinfahrt am Morgen. Schade nur, dass kurz nach Abfahrt schon die Dunkelheit einsetzte. Ab Kaiserslautern saß ich dann im fast ganz leeren ICE, der aus Paris kam. Die dreisprachigen Durchsagen im Zug sorgten gleich noch für etwas Fernweh. Aber der Tag im Pfälzer Wald war ja auch ein bisschen wie Urlaub. Die Tour um Annweiler wird auch nicht meine letzte Wanderung im Naturpark gewesen sein, dafür gibt es in der Region noch viel zu viele schöne Ecken.
Nützliche Links
- Meine Tour und viele weitere Bilder bei komoot
- Wanderweg Richard-Löwenherz
- Wanderweg Annweilerer Burgenweg
- Wanderweg-Übersicht im Trifelser Land
- Infos zur erdgeschichtlichen Entstehungsgeschichte des Wasgau
- Infos zum Friedwald „Trifelsruhe“
- Wikipedia-Artikel zur Reichsburg Trifels
- Wikipedia-Artikel zur Gefangenschaft von König Richard Löwenherz
- Wikipedia-Artikel zur Burgruine Scharfenberg („Münz“)
- Wikipedia-Artikel zur Burgruine Anebos
Wenn euch der Bericht gefallen hat, lasst gerne einen Kommentar da. Wenn euch eine Info fehlt, bitte ebenso.
Meine Route bei komoot:
Ein Kommentar
Hallo Marco,
vielen Dank für Deinen schönen Bericht über Deine Tour Rund um Annweiler. Es hat mich sehr gefreut, dass es Dir bei uns so gut gefallen hat.
Viele Grüße aus der Trifelsstadt