Eisenbahnreise 16. August 2018

Tag 11 der Tour Baltica: Mein Abstecher zum Katharinenpalast

Am Montag fuhr ich raus aus der Stadt. Etwa 20 Kilometer Richtung Süden in einen Ort, der früher mal Zarendorf hieß. Dort findet man den Katharinenpalast und den Katharinenpark. Im Nachhinein könnte man das als etwas blauäugig bezeichnen. Doch warum? Vor den Toren St. Petersburgs erwarten einen ein riesiges Schloss und ein gigantischer Park mit diversen Pavillons und Lustschlösschen. Kurzum: dort lässt es sich aushalten! Zumindest früher. Im Jahr 2018 gilt das Versprechen leider nicht mehr uneingeschränkt.

Gleich am Einlass erwartete mich der Pavillon im Schlosspark.

Gleich am Einlass erwartete mich der Pavillon im Schlosspark.

Im Park verteilen sich die Massen an Touristen ja noch einigermaßen und man findet auch Ecken, in den man komplett für sich alleine ist, aber die Schlange für den Palast ist der blanke Horror… 😀 Alle wollen den Nachbau des verschollenen Bernsteinzimmers sehen. Doch der Reihe nach…

Der wunderschöne Ziergarten des Katharinenparks.

Der wunderschöne Ziergarten des Katharinenparks.

So richtig traute Zweisamkeit konnte dieses Brautpaar wohl auch nicht genießen...

So richtig traute Zweisamkeit konnte dieses Brautpaar wohl auch nicht genießen…

Mit der Russischen Eisenbahn, der RŽD, bin ich bis nach Puschkin, wie die Stadt heute heißt, gefahren. Damit war ich aber so ziemlich der einzige Tourist. Der Großteil der Touristen wird mit Reisebussen oder Kleinbussen angekarrt. Aber darauf hatte ich keine Lust, sondern habe lieber die Anreise auf eigene Faust gewählt. Da GoogleMaps die Fahrpläne der RŽD kennt, ist das auch nicht so besonders schwer. Die Fahrtkosten mit 70 Cent, überschaubar. Vom Bahnhof in Puschkin bis zum Parkeingang sind es etwa 1,5 bis 2 Kilometer. Aber der Fußweg führt durch wunderschöne Alleen. Also für jeden mit zwei gesunden Beinen machbar.

Ein nettes kleines Lustschlösschen direkt am See des Parks.

Ein nettes kleines Lustschlösschen direkt am See des Parks.

Die Kapelle des Palastes. Wunderbar funkelten die goldenen Türme in der Sonne.

Die Kapelle des Palastes. Wunderbar funkelten die goldenen Türme in der Sonne.

Morgen 10 Uhr morgens kam ich an einem kleinen Seiteneingang des Parks an. Auch hier noch friedliche Stille. Am Kassenschalter vor mir gerade mal zwei ältere Herrschaften aus Russland. Aber Schlange – nicht zu sehen. Dumm nur, denn da hatte ich mich zu früh gefreut. Kaum drin im Park, sah ich sie dann wieder. Die Menschenhorden. Vor dem Palast, der erst um 12 Uhr aufmacht schon eine 200-300 Meter lange und recht breite Schlange. Die meisten davon ausgestattet mit Campinghockern, die findige Russen hier an wartende Touristen vermieteten..

Die Schlange. Oder besser gesagt ein sehr kleiner Teil davon!

Die Schlange. Oder besser gesagt ein sehr kleiner Teil davon!

Gut dachte ich mir, das Schloss macht eh erst am Mittag auf, schaust du halt vorher den schönen Park an. Knapp zwei Stunden war ich dann erstmal im ruhigen Park unterwegs. In den weiter vom Schloss entfernten Teilen waren wirklich kaum Menschen. War auch eine super Idee, die Schlange war inzwischen auf 400-500 Meter angewachsen und voran ging es noch langsamer, da der Rundgang durch das Schloss nur einen bestimmten Durchlass an Menschen aufnehmen kann.

Super schöne und ruhige Ecken hat der Park trotzdem zu bieten. Die Kreuzfahrttouristen haben schlichtweg keine Zeit für die hinteren Ecken.

Super schöne und ruhige Ecken hat der Park trotzdem zu bieten. Die Kreuzfahrttouristen haben schlichtweg keine Zeit für die hinteren Ecken.

Hier hätte ich mir im Nachhinein betrachtet einfach sagen müssen“Ja gut, dann halt nicht…” und wieder nach St. Petersburg zurückfahren. Aber von den Aufsehern am Ende der Schlange hieß es ja, dass man nur zwei Stunden warten würde. Gut dachte ich mir, eine davon im Schatten, die andere in der Sonne, aber besonders heiß war es nicht. Das klingt doch machbar. Ich nutzte die Wartezeit wieder zum Bloggen. Nach 90 Minuten “Arbeitszeit” war der erste Abschnitt im Schatten auch überstanden, jetzt nochmal 90 Minuten in der Reihe vorm Schloss und ich bin drin. Dachte ich zumindest. Aber dann ging es bestimmt eine Dreiviertelstunde überhaupt nicht mehr vorwärts. Die bekannten Gesichter in der Schlange um einen herum verschwanden so langsam. Haben sie aufgegeben? Oder sich gar vorgedrängelt?

Je größer die Mütze, desto böser konnten die Aufpasser gucken.

Je größer die Mütze, desto böser konnten die Aufpasser gucken.

Ich wollte mal nachschauen und gab vor auf die Toilette zu müssen. Schlenderte entspannt an der Schlange vorbei und checkte mal ganz vorne die Lage. Auch hier ging nichts vorwärts. Trotzdem blieb ich erstmal stehen. Das sollte nun mein neuer Platz in der Schlange sein. Ein russisches Pärchen tuschelte über mich. Ich konnt es an den Blicken genau sehen. Kurz darauf sprach er mich auch an, aber ich versteh ja kein Russisch und gab mich ahnungslos. Er zog an mir vorbei, ich blieb stehen. Von nun an war ich akzeptiertes Mitglied an jener Stelle der Schlange. Nur noch 50 Meter vom Eingang entfernt. Die asiatische Gruppe hinter mir konnte die ganzen gleichaussehenden Europäer wohl ohnehin nicht genauer auseinander halten und beschwerte sich gar nicht erst.

Mehr als diesen Blick konnte ich von Innen leider nicht erhaschen.

Mehr als diesen Blick konnte ich von Innen leider nicht erhaschen.

Kurz hatte ich mich also gefreut, aber als ich dann nach einer weiteren halben Stunde merkte, dass es vielleicht 3-4 Meter vorwärts ging, da verließ mich die Lust. Nach rund drei Stunden in der Warteschlange inkl. nicht besonders nettem Vordrängeln hatte ich keinen Bock mehr auf das dumme Schloss und das doofe Bernsteinzimmer. Ich verabschiedete mich also ohne es von Innen gesehen zu haben vom Zarendorf. Wer unbedingt noch das Bernsteinzimmer sehen will, Jörg hat da vor einem Jahren ausversehen eins gemacht, war doch eigentlich streng verboten!

Zum Abschluss nochmal ein versöhnliches Park-Foto ohne Menschen!

Zum Abschluss nochmal ein versöhnliches Park-Foto ohne Menschen!

So im Nachhinein betrachtet, hab ich jetzt dafür kapiert, was der Jörg meinte, als er mir dazu riet unbedingt ein Gruppenticket für 35 Dollar bei GetYourGuide zu buchen. Manchmal dauert das bei meinem Dickkopf halt ein bisschen länger. Am nächsten Tag im Schloss Peterhof habe ich das teure Ticket dann gebucht.

Zu den weiteren Blogposts aus St. Petersburg

Nützliche Links:

Statistik der Tour Baltica St. Petersburg – Puschkin und zurück Gesamte Tour:
Kilometer: 45 Kilometer 2857 Kilometer
Im Zug verbrachte Zeit: 1 Stunde 43 Stunden 10 Minuten
Gesammelte Verspätung: 0 Minuten -29 Minuten
Anzahl der Züge: 2 13
Anzahl der Busse: 0 4
Anzahl der Speisewagenbesuche: 0 1,5
Fahrpreis: 1,30 € 130,20 €

Dieser Artikel wurde am 16. August 2018 um 21:40 Uhr von mahrko veröffentlicht.
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Ein Kommentar

  • Reply Beate Schmitz 16. August 2018 at 23:05:26

    Ich muss hier was richtig stellen: Jörg hat nie behauptet, dass er dieses versehentliche Foto des Bernsteinzimmers gemacht hat. ? aber Danke für den Credit ?

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